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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Sie frage, ob der General aus privaten oder militärischen Gründen erschossen wurde, was würden Sie antworten?«
      Sie war wütend; sie starrte mich aus weit offenen Augen an. »Er ist tot, und Sie stellen derartige Fragen.«
      »Sie haben mich gefragt, ob seine Kinder in der letzten Zeit hier waren. Sie hatten doch auch einen Grund, das zu fragen, verdammt noch mal.«
      Sie sah in die Wipfel der Bäume. »Ja, ja. Komisch, zuerst habe ich gedacht: Da haben sich die Kinder geholt, wonach sie gieren.«
      »Sagten Sie gieren?«
      »Ja. Die Kinder sind geldgeil. Es ist so furchtbar, einen Mann so zu erschießen.«
      »Hat er mit Ihnen je über seine Feinde gesprochen?«
      »Nein, so ausdrücklich nicht. Er hat immer vorausgesetzt, daß ich weiß, daß er Feinde hat. Muß er ja auch. Wenn ein General plötzlich auf die Idee kommt, Kriege seien nicht mehr führbar. Er hat auf gut deutsch gesagt: Alle Militärs, die einem Traum vom totalen Sieg nachhängen, sind Arschlöcher!«
      »Das habe ich irgendwo gelesen. War er eigentlich ein fröhlicher Mann?«
      Sie strahlte, es war, als sei eine kleine Sonne aufgestiegen.
      »O ja, du lieber Himmel, war er fröhlich. Alles an ihm war fröhlich, sogar seine Hände.« Sie schloß die Augen und kniff die Lippen zusammen. Sie zündete sich hastig und zittrig eine Gauloises an und war verlegen. »Er mochte Willy Brandt und hatte auch dieselben Lieblingswitze wie Brandt. Kennen Sie den von Lenin?«
      »Ich kenne kaum gute Witze.«
      »Der Jude Schmuel hat jahrelang einen Ausreiseantrag aus der Sowjetunion nach Israel laufen. Endlich kann er raus. Er geht auf dem Moskauer Flughafen durch den Zoll, und die Zöllner entdecken in seinem Gepäck einen großen Metallklumpen. Schmuel muß ihn auspacken, es ist eine Büste Lenins. >Was willst du damit in Israel?< fragen sie. >Nun<, sagt Schmuel, >werde ich in Israel Heimweh nach Rußland haben. Werde ich Lenin angucken und damit fertig werden.< Die israelischen Zöllner in Tel Aviv entdecken den Metallklumpen natürlich auch und fragen ihn. Sagt Schmuel: >Nun, wenn ich Heimweh nach Rußland kriege, und ich werde es kriegen, sehe ich Lenin an, und es wird sich beruhigen.< Schmuel bekommt eine Wohnung und stellt die Büste auf einen Sockel. Kommt ein sehr konservatives Ehepaar zu Besuch. >Lenin? Hier? Lenin?< - >Nein, nein<, lächelt Schmuel, >Platin!«<
      Ich lachte, es war wie eine Explosion.
      Horst Böhmert kam um die Ecke und fragte: »Wird hier schon das Fell versoffen?«
      Ich erzählte ihm den Witz, und er lachte und setzte sich zu uns.
      Germaine Suchmann stand auf: »Darf ich die Toilette benutzen?«
      »Sicher«, murmelte Böhmert. »Irgendwelche Spurenspezialisten werden erst gar nicht kommen.«
      »Also wird gar nicht untersucht?«
      Er schüttelte den Kopf und sah hinter der Frau her. »Der General war ein wichtiger Mann, sehr wichtig. Sie werden es herunterspielen, sie werden sich irgend etwas einfallen lassen. Sie werden es natürlich untersuchen, aber ganz heimlich. Es wird still werden.«
      »Woher wissen Sie das?«
      »Man kriegt so einiges mit.«
      Germaine Suchmann kam aus der Badezimmertür und ging dann in den Windfang. Sie kam um die Ecke des Hauses und setzte sich wieder zu uns.
      Die Versammlung in des Generals Schlafzimmer war zu Ende, und sie kamen die Wendeltreppe herunter. Der Dicke trat an den Tisch. »Herr Böhmert, mit Ihnen spreche ich später. Haben Sie die Siegel?«
      »Natürlich«, sagte Böhmert und verschwand.
      Der Dicke beugte sich vor. »Was hier geschah, ist schlimm. Wie Sie wissen, war er nicht irgendein General ...«
      »ATOMAL und NATO COSMIC«, sagte ich schnell.
      »Ach, das wissen Sie schon. Nun, so ist es. Wir sind nach Lage der Dinge nicht geneigt anzunehmen, daß das irgendwie mit des Generals früherer dienstlicher Tätigkeit zu tun hat. Wir glauben an eine höchst brutale private Sache. Trotzdem wollen wir sichergehen und alle Möglichkeiten untersuchen. Deshalb absolute Nachrichtensperre, Herr Baumeister. Sie dürfen in dieser Sache nicht recherchieren. Wir wissen, daß Sie gern wider den Stachel locken, aber in diesem Fall kenne ich nur einen Haftbefehl und kein Pardon.« Er wartete meine Antwort nicht ab, sondern setzte hinzu: »Wir ziehen Sie insofern ins Vertrauen, als wir Ihnen genau sagen, was wir beabsichtigen. Da wir nicht verhindern können, daß der Tod des Generals bekannt wird, werden wir eine

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