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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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Michigan, ist anfangs fast ausschließlich mit der Landwirtschaft beschäftigt, und namentlich mit deren Massenprodukten, die allein sie gegen Industriewaren und tropische Produkte austauschen kann. Ihr ganzes überschüssiges Produkt erscheint daher in der Gestalt von Korn. Es unterscheidet dies von vornherein die auf Grundlage des modernen Weltmarkts gegründeten Kolonialstaaten von denen früherer und speziell der antiken Zeit. Sie erhalten fertig, durch den Weltmarkt, Produkte, die sie unter andern Umständen selbst schaffen müßten, Kleidung, Werkzeuge etc. Nur auf solcher Grundlage konnten die südlichen Staaten der Union Baumwolle zu ihrem Hauptprodukt machen. Die Teilung der Arbeit auf dem Weltmarkt erlaubt ihnen das. Wenn sie daher, ihre Neuheit und die relativ schwache Zahl ihrer Bevölkerung betrachtet, ein sehr großes überschüssiges Produkt zu produzieren scheinen, so ist dies nicht der Fruchtbarkeit ihres Bodens geschuldet, auch nicht der Fruchtbarkeit ihrer Arbeit, sondern der einseitigen Form ihrer Arbeit und daher des überschüssigen Produkts, worin diese sich darstellt.
    Ferner aber hat relativ weniger fruchtbarer Ackerboden, der aber erst neu bebaut wird und noch durch keine Kultur beleckt war, bei nicht durchaus ungünstigen klimatischen Verhältnissen, wenigstens in den obern Schichten so viel leichtlösliche Pflanzennährstoffe aufgehäuft, daß er für längre Zeit Ernten ohne Düngung gibt, und zwar bei schon ganz oberflächlicher Bebauung. Bei den westlichen Prärien kommt hinzu, daß sie kaum irgendwelche Urbarmachungskosten erheischen, sondern die Natur sie urbar gemacht hat. 126 In minder fruchtbaren Gebieten dieser Art kommt der Überschuß heraus, nicht durch die hohe Fruchtbarkeit des Bodens, also durch den Ertrag per Acre, sondern durch die Masse der Acres, die in oberflächlicher Weise bebaut werden kann, da dieser Boden dem Bebauer nichts, oder, mit ältern Ländern verglichen, nur verschwindend wenig kostet. Z.B. wo der Metärievertrag existiert, wie in Teilen von New York, Michigan, Kanada etc. Eine Familie bebaut oberflächlich, sage 100 Acres, und obgleich das Produkt per Acre nicht groß, gewährt das von 100 Acres einen bedeutenden Überschuß zum Verkauf. Dazu kommt noch die fast kostenlose Viehhaltung auf natürlichen Weiden ohne künstliche Graswiesen. Was hier entscheidet, ist nicht die Qualität, sondern die Quantität des Bodens. Die Möglichkeit dieser oberflächlichen Bebauung wird natürlich mehr oder minder rasch erschöpft im umgekehrten Verhältnis zur Fruchtbarkeit des neuen Bodens und im direkten Verhältnis zur Ausfuhr seines Produkts.
    »Und dennoch wird solch ein Land ausgezeichnete erste Ernten geben, selbst von Weizen; wer den ersten Rahm vom Boden abschöpft, wird einen reichlichen Überschuß von Weizen zu Markte senden können.« (l.c. p. 224.)
    In Ländern älterer Kultur machen die Eigentumsverhältnisse, der durch den Preis des bebauten Bodens bestimmte Preis des unbebauten usw., derartige extensive Wirtschaft unmöglich.
    Daß deswegen weder, wie Ricardo sich dies vorstellt, dieser Boden sehr fruchtbar sein muß, noch nur Bodenarten gleicher Fruchtbarkeit bebaut werden, ersieht man aus folgendem: Im Staat Michigan wurden 1848 mit Weizen besät 465900 Acres und produzierten 4739300 Bushels oder im Durchschnitt 10 1 / 5 Bushels per Acre; dies ergibt nach Abzug des Saatkorns weniger als 9 Bushels per Acre. Von den 29 Counties des Staats produzierten 2 durchschnittlich 7 Bush., 3-8, 2-9, 7-10, 6-11, 3-12, 4-13 Bush. und nur eine 16 und eine andre 18 Bush. per Acre. (l.c. p. 225.)
    Für die praktische Kultur fällt höhere Fruchtbarkeit des Bodens zusammen mit höherer sofortiger Aus nutzbarkeit dieser Fruchtbarkeit. Die letztre kann bei einem von Natur armen Boden größer sein als bei einem von Natur reichen; es ist aber die Sorte Boden, wozu der Kolonist zunächst greifen wird und bei Ermangelung von Kapital greifen muß.
    Endlich: Die Ausdehnung der Kultur auf größre Bodenflächen – abgesehn von dem eben betrachteten Fall, wo zu schlechterem Boden Zuflucht genommen werden muß als dem bisher bebauten – auf den verschiednen Bodenarten von A bis D, also z.B. die Bebauung größerer Flächen von B und C, setzt keineswegs vorheriges Steigen der Getreidepreise voraus, sowenig wie die jährlich vorangehende Erweiterung z.B. der Baumwollspinnerei ein fortwährendes Steigen der Garnpreise erheischt. Obgleich bedeutendes Steigen oder Fallen der

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