Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
diesen seinen Rechenfehler ganze Berge von Rechnungen aufzubauen und dem Publikum zur Schau zu stellen. Ich kann ihm die beruhigende Versicherung geben, daß sie fast alle gleichmäßig unrichtig sind, und daß sie da, wo dies ausnahmsweise nicht der Fall ist, ganz etwas anders beweisen, als er beweisen will. So beweist er aus der Vergleichung der amerikanischen Zensusberichte von 1870 und 1880 tatsächlich den Fall der Profitrate, erklärt ihn aber total falsch und meint, die Marxsche Theorie einer sich immer gleichbleibenden, stabilen Profitrate durch die Praxis berichtigen zu müssen. Nun folgt aber aus dem dritten Abschnitt des vorliegenden dritten Buchs, daß diese Marxsche »feststehende Profitrate« ein reines Hirngespinst ist, und daß die fallende Tendenz der Profitrate auf Ursachen beruht, die den von Dr. Stie beling angegebnen diametral entgegengesetzt sind. Herr Dr. Stiebeling meint es sicher sehr gut, aber wenn man sich mit wissenschaftlichen Fragen beschäftigen will, muß man vor allen Dingen lernen, die Schriften, die man benutzen will, so zu lesen, wie der Verfasser sie geschrieben hat, und vor allem, ohne Dinge hineinzulesen, die nicht darinstehn.
Resultat der ganzen Untersuchung: auch mit Bezug auf die vorliegende Frage ist es wieder nur die Marxsche Schule, die etwas geleistet hat. Fireman und Conrad Schmidt können, wenn sie dies dritte Buch lesen, mit ihren eignen Arbeiten jeder an seinem Teil ganz zufrieden sein.
London, 4. Oktober 1894
F. Engels
I. Die Verwandlung des Mehrwerts in Profit und der Rate des Mehrwerts in Profitrate
1. Kostpreis und Profit
Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapitalistische Produktionsprozeß, für sich genommen, darbietet, als unmittelbarer Produktionsprozeß, bei dem noch von allen sekundären Einwirkungen ihm fremder Umstände abgesehn wurde. Aber dieser unmittelbare Produktionsprozeß erschöpft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der wirklichen Welt ergänzt durch den Zirkulationsprozeß, und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich, namentlich im dritten Abschnitt, bei Betrachtung des Zirkulationsprozesses als der Vermittlung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, daß der kapitalistische Produktionsprozeß, im ganzen betrachtet, Einheit von Produktions- und Zirkulationsprozeß ist. Worum es sich in diesem dritten Buch handelt, kann nicht sein, allgemeine Reflexionen über diese Einheit anzustellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche aus dem Bewegungsprozeß des Kapitals, als Ganzes betrachtet, hervorwachsen. In ihrer wirklichen Bewegung treten sich die Kapitale in solchen konkreten Formen gegenüber, für die die Gestalt des Kapitals im unmittelbaren Produktionsprozeß, wie seine Gestalt im Zirkulationsprozeß, nur als besondere Momente erscheinen. Die Gestaltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweis der Form, worin sie auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gewöhnlichen Bewußtsein der Produktionsagenten selbst auftreten.
Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m. Ziehn wir von diesem Produktenwert den Mehrwert m ab, so bleibt ein bloßes Äquivalent oder ein Ersatzwert in Ware für den in den Produktionselementen verausgabten Kapitalwert c + v.
Verursacht z.B. die Herstellung eines gewissen Artikels eine Kapitalausgabe von 500 Pfd. St.: 20 Pfd. St. für Verschleiß von Arbeitsmitteln, 380 Pfd. St. für Produktionsstoffe, 100 Pfd. St. für Arbeitskraft, und beträgt die Rate des Mehrwertes 100%, so ist der Wert des Produkts = 400 c + 100 v + 100 m , = 600 Pfd. St.
Nach Abzug des Mehrwerts von 100 Pfd. St. bleibt ein Warenwert von 500 Pfd. St., und dieser ersetzt nur das verausgabte Kapital von 500 Pfd. St. Dieser Wertteil der Ware, der den Preis der verzehrten Produktionsmittel und den Preis der angewandten Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem Kapitalisten selbst kostet, und bildet daher für ihn den Kostpreis der Ware.
Was die Ware dem Kapitalisten kostet, und was die Produktion der Ware selbst kostet, sind allerdings zwei ganz verschiedne Größen. Der aus Mehrwert bestehende Teil des Warenwerts kostet dem Kapitalisten nichts, eben weil er dem Arbeiter unbezahlte Arbeit kostet. Da jedoch auf Grundlage der kapitalistischen Produktion
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