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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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jenseits der Berge die Smaragdenstadt aus der Gewalt Urfin
Juices erlöst und mich und den Eisernen Holzfäller aus der Gefangenschaft
befreit… Allerdings pflegten meine Handwerker damals noch keine Orden
zu machen. Aber warum hab ich jetzt nicht daran gedacht, wo der Riese
von jenseits der Berge wieder gekommen ist, um uns zu helfen, wo er im
Kampf gegen einen furchtbaren Feind sein kostbares Leben aufs Spiel
setzt? Oh, ich Dummkopf, ich Einfaltspinsel! Wieso ist es mir nicht
eingefallen, diesen hinge-bungs-vollen Mann für seine Verdienste mit dem
Orden des Smaragdensterns auszuzeichnen?! Lieber Freund, verzeiht mir
mein Versäumnis und nehmt diese Auszeichnungen…“
Trotz aller (nebenbei gesagt, schwacher) Proteste Charlie Blacks heftete der
Herrscher an dessen Matrosenjacke die drei höchsten Orden des Landes,
die aus Gold gefertigt und mit Smaragden besetzt waren. Erst danach
wurde der für Tilli-Willi bestimmte Orden in seine eiserne Brust
geschraubt. „Schade, daß es keinen Spiegel gibt“, seufzte der Riese, „ich
hätte gerne gewußt, wie so ein Ding auf meiner Brust aussieht…“
Das nächste Hindernis auf dem Wege war ein gewaltiger Steinhaufen, der
von einem Bergrutsch herzurühren schien. Arachna hatte viel gearbeitet, bis
sie diesen Berg aus riesiger Steinbrocken aufgetürmt hatte.
Das nützte ihr jedoch wenig, denn in drei Stunden räumte TilliWilli alles
fort. Etwas später fuhr der Wagen aus den Bergen hinaus und hielt auf einer
Ebene, wo man Nachrichten von Ramina abzuwarten beschloß.

DAS ENDE DES ZAUBERTEPPICHS
    Seit einigen Tagen stand die Mäusearmee an der Grenze von Arachnas
Besitzungen. Am Tag hielten sich die Mäuse in Erdlöchern verborgen,
nachts marschierten sie in geschlossenen Reihen auf die vom giftigen
Nebel unberührten Felder der Hexe, um ihren Hunger zu stillen.
Jeden Tag beobachteten verborgene Späher, wie die Hexe mit ihrem
Teppich davonflog und erst nach Stunden zurückkehrte. Ramina war
zweimal beim Riesen von jenseits der Berge gewesen und hatte von ihm
erfahren, daß die Kampfhandlungen der Hexe keinen Erfolg hatten. Nachts
schlichen sich Kundschafter der Mäusearmee auf geheimen Pfaden an den
Schlupfwinkel Arachnas heran und kehrten mit der Meldung zurück, daß
der Teppich in der Höhle versteckt und für niemanden erreichbar sei.
Es begab sich an einem regnerischen Tag, daß der Teppich sehr naß wurde
und man ihn vor der Höhle zum Trocknen ausbreitete, wo er auch in der
folgenden Nacht liegen blieb, wie es in der frohen Botschaft hieß, die ein
Spähtrupp Ramina überbrachte. Sofort wurden Meldegänger auf die Felder
ausgeschickt, wo die Mäuse nach einem hungrigen Tag wieder etwas zu
sich nahmen. Der Befehl, den sie verkündeten, lautete:
„Alle Abteilungen haben sich zu versammeln und die Stellungen
einzunehmen, die in der Disposition angegeben sind!“
In weniger als einer halben Stunde waren alle Divisionen und Regimenter
marschbereit. In der Finsternis hätte niemand die grauen Fälle der Mäuse
von der Erde unterscheiden können.
Von allen Seiten pirschten sich die Regimenter an den Teppich heran. Das
Rascheln der winzigen Pfoten und die leisen Befehle, die von Zeit zu Zeit
erteilt wurden, waren kaum vernehmbar. Die Teppichwache, zwei alte
Zwerge, lag in festem Schlaf da, und auch Arachna schlief, erschöpft von
den Anstrengungen des Tages. Tausende und aber Tausende Mäuse
verteilten sich über den Zauberteppich, Hunderttausende scharfe Zähnchen
bohrten sich in sein Gewebe, daß die Wolle zu knistern begann, und bald
zeigten sich auch schon die ersten Löcher. Die Königin hatte ihrem Volk
streng befohlen, mit voller Hingabe zu arbeiten und sich nicht darauf zu
beschränken, den Teppich zu zernagen. „Jeder Faden muß aufgegessen
werden, selbst wenn es noch so widerlich schmeckt!“ hieß es im Befehl.
„Bis zum Morgen ist die Arbeit abzuschließen, und wo der Teppich war,
darf nichts als nackte Erde zurückbleiben!“
Die Mäuse scheuten keine Mühe. Ihre Zugführer paßten auf, daß kein
Faden übrigblieb. Wenn eine Maus einen Faden nicht verschlingen konnte,
weil er zu lang war, sprang ihr eine andere bei und biß das Stück ab, das
jene nicht bewältigen konnte.
Die Wache schnarchte friedlich, während der Teppich sich nach und nach
in ein Sieb verwandelte. Mit ihren Pfötchen die prallen Bäuche streichelnd,
begannen sich die Mäuse zurückzuziehen, obwohl noch viel Wolle dalag.
Die kluge

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