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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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alle Bankdirektoren, Kaufleute, kurz alle vorgeladnen Sachverständigen, an ihrer Spitze Lord Overstone, sich wechselseitig Glück wünschten über die Blüte und Gesundheit des Geschäfts – genau einen Monat bevor die Krise im August 1857 ausbrach. Und sonderbarerweise macht Tooke in seiner »History of Prices« diese Illusion noch einmal als Geschichtsschreiber jeder Krise durch. Das Geschäft ist immer kerngesund und die Kampagne im gedeihlichsten Fortgang, bis auf einmal der Zusammenbruch erfolgt.
    Wir kommen jetzt zurück auf die Akkumulation des Geldkapitals.
    Nicht jede Vermehrung des leihbaren Geldkapitals zeigt wirkliche Kapitalakkumulation oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an. Dies tritt am klarsten hervor in der Phase des industriellen Zyklus unmittelbar nach überstandner Krisis, wo Leihkapital massenhaft brachliegt. In solchen Momenten, wo der Produktionsprozeß eingeschränkt ist (die Produktion in den englischen Industriebezirken war nach der Krise von 1847 um ein Drittel verringert), wo die Preise der Waren auf ihrem niedrigsten Punkt stehn, wo der Unternehmungsgeist gelähmt ist, herrscht niedriger Stand des Zinsfußes, der hier nichts anzeigt als Vermehrung des leihbaren Kapitals grade durch Kontraktion und Lähmung des industriellen Kapitals. Daß weniger Zirkulationsmittel erheischt sind mit gefallnen Warenpreisen, verminderten Umsätzen und der Kontraktion des in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals; daß andrerseits, nach Liquidation der Schulden ans Ausland teils durch Goldabfluß und teils durch Bankrotte, kein zuschüssiges Geld für die Funktion als Weltgeld erheischt ist; daß endlich der Umfang des Geschäfts des Wechseldiskontierens mit der Zahl und den Beträgen dieser Wechsel selbst abnimmt –, alles dies ist augenscheinlich. Die Nachfrage nach leihbarem Geldkapital, sei es für Zirkulationsmittel, sei es für Zahlungsmittel (von neuer Kapitalanlage ist noch keine Rede), nimmt daher ab, und es wird damit relativ reichlich. Aber auch das Angebot des leihbaren Geldkapitals nimmt unter solchen Umständen positiv zu, wie sich später zeigen wird.
    So herrschte nach der Krise von 1847 »eine Einschränkung der Umsätze und ein großer Überfluß an Geld«. (»Comm. Distress«, 1847/48, Evid. Nr. 1664.) Der Zinsfuß war sehr niedrig wegen »fast vollständiger Vernichtung des Handels und fast gänzlicher Abwesenheit der Möglichkeit, Geld anzulegen«, (l.c. p. 45. Aussage von Hodgson, Direktor der Royal Bank of Liverpool.) Welchen Unsinn diese Herren (und Hodgson ist noch einer der Besten) zusammenfabeln, um sich dies zu erklären, kann man aus folgender Phrase sehn:
    »Die Klemme« (1847) »entsprang aus einer wirklichen Verminderung des Geldkapitals im Lande, verursacht teils durch die Notwendigkeit, die Einfuhren aus allen Weltgegenden in Gold zu bezahlen, und teils durch die Verwandlung von Zirkulationskapital (floating capital) in fixes.« [l.c. p. 63.]
    Wie die Verwandlung von Zirkulationskapital in fixes das Geldkapital des Landes vermindern soll, ist nicht abzusehn, da z.B. bei Eisenbahnen, worin hauptsächlich damals Kapital festgelegt worden, kein Gold oder Papier zu Viadukten und Schienen verbraucht wird und das Geld für die Eisenbahnaktien, soweit es bloß für Einzahlungen deponiert, ganz wie alles andre bei den Banken deponierte Geld fungierte und selbst, wie schon oben gezeigt, momentan das leihbare Geldkapital vermehrte; soweit es aber wirklich im Bau verausgabt, roulierte es als Kauf- und Zahlungsmittel im Lande. Nur soweit fixes Kapital kein exportierbarer Artikel ist, also mit der Unmöglichkeit der Ausfuhr auch das disponible Kapital wegfällt, das durch Retouren für ausgeführte Artikel beschafft wird, also auch die Retouren in bar oder Barren, nur soweit könnte das Geldkapital affiziert werden. Aber auch englische Exportartikel lagerten damals massenweise unverkäuflich auf den auswärtigen Märkten. Für die Kaufleute und Fabrikanten in Manchester usw., die einen Teil ihres normalen Geschäftskapitals in Eisenbahnaktien festgeritten und zur Führung ihres Geschäfts daher von Borgkapital abhingen, hatte sich in der Tat ihr floating capital fixiert, und dafür mußten sie die Folgen tragen. Es wäre aber dasselbe gewesen, wenn sie das ihrem Geschäft gehörige, aber entzogne Kapital statt in Eisenbahnen z.B. in Bergwerken angelegt gehabt hätten, deren Produkt selbst wieder floating capital ist, Eisen, Kohle, Kupfer etc. – Die wirkliche Verminderung des

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