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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verdient haben.«
    »Auch uns?«
    Er lächelte und hob beide Hände, bevor er sie spreizte. »Ja, auch euch, wenn ihr versucht, mich daran zu hindern. Ich kann einfach nicht begreifen, daß ihr mir ablehnend gegenübersteht. Auf irgendeine Art und Weise gehen wir denselben Weg. Eure Gegner sind auch meine Feinde. Und vielleicht werdet ihr einmal froh sein, daß es mich gibt, wenn ich euch zu Hilfe komme.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich, wobei ich daran dachte, daß mir unser Gespräch überhaupt nicht gefiel, denn es lief meiner Ansicht nach in eine verkehrte Richtung.
    Bisher hatte er sich immer als einen Menschen bezeichnet. Er sah auch so aus, es gab auch nichts daran auszusetzen. Nach meiner Auffassung aber mußte er mehr sein als ein Mensch, wobei ich ihn nicht als Dämon ansehen wollte, denn Dämonen retten keine Kinder vor dem Flammentod. Sie erfreuten sich daran, wenn Menschen starben. Mit ähnlichen Gedanken wie ich mußte sich auch Janet beschäftigt haben, denn sie sagte: »Raniel – bitte. Sag uns, wer du bist. Sag es mir. Wir haben uns doch mal geliebt, glaube ich. Dann bist du gegangen. Jeder versteht, daß es ein Schock für dich war, die Eltern zu verlieren, aber du mußt auch uns begreifen. Ich komme mit dir nicht mehr zurecht, Raniel. Ich weiß nicht mehr, wer du bist. Mir will dein Name nicht mehr richtig über die Zunge kommen. Raniel – ist das menschlich? Ist das wirklich ein menschlicher Name. Oder leitet er sich von etwas anderem ab, von einer höheren Macht?«
    Er schwieg. Nur seine Augen schienen noch dunkler zu werden, obwohl sich der Lichtfunke einer Lampe in den beiden Pupillen spiegelte. Er dachte über die Worte nach. Durch die hatte Janet ihn in die Klemme gebracht. Sie wollte ihn zwingen, sich zu offenbaren.
    »Rede doch!«
    Sein Gesicht, das auch einen aristokratischen Zug aufwies, bewegte sich nicht, als er fragte: »Was meinst du denn?«
    Janet wirkte verzweifelt, als sie die Hände rang und sie dann zu Fäusten ballte. »Himmel, ich weiß es doch nicht!«
    »Himmel…?«
    Suko stellte die entscheidende Frage: »Bist du ein Engel? Raniel klingt engelhaft. Bist du gekommen, um Rache zu nehmen? Bist du ein Engel, ein Racheengel?«
    »Du liegst richtig!«
    Mir lief nach seinem Geständnis eine Gänsehaut über den Rücken. Wir hatten es irgendwo geahnt, aber es war trotzdem überraschend, dieses Geständnis von ihm zu hören.
    Und Suko fragte weiter. »Ein Engel, der sich als das Kind menschlicher Eltern sieht? Wie paßt das zusammen?«
    »Gut sogar, wenn es nicht die leiblichen Eltern sind.«
    »Das waren die Almedos nicht?«
    »So ist es. Sie zogen mich auf. Sie nahmen mich, das Findelkind, an, und sie nannten mich Raniel, was ihnen vorgegeben war. Es war eine Eingebung von höherer Stelle. Sie zogen mich auf. Ich wuchs heran und erlebte, wie grausam die Welt und die darin lebenden Menschen sein konnten. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich mich entschloß, der Gerechte zu werden. Ich übernahm die Aufgabe, deretwegen ich gekommen bin. Ich bin Rächer und Schutzengel zugleich, und ich werde diejenigen bestrafen, die versuchen, mich an meiner Aufgabe zu hindern. Ich habe viel zu tun, sehr viel sogar. Ich hatte hier einen Ort, an den ich mich zurückziehen konnte, doch ich glaube, daß ich nicht mehr hierher zurückkehren werde. Ich habe dich schon beobachtet, John, und dich auch, Suko. Ich weiß, was ihr euch vorgenommen habt. Wir stehen auf einer Seite, seit dem Tag, als mich die Almedos in dieser alten Mühle fanden, in die man mich legte. Vieles ist anders geworden, nur meine Aufgabe, die ist geblieben. Das wollte ich euch noch sagen.«
    »Und jetzt?«
    Er lächelte mir zu. »Ich werde gehen, John Sinclair. Ich kehre nicht mehr zurück. Ich gebe euch den Rat, auch zu verschwinden, denn dieser Ort ist nicht gut. Es steckt etwas in ihm, das tödlich sein kann, denn ich war nicht immer so wie heute. Auch ich schwankte, und ich habe in dieser Mühle etwas von mir zurückgelassen.«
    »Was denn?«
    »Auch Engel können zwiespältig sein. Um ein Gerechter zu werden, mußte ich das andere ablegen, konnte es aber nicht vernichten. Dieser Ort ist nicht gut…«
    Er hatte die letzten Worte als Warnung gesprochen, bevor er einen Schritt zurückging.
    Es sah bei ihm aus wie ein Abschied, den Janet nicht akzeptieren wollte.
    »Nein, Raniel, bleib…«
    Sie lief vor.
    Diesmal hielt sie keiner von uns auf. Sie wollte nach ihm greifen, doch plötzlich drehte er sich, und mitten in der Bewegung

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