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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Menschenverstand aufgelehnt. Ein Tiefdruckgebiet im Golf von Bengalen war für das schlechte Wetter verantwortlich gewesen. Sturmböen hatten mit bis zu hundertsechzig Stundenkilometern auf das Lager eingetrommelt, eines der Zelte weggeweht und Leute im Freien umgeworfen. Der zeitweise damit einhergehende Schneefall hatte der ungeschützten Haut wie Sandpapier zugesetzt.
    Der heutige Morgen aber war ebenso strahlend gewesen wie ihre Hoffnungen. Der Khumbu-Gletscher funkelte im Sonnenschein. Über allem aber schwebte der Everest, umringt von seinen Nachbargipfeln, eine Hochzeitsgesellschaft ganz in Weiß.
    Lisa hatte etwa hundert Fotos aufgenommen, um das veränderliche Licht in all seiner vergänglichen Schönheit einzufangen. Jetzt verstand sie auch die Namen, die man dem Everest gegeben hatte: Auf Chinesisch hieß er Chomolungma, Muttergöttin der Welt, auf Nepalesisch Sagarmatha, Himmelsgöttin.
    Der inmitten der Wolken schwebende Berg glich tatsächlich einer Göttin aus Eis und Fels. Und sie waren hergekommen, um die Göttin anzubeten und sich des Himmelskusses als würdig zu erweisen. Billig war das gerade nicht gewesen. Fünfundsechzigtausend Dollar im Voraus. Die Zeltausrüstung, Träger, Sherpas und so viele Yaks, wie man wollte, waren im Preis natürlich inbegriffen. Das Muhen eines weiblichen Yaks schallte durchs Tal. Das Yak war eines von zwei Dutzend Tieren, die dem Bergsteigerteam behilflich waren. Die Farbtupfer der gelben und roten Zelte schmückten das Lager. Fünf weitere Lager teilten sich die felsige Fläche und warteten mit ihnen darauf, dass die Sturmgötter ein Einsehen hatten.
    Ihrem Sherpaführer zufolge aber würden sie noch warten müssen.
    »Was für ein Mist«, sagte der Manager einer Bostoner Sportartikelfirma. Bekleidet mit einem modischen Dauneneinteiler, stand er mit vor der Brust verschränkten Armen neben seinem fertig gepackten Rucksack. »Sechshundert Dollar kostet der Spaß pro Tag, und wir drehen Däumchen. Die verarschen uns doch. Am ganzen Himmel ist kein einziges beschissenes Wölkchen zu sehen!«
    Er hatte die Stimme gesenkt, als wollte er einen Aufstand anzetteln, den er selbst nicht anführen wollte.
    Lisa kannte den Typ. Eine Typ-A-Persönlichkeit … A wie Arschloch. Vielleicht hätte sie besser nicht mit ihm schlafen sollen. Bei der Erinnerung daran schauderte sie. Sie hatten sich in den Staaten miteinander verabredet, nach einer Organisationsbesprechung im Hyatt in Seattle und nach zu vielen Whiskey Sour. Boston Bob war nichts weiter gewesen als ein Hafen, den man bei Sturm anlief … nicht der erste und wahrscheinlich auch nicht der letzte. Eines aber war sicher: In diesem Hafen würde sie nie wieder vor Anker gehen.
    Wahrscheinlich war das der Hauptgrund für seine Aggressivität.
    Sie wandte sich ab und überließ es ihrem jüngeren Bruder, die Wogen zu glätten. Josh, ein Bergsteiger mit zehnjähriger Erfahrung, hatte dafür gesorgt, dass sie an einer von ihm betreuten Expedition teilnehmen durfte. Mindestens zweimal im Jahr leitete er Bergsteigerexpeditionen in der ganzen Welt.
    Josh Cummings hob die Hand. Er war blond und schlank wie seine Schwester und trug eine schwarze Jeans, die er in die Schäfte seiner Sportstiefel gesteckt hatte, sowie ein graues, ultraleichtes Thermohemd.
    Er räusperte sich. »Taski hat den Everest schon zwölfmal bestiegen. Er kennt den Berg und seine Launen. Wenn er sagt, das Wetter ist zu unbeständig, um höher zu steigen, dann verbringen wir eben noch ein paar Tage mit Akklimatisierung und Training. Wer möchte, kann auch mit zwei Führern einen Ausflug zum Rhododendrenwald im unteren Khumbu-Tal unternehmen.«
    Jemand hob die Hand. »Wie wäre es mit einem Tagesausflug zum Everest View Hotel? Wir kampieren schon seit sechs Tagen in diesen verdammten Zelten. Gegen ein heißes Bad hätte ich nichts einzuwenden.«
    Der Vorschlag stieß auf zustimmendes Gemurmel.
    »Ich finde, das ist keine so gute Idee«, sagte Josh. »Das Hotel ist einen Tagesmarsch entfernt, und die Luft in den Räumen wird mit Sauerstoff angereichert, um der Höhenkrankheit vorzubeugen. Das könnte die Anpassung an die Höhenverhältnisse beeinträchtigen und den Aufstieg noch weiter verzögern.«
    »Als ob wir nicht schon lange genug gewartet hätten!«, nörgelte Boston Bob.
    Josh beachtete ihn nicht. Lisa wusste, dass sich ihr Bruder nicht zu einem riskanten Aufstieg bei ungünstigem Wetter verleiten lassen würde. Trotz des strahlend blauen Himmels konnte sich

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