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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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unseren Augen nichts verborgen
bleibt? Das Komischste an der Sache war, daß die Herrin in der unerschütterlichen Überzeugung lebte, nur sie kenne das Versteck.“
Der Alte kicherte und mit ihm alle anderen Zwerge.
„Ich danke euch, Freunde, aber aufrichtig gesagt, möchte ich nicht
häusliche Spione haben, wie ihr es seid“, sagte Ann lachend. Darauf
lachten die Zwerge noch stärker. Wenige Stunden später traf der Trupp
Charlie Blacks aus den Bergen ein. Man kann sich vorstellen, wie groß die
Freude der Ankömmlinge war, als sie in den Händen des Mädchens das
Buch sahen, um das sie so schwer hatten kämpfen müssen. Hätte man das
Buch nicht gefunden, wären alle ihre Mühen umsonst gewesen und das
Zauberland hätte daran glauben müssen. Mitten in dieser allgemeinen
Freude, als man sich gegenseitig die Hände schüttelte und auf die Schultern
klopfte, kroch aus einem unbemerkten Versteck Ruf Bilan hervor.
Das Gesicht des Verräters war grau vor Scham und Entsetzen. Er verbeugte
sich unterwürfig vor dem Scheuch und dem Riesen von jenseits der Berge
und bat sie, ihn für seinen neuen Verrat nicht allzu hart zu bestrafen.
„Ich bin unschuldig“, stammelte er. „Als ich aus dem langen Schlaf in der
Höhle erwachte, begann mich einer der unterirdischen Erzgräber zu
erziehen, doch ehe ich etwas lernte…“
„Haben dich die Zwerge geholt, die Arachna nach dir geschickt hatte“, fiel
ihm der Scheuch ins Wort. „Das alles ist uns bekannt, wir wissen, daß du in
die Hände der Hexe fielst, als man aus dir noch etwas Ordentliches machen
konnte. Das mildert deine Schuld“, fügte der gerechte Herrscher hinzu.
Bilan warf sich vor ihm auf die Knie.
„Ihr schenkt mir also das Leben?“ jauchzte er. „Oh, ich werde Eure
Barmherzigkeit nie vergessen!…“
„Ja, aber in deiner heutigen Art bist du eine Schande für deinen Stamm.
Man wird dich wieder einschläfern müssen…“ Das Entsetzen im Gesicht
Bilans gewahrend, fuhr der Scheuch beruhigend fort: „Allerdings sollst du
nicht für lange Zeit eingeschläfert werden, ein Monat oder zwei werden
wohl genügen. Danach wird man dich erst richtig umerziehen. Jetzt geh in
die Smaragdenstadt und teile Ruschero mit, ich habe gebeten, einen
anständigen Menschen aus dir zu machen.“
„Bei allen Masten und Segeln!“ rief Charlie Black, „das ist ein guter
Einfall, Bruder Scheuch!“
Ruf Bilan verneigte sich bis zur Erde, stammelte unzählige Dankesworte
und machte sich auf den Weg. Als er hinter einem Hügel verschwand, trat
aus der Schar der Zwerge Kastaglio hervor und wandte sich ehrerbietig an
den Scheuch:
„Dreimalweiser Herrscher der Smaragdeninsel! Wir haben schon lange von
Euren hervorragenden Eigenschaften gehört, und wir bitten Euch jetzt, uns
Zwerge unter Eure hohe Schirmherrschaft zu nehmen!“
„Was heißt das?“ fragte der Scheuch verwundert.
„Das heißt, daß wir Eure Untertanen sein möchten. Wir wissen natürlich,
daß wir eine solche Ehre nicht verdient haben, doch sind wir bereit, Euch
jeden Tribut zu zahlen, den Ihr uns aufzuerlegen geruhet.“
Der Scheuch stützte sich bedächtig auf seinen prächtigen Stock, den er
während des ganzen Feldzugs zu bewahren verstanden hatte. Die Bitte der
Zwerge schmeichelte ihm sehr.
„Hm… hm…“, räusperte er sich. „Eure Bitte kommt mir etwas überraschend, doch meine ich, ihrer Erfüllung stehen keine erschwerenden
Umstände im Wege.“
Dieser nebelhafte Satz flößte den Zwergen große Achtung ein. Sie bewunderten die Gelehrsamkeit des Scheuchs um so mehr, als ihre frühere
Herrin niemals solche gelehrten Ausdrücke verwendet hatte.
„Dürfen wir das, Euer Wohlgeboren, so verstehen, daß Ihr unseren Wunsch
zu erfüllen bereit seid?“ fragte Kastaglio zaghaft. „Ja, gewiß“, sagte der
Scheuch herablassend. „Und was den Tribut angeht… Ich habe gehört, ihr
habt hier eine genaue Chronik eures Landes geführt, stimmt das?“
„Ja, Euer Wohlgeboren, wir führen sie bereits seit fünftausend Jahren!“
erwiderte Kastaglio stolz.
„Schön, ihr sollt sie weiterführen, und das wird der Tribut sein, den ich
euch auferlege!“ „Hurra!! Es lebe der Dreimalweise Scheuch!“ riefen die
Zwerge im Chor. „Natürlich werdet ihr uns die Früchte eurer Arbeit
zeigen“, schloß der Scheuch milde.
„Gestattet uns, Euch alle Rollen unserer Chronik darzubringen, wir haben
sie fünftausend Jahre lang aufbewahrt. Bei uns liegen sie nutzlos da, in der

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