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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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„Herald Tribüne!“
    „Vielleicht gibt’s was Neues, und wir haben es verschlafen“, meinte Herr Wagner und kaufte dem Neger eine Zeitung ab. Er hatte sie noch nicht in seine Manteltasche gesteckt, da kam der Knabe namens Axel Kannengießer wieder angetrabt.
    „Ich habe jetzt Ihre Kabinen und die Plätze im Speisesaal“, verkündete er. Gleichzeitig winkte er zwei Matrosen heran. „Per favore, amigos.“
    „Sie sind Spanier?“ fragte Frau Finkbeiner die beiden Männer, die sich jetzt um das Gepäck kümmerten.
    „Yes, Madame“, antwortete der eine von ihnen. „Beide von Cardogena.“
    „Sie sprechen deutsch?“ wollte Frau Finkbeiner weiter wissen.
    „Ein wenig“, lächelte der Spanier. „Auf eine Schiff wir müssen sprechen ein wenig alle Sprachen Als sie über die Gangway an Bord gingen, blitzte es plötzlich. „Besten Dank“, sagte anschließend ein junger Mann hinter einem Fotoapparat. „Mein Name ist Weber, und ich bin der Bordfotograf. Ich werde Sie auf der ganzen Reise begleiten, und immer wenn es interessant wird, fotografiere ich die Passagiere. Meine Bilder hängen in den Schaukästen vor dem Speisesaal!“ Er nahm jetzt wieder seine Kamera vors Auge und blitzte zum zweiten Mal. „Nochmals besten Dank!“ Er grinste, und dann fotografierte er auch schon ein amerikanisches Ehepaar, das hinter den beiden deutschen Familien an Bord kam.
    Wer von der Besatzung im Augenblick nichts zu tun hatte, stand in den Gängen herum oder beugte sich über die Reling. Und die Passagiere, die sich zum Teil schon in ihren Kabinen eingerichtet hatten, taten das gleiche.
    „Wir sind jetzt auf dem B-Deck“, erklärte der Page Axel Kannengießer, als er mit den Wagners und den Finkbeiners durch einen der vielen Korridore ging. „Ihre Kabinen liegen im A-Deck.“
    „Also eine Etage höher“, sagte Peter.
    „Und wenn wir im nächsten Gang rechts abbiegen“, meinte Ulli, „landen wir mit ziemlicher Sicherheit vor zwei Aufzügen.“
    „Ach, ihr kennt das Schiff schon?“ fragte der Junge mit der Stubsnase und den Sommersprossen ein wenig enttäuscht.
    „Nur auf dem Papier“, erklärte Peter. „Wir haben den Schiffsplan auswendig gelernt.“
    „Alle Achtung“, sagte Axel Kannengießer.
    „Und übrigens sind wir so was wie Kollegen“, meinte jetzt Ulli. „Ich bin Page im Hotel Kempinski in Berlin.“
    „Ist ja prima. Da sollten wir bei Gelegenheit unsere Erfahrungen austauschen“, bemerkte der flachsblonde Junge in seiner roten Uniform, und das hörte sich so an, als hätte ein Generaldirektor diesen Vorschlag gemacht.
    Jetzt bog Axel Kannengießer rechts ab in einen Seitengang. „Und da sind jetzt tatsächlich eure beiden Aufzüge“, sagte er.
    Im A-Deck ging es zuerst wieder durch einen langen Korridor mit vielen Türen, die alle numeriert waren.
    Das Holz an den Wänden blitzte wie Glas. Die Stangen und Griffe aus Messing glänzten wie Christbaumkugeln.
    Irgendwo summten Dynamos und Ventilatoren. Stewards liefen mit Blumen oder Telegrammen durch die Gegend. Gepäckträger klirrten und klapperten. Passagiere begrüßten oder verabschiedeten sich, lachten oder weinten auch ein wenig dabei.
    „Es riecht nach frischer Farbe und warmem Öl“, stellte Herr Wagner fest.
    „Und nach Salzwasser“, ergänzte Frau Finkbeiner.
    Vor einer Tür mit der Nummer 220 blieb der Page Kannengießer stehen. Beinahe im gleichen Augenblick kam ein junger Mann in einer weißen Jacke angelaufen. Er verbeugte sich kurz und strich sich dann seine ziemlich langen Haare aus der Stirn. „Ich bin Ihr Kabinensteward“, sagte er. „Die Passagiere sagen im allgemeinen nur Horst zu mir.“ Er hatte inzwischen eine Liste aus der Tasche geholt. „Die Kabine 220 ist für das Ehepaar Finkbeiner gedacht.“ Er öffnete die Tür. „Übrigens alles Außenkabinen.“
    „Ist ja fabelhaft!“ sagte Frau Finkbeiner.
    Der Raum hatte zwei Betten, eine Dusche, Sessel, Tisch, hübsche blaue Gardinen und ein rundes Bullauge, durch das man im Augenblick noch einige Wolkenkratzer sehen konnte.
    „Und sogar ein Fernsehapparat?“ fragte Herr Finkbeiner erstaunt.
    „Allerdings nur für das Bordfernsehen“, erklärte der Page Kannengießer. „Wir haben nämlich oben im Brückendeck für das Schiff ein eigenes Aufnahmestudio.“ Die spanischen Matrosen hatten inzwischen schon die Finkbeinerschen Koffer hereingebracht.
    Die Nummer 222 war gleichfalls eine Doppelkabine und sollte eigentlich von Herrn Wagner und seinem Sohn Ulli bezogen

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