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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Party, Jungs?« Und dann: »Wo ist denn der alte Krieger, verdammt noch mal!«
      »Heilige Scheiße!« meinte Böhmert neben mir leise und sprang auf. Weil ihre Stimme so laut und resolut kam, herrschte plötzlich eine eisige Stille. Alle Köpfe fuhren herum. Da kam sie um die Ecke. Sie sah klein und bunt und zerbrechlich aus wie ein Clown.
      Ich spürte, daß Böhmert heftig werden wollte. »Ihre Leute haben die extra durchgelassen!« flüsterte ich scharf. »Extra!«
      Er sah mich verblüfft an und flüsterte dann zurück: »Na sicher!«
      »Was ist denn das für eine Party hier, und wo ist der alte Haudegen?« röhrte sie klar und laut. Dann etwas leiser, ein wenig erstaunt: »Ihr habt ja gar keine Musik hier.«
      Dann sah sie die Polizeiautos. Sie fuhr herum, als fürchte sie einen Angriff. Da war nichts. Sie wandte sich langsam wieder nach vorn, stand da, stemmte sich gegen das, was kommen würde.
      »Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf?« Horst Böhmert ging ganz ruhig auf sie zu.
      Die vielen Männer im Wohnzimmer verharrten so still, als hofften sie, nicht entdeckt zu werden.
      »Ich bin die Germaine«, sagte sie zögernd.
      »Germaine?« fragte Böhmert. »Germaine was?«
      »Germaine Suchmann«, sagte sie. Ihr Gesicht war angespannt, fast verzerrt. Aber sie konnte die Leiche nicht sehen. »Wo ist der General? Wo ist Otmar?«
      »Moment, Moment«, beruhigte Böhmert sie. »Hier ist gerade eine wichtige Konferenz. Bleiben Sie bitte dort stehen.« Er ließ sie einfach nicht vorbei.
      Dann entstand Bewegung im Wohnraum. Der kleine Dicke machte sich mit lächerlich kurzen Schritten auf den Weg.
      »Böhmert!« Seine Stimme war scharf. »Wie kann denn so etwas passieren?«
      Böhmert drehte sich nicht zu ihm herum; es war überdeutlich, daß er den Dicken nicht mochte. »Dies ist ein Tatort. Wenn ein Fremder unbedingt auf den Tatort will, dann sollte man ihn nicht aufhalten, sondern fragen, warum er das tut. So machen wir das wenigstens.«
      Er klang richtig arrogant. Mir wurde klar, daß Böhmert ein guter Polizist war. Aber ich stellte mir die Frage, ob man ihm je eine Karrierechance geben würde.
      Der Dicke begriff, schaltete zurück und sagte sanft: »Na sicher.« Dann machte er einen Schritt vorwärts. »Meine Dame. Was kann ich für Sie tun?«
      Der Wind ging sanft durch die Kronen der Buchen, die Gesellschaft im Wohnzimmer wirkte wie eine Versammlung von Schaufensterpuppen in einem modernen Stück. Die Lichtbahnen, die durch die Türen fielen, machten die Bühne perfekt.
      »Ich wollte zu General Otmar Ravenstein. Dies ist sein Haus.«
      »Wer sind Sie denn?«
      »Eine Freundin«, sagte sie einfach.
      »Es ist elf Uhr nachts«, bemerkte der kugelige Dicke. »Kommen Sie oft um diese Zeit?«
      »Ich bin der Meinung, das geht Sie nichts an«, sagte sie. »Wir waren verabredet, ich. .. Nein, das geht Sie nichts an.«
      »Wollen Sie sagen, er hat Sie herbestellt?«
      »Wenn Ihnen das besser gefällt, ja.« Sie versuchte einfach, um Böhmert und den kugeligen Dicken herumzugehen.
      Sie führten ein lautloses Ballett auf. Die Frau machte zwei Schritte links, drei Schritte rechts, und Böhmert und der kleine Dicke tanzten vor ihr her. .
      »Das ist doch lächerlich«, sagte ich laut. »Der General ist tot, er wurde erschossen.«
      Das Ballett hörte auf, Böhmert sah mich fast erleichtert an. »Richtig.«
      »Vollkommen richtig«, bestätigte der kugelige Dicke. »Das müssen wir Ihnen leider sagen.«
      Sie blieb da stehen und starrte vor sich auf den Boden. Sie war sicher nicht größer als einen Meter fünfundfünfzig. Ihr Gesicht war schmal und scharf geschnitten, mit großen dunklen Augen. Sie hatte lange, tiefbraune Haare, die sie mit einem feuerroten Tuch gebändigt hielt, wie wir es als Kinder von dem Seeräuber Errol Flynn kannten. Sie war nicht eigentlich hübsch, aber auf eine eigenwillige Weise schön, und vielleicht mochte sie diese Schönheit nicht, denn sie trug einen sackähnlichen Pullover in wild fließenden Farbstreifen. Grau, grün, rötlich. Dazu ein in braun-gelbe Streifen geschnittener Rock über rostroten Stiefeln. Sie hatte alles getan, um ein verwirrendes Bild von sich zu geben, und als sie mit großem Mund. »Das ist doch verrückt!« hauchte, sah ich die Zahnlücke. Oben fehlte ihr ein Schneidezahn, und das machte sie seltsam verletzlich.
      »Doch, es stimmt«, brummte Böhmert.
      Im

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