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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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zimmern und
das zerbrochene Rad zu richten. Inzwischen renkte Doktor Boril den
Verletzten Arme und Beine ein und legte Salbe auf ihre Wunden.
Die Reparatur des Wagens endete erst am Abend, und deshalb beschloß
man, an dieser Stelle zu übernachten.
„Wir sind noch gut davongekommen“, sagte Charlie Black, „es hätte viel
schlimmer ausgehen können. Die Hexe ist gefährlich, wir müssen auf der
Hut sein.“
„Man soll nicht in eine Grube fallen“, sagte der Scheuch bedächtig. „Eine
Grube ist schlimm, ein ebener Weg gut. Wenn wir immer nur auf ebenen
Wegen fahren, werden wir niemals in Gruben fallen.“
Alle Anwesenden gaben dem Scheuch recht, konnten aber mit seinem Rat
nicht viel anfangen, denn vor getarnten Fallen bot er keinen Schutz.
Am nächsten Tag schlug man das Nachtlager am Ufer eines kleinen tiefen
Flusses auf. Charlie Black, Ann, Din Gior, Faramant, Boril und Tim
schliefen, vom holprigen Weg erschöpft, im Wagen. Nur der Scheuch und
der Eiserne Holzfäller, die keinen Schlaf kannten, unterhielten sich. Das
Gespräch, das sie seit vielen Jahren führten, drehte sich immer um die
Frage, was besser sei: ein Gehirn oder ein Herz.
Während ihres hitzigen Streitgesprächs drang plötzlich dumpfer Lärm aus
der Ferne, und im selben Augenblick erbebte die Erde. „Muß wohl ein
Erdsturz sein“, sagte der Holzfäller und fuhr fort nachzuweisen, daß ein
Mensch, der ein liebendes Herz hat, kein Gehirn brauche.
Es verging fast eine Stunde. Charlie Black träumte, er fahre auf einem
Schiff und höre die See außenbords rauschen. Er erwachte, und zu seiner
Verwunderung hörte er unter dem Wagenboden wirklich Wasser rauschen.
Er stieß die Tür auf, schaute hinaus und gewahrte Wasser. Soweit das Auge
Finsternis und Nebel durchdringen konnte, war nichts als Wasser zu sehen.
„Alarm!“ rief Charlie. „Überschwemmung!“ Din Gior, Faramant, Boril,
Tim und Ann sprangen von ihren Sitzen auf.
„Lestar schläft natürlich in seiner Kabine, und Tilli-Willi kommt von selbst
nicht auf den Gedanken, daß wir seine Hilfe brauchen“, sagte Din Gior. „Er
versteht nicht, wie bedrohlich unsere Lage ist. Ich gehe mal schnell hin!“
Er warf seinen prächtigen Bart über die Schulter, den Ann einen Tag vorher
zu einem dreisträhnigen Zopf zusammengeflochten hatte, und stieg aus
dem Wagen. Er mußte bis zur Brust im Wasser waten, um zum Riesen zu
gelangen, und als er schließlich dessen Beine erreichte, begann er mit der
Faust gegen sie zu hämmern. „Was ist los?“ rief Lestar, der nach einem wie
immer sehr ermüdenden Gespräch mit seinem Zögling gerade erst
eingeschlafen war. „Schau hinaus, du wirst’s sehen!“ erwiderte Din Gior.
Tilli-Willi hatte bereits begriffen, daß etwas Schlimmes geschehen war. Er
nahm Din Gior vorsichtig auf die Hand und setzte ihn auf seine Schulter.
Charlie Black, der die Tür hinter Din Gior zugeschlagen hatte, machte jetzt
dem Scheuch, dem Eisernen Holzfäller und Lan Pirot, der zur
Berichterstattung erschienen war, Vorwürfe, weil sie das Alarmsignal nicht
rechtzeitig gegeben hatten. Der Scheuch und der Holzfäller rechtfertigten
sich damit, daß sie Landratten seien und noch niemals Wassergeräusche
gehört hätten, der ehemalige General. aber sagte, der Fluß sei unerwartet
aus den Ufern getreten und habe seine Kumpel überrascht: Noch bevor sie
an etwas denken konnten, standen sie schon im Wasser. Es hatte jetzt
wenig Sinn, nach Schuldigen zu suchen, die Ursache der Bescherung war
auch so allen klar. Der dumpfe Lärm, den der Holzfäller und der Scheuch
vernommen hatten, war durch einen Erdsturz verursacht worden, den die
Hexe hervorgerufen hatte, um den Fluß abzuriegeln. Das steigende Wasser
hatte den Wagen angehoben, der jetzt auf den Wellen schaukelte, und weil
er keinen einzigen Ritz besaß, sickerte kein Wasser durch.
„Unsere Festung hat sich in ein Schiff verwandelt, und Charlie Black ist
sein Kapitän, hurra!“ rief Tim begeistert. „Befehlt, Kapitän, Schiffsjunge
Tim O’Kelli wird immer seine Pflicht tun!“
Charlie stand jedoch der Sinn nicht nach Übermut. Die Lage war
bedrohlich. Das Hochwasser konnte den Wagen in ein Gestrüpp abtreiben,
das ihn vielleicht nicht freigeben würde. Die Holzköpfe konnten ihn nicht
halten, weil sie aus Holz waren und wie der Wagen auf dem Wasser
trieben. Zum Glück traf Tilli-Willi rechtzeitig ein. Er ging auf die
schwimmende Festung zu und fragte vor allem nach Papa Charlies

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