Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
daß alles Kapital, geliehenes oder nicht, als zinstragendes von sich selbst als Nettoprofit bringendem unterschieden wird?
Man erkennt, daß nicht jede zufällige quantitative Teilung des Profits in dieser Art in eine qualitative umschlägt. Z.B. einige industrielle Kapitalisten assoziieren sich zur Betreibung eines Geschäfts und verteilen dann den Profit untereinander nach juristisch festgesetzten Abmachungen. Andre treiben ihr Geschäft, jeder für sich, ohne Associé. Diese letzteren berechnen ihren Profit nicht unter zwei Kategorien, einen Teil als individuellen Profit, den andern als Kompanieprofit für die nichtexistierenden Gesellschafter. Hier schlägt also die quantitative Teilung nicht um in qualitative. Sie findet statt, wo zufällig der Eigentümer aus mehreren juristischen Personen besteht; sie findet nicht statt, wo dies nicht der Fall.
Um die Frage zu beantworten, müssen wir noch etwas länger verweilen bei dem wirklichen Ausgangspunkt der Zinsbildung; d.h. ausgehn von der Unterstellung, daß Geldkapitalist und produktiver Kapitalist sich wirklich gegenüberstehn, nicht nur als juristisch verschiedne Personen, sondern als Personen, die ganz verschiedne Rollen im Reproduktionsprozeß spielen oder in deren Hand dasselbe Kapital wirklich eine doppelte und gänzlich verschiedne Bewegung durchmacht. Der eine verleiht es nur, der andre wendet es produktiv an.
Für den produktiven Kapitalisten, der mit geliehenem Kapital arbeitet, zerfällt der Bruttoprofit in zwei Teile, den Zins, den er dem Verleiher zu zahlen hat, und den Überschuß über den Zins, der seinen eignen Anteil am Profit bildet. Ist die allgemeine Profitrate gegeben, so ist dieser letztre Teil bestimmt durch den Zinsfuß; ist der Zinsfuß gegeben, so durch die allgemeine Profitrate. Und ferner: wie immer der Bruttoprofit, die wirkliche Wertgröße des Gesamtprofits, in jedem einzelnen Fall abweichen mag von dem Durchschnittsprofit: der Teil, der dem fungierenden Kapitalisten gehört, ist bestimmt durch den Zins, da dieser durch den allgemeinen Zinsfuß (abgesehn von besondren juristischen Stipulationen) fixiert und als vorweggenommen vorausgesetzt ist, bevor der Produktionsprozeß beginnt, also bevor dessen Resultat, der Bruttoprofit erzielt ist. Wir haben gesehn, daß das eigentliche spezifische Produkt des Kapitals der Mehrwert, näher bestimmt der Profit ist. Aber für den Kapitalisten, der mit geborgtem Kapital arbeitet, ist es nicht der Profit, sondern der Profit minus dem Zins, der Teil des Profits, der ihm übrigbleibt nach Zahlung des Zinses. Dieser Teil des Profits erscheint ihm also notwendig als Produkt des Kapitals, soweit es fungiert; und dies ist für ihn wirklich, denn er vertritt das Kapital nur als fungierendes. Er ist seine Personifikation, soweit es fungiert, und es fungiert, soweit es profitbringend in der Industrie oder im Handel angelegt wird und mit ihm, durch seinen Anwender, die Operationen vorgenommen werden, die durch den jedesmaligen Geschäftszweig vorgeschrieben sind. Im Gegensatz zum Zins, den er aus dem Bruttoprofit an den Verleiher wegzuzahlen hat, nimmt der ihm zufallende noch übrige Teil des Profits also notwendig die Form des industriellen resp. kommerziellen Profits an, oder, um ihn mit einem deutschen Ausdruck zu bezeichnen, der beides einschließt, die Gestalt des Unternehmergewinns. Ist der Bruttoprofit gleich dem Durchschnittsprofit, so wird die Größe dieses Unternehmergewinns ausschließlich bestimmt durch den Zinsfuß. Weicht der Bruttoprofit ab vom Durchschnittsprofit, so ist die Differenz desselben vom Durchschnittsprofit (nach beiderseitigem Abzug des Zinses) durch alle die Konjunkturen bestimmt, welche eine zeitweilige Abweichung verursachen, sei es der Profitrate in einer besondren Produktionssphäre von der allgemeinen Profitrate, sei es des Profits, den ein einzelner Kapitalist in einer bestimmten Sphäre macht, vom Durchschnittsprofit dieser besondren Sphäre. Nun hat man aber gesehn, daß die Profitrate, innerhalb des Produktionsprozesses selbst, nicht nur vom Mehrwert abhängt, sondern von vielen andren Umständen: von den Einkaufspreisen der Produktionsmittel, von mehr als durchschnittlich produktiven Methoden, von Ökonomisierung des konstanten Kapitals etc. Und abgesehn vom Produktionspreis, hängt es von besondren Konjunkturen und bei jedem einzelnen Geschäftsabschluß von der größern oder geringem Schlauheit und Betriebsamkeit des Kapitalisten ab, ob und inwieweit dieser
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