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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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industrielle Kapitalisten, die einen Teil des Profits in Zins verwandelt, die überhaupt die Kategorie des Zinses schafft; und es ist nur die Konkurrenz zwischen diesen beiden Sorten Kapitalisten, die den Zinsfuß schafft.
    Solang das Kapital im Reproduktionsprozeß fungiert – selbst vorausgesetzt, es gehöre dem industriellen Kapitalisten selbst, so daß er es an keinen Verleiher zurückzuzahlen hat –, solange hat er zu seiner Verfügung als Privatmann nicht dies Kapital selbst, sondern nur den Profit, den er als Revenue verausgaben kann. Solang sein Kapital als Kapital fungiert, gehört es dem Reproduktionsprozeß, ist es darin festgelegt. Er ist zwar sein Eigentümer, aber dies Eigentum befähigt ihn nicht, solange er es als Kapital zur Ausbeutung von Arbeit benützt, in andrer Weise darüber zu verfügen. Ganz so verhält es sich mit dem Geldkapitalisten. Solange sein Kapital ausgeliehen ist und daher als Geldkapital wirkt, bringt es ihm Zins, einen Teil des Profits, aber über die Hauptsumme kann er nicht verfügen. Es erscheint dies, sobald er es, zum Beispiel für ein Jahr oder mehrere, verliehen und in gewissen Terminen Zins erhält ohne Rückzahlung des Kapitals. Aber selbst die Rückzahlung macht hier keinen Unterschied. Erhält er es zurück, so muß er es stets von neuem verleihen, solange es die Wirkung von Kapital – hier Geldkapital – für ihn haben soll. Solange es sich in seiner Hand befindet, trägt es keine Zinsen und wirkt nicht als Kapital; und solange es Zinsen trägt und als Kapital wirkt, befindet es sich nicht in seiner Hand. Daher die Möglichkeit, Kapital auf ewige Zeiten zu verleihen. Die folgenden Bemerkungen von Tooke gegen Bosanquet sind daher ganz falsch. Er zitiert Bosanquet (»Metallic, Paper, and Credit Currency«, p. 73):
    »Wäre der Zinsfuß bis auf 1% herabgedrückt, so würde geborgtes Kapital beinahe auf gleiche Linie (on a par) gestellt mit eignem Kapital.«
    Hierzu macht Tooke folgende Randglosse:
    »Daß ein zu diesem, oder selbst zu noch niedrigerem Zinsfuß geborgtes Kapital gelten soll als beinahe auf derselben Linie stehend mit eignem Kapital, ist eine so befremdende Behauptung, daß sie kaum ernstliche Beachtung verdiente, käme sie nicht von einem so intelligenten und in einzelnen Punkten des Themas so wohlunterrichteten Schriftsteller. Hat er den Umstand übersehn, oder hält er ihn für wenig bedeutend, daß seine Voraussetzung die Bedingung der Rückzahlung einschließt?« (Th. Tooke, »An Inquiry into the Currency Principle«, 2 nd ed., London 1844, p. 80.)
    Wäre der Zins = 0, so stände der industrielle Kapitalist, der Kapital aufgenommen hat, sich gleich mit dem, der mit eignem Kapital arbeitet. Beide würden denselben Durchschnittsprofit einstecken, und als Kapital, ob geborgtes oder eignes, wirkt das Kapital nur, soweit es Profit produziert. Die Bedingung der Rückzahlung würde hieran nichts ändern. Je mehr der Zinsfuß sich Null nähert, also z.B. auf 1 % herabsinkt, um so mehr ist geborgtes Kapital mit eignem Kapital auf gleichen Fuß gestellt. Solange Geldkapital als Geldkapital existieren soll, muß es stets wieder ausgeliehen werden, und zwar zum bestehenden Zinsfuß, sage von 1 % und stets wieder an dieselbe Klasse der industriellen und merkantilen Kapitalisten. Solange diese als Kapitalisten fungieren, ist der Unterschied zwischen dem, der mit geborgtem, und dem, der mit eignem Kapital fungiert, nur der, daß der eine Zins zu zahlen hat und der andre nicht; der eine den Profit p ganz einsteckt, der andre p – z, den Profit minus den Zins; je mehr z sich Null nähert, um so mehr wird p – z = p, also um so mehr stehn beide Kapitale auf gleichem Fuß. Der eine muß das Kapital zurückzahlen und von neuem borgen; aber der andre, solang sein Kapital fungieren soll, muß es ebenfalls stets von neuem dem Produktionsprozeß vorschießen und hat keine von diesem Prozeß unabhängige Verfügung darüber. Der einzige sonst noch bleibende Unterschied ist der selbstverständliche, daß der eine Eigentümer seines Kapitals ist und der andre nicht.
    Die Frage, die sich nun aufwirft, ist diese. Wie kommt es, daß diese rein quantitative Teilung des Profits in Nettoprofit und Zins in eine qualitative umschlägt? In andren Worten, wie kommt es, daß auch der Kapitalist, der nur sein eignes, kein geliehenes Kapital anwendet, einen Teil seines Bruttoprofits unter die besondre Kategorie des Zinses rangiert und als solchen besonders berechnet? Und daher weiter,

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