Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
Produktionspreise verwandelten Werte. Es würde nichts ändern, wenn Kapitale in bestimmten Produktionssphären aus irgendwelchen Gründen nicht dem Prozeß der Ausgleichung unterworfen würden. Der Durchschnittsprofit wäre dann berechnet auf den Teil des Gesellschaftskapitals, der in den Ausgleichungsprozeß eingeht. Es ist klar, daß der Durchschnittsprofit nichts sein kann als die Gesamtmasse des Mehrwerts, verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis ihrer Größen. Es ist das Ganze der realisierten unbezahlten Arbeit, und diese Gesamtmasse stellt sich dar, ebensogut wie die bezahlte tote und lebendige Arbeit, in der Gesamtmasse von Waren und Geld, die den Kapitalisten zufällt.
Die eigentlich schwierige Frage ist hier die: wie diese Ausgleichung der Profite zur allgemeinen Profitrate vorgeht, da sie offenbar ein Resultat ist und nicht ein Ausgangspunkt sein kann.
Es ist zunächst klar, daß eine Schätzung der Warenwerte, z.B. in Geld, nur das Resultat ihres Austausches sein kann und daß, wenn wir daher solche Schätzung voraussetzen, wir sie als das Ergebnis wirklicher Austausche von Warenwert gegen Warenwert zu betrachten haben. Aber wie soll dieser Austausch der Waren zu ihren wirklichen Werten zustande gekommen sein?
Nehmen wir zuerst an, daß alle Waren in den verschiednen Produktionssphären zu ihren wirklichen Werten verkauft würden. Was wäre dann der Fall? Es würden nach dem früher Entwickelten sehr verschiedne Profitraten in den verschiednen Produktionssphären herrschen. Es sind prima facie zwei ganz verschiedne Dinge, ob Waren zu ihren Werten verkauft werden (d.h. ob sie im Verhältnis des in ihnen enthaltnen Werts, zu ihren Wertpreisen, miteinander ausgetauscht werden) oder ob sie zu solchen Preisen verkauft werden, daß ihr Verkauf gleich große Profite auf gleiche Massen der zu ihrer respektiven Produktion vorgeschoßnen Kapitale abwirft.
Daß Kapitale, die ungleich viel lebendige Arbeit in Bewegung setzen, ungleich viel Mehrwert produzieren, setzt wenigstens bis zu einem gewissen Grad voraus, daß der Exploitationsgrad der Arbeit oder die Rate des Mehrwerts dieselbe oder daß die darin existierenden Unterschiede als durch wirkliche oder eingebildete (konventionelle) Kompensationsgründe ausgeglichen gelten. Dies setzt Konkurrenz unter den Arbeitern voraus und Ausgleichung durch ihre beständige Auswanderung aus einer Produktionssphäre in die andre. Solch eine allgemeine Rate des Mehrwerts – der Tendenz nach, wie alle ökonomischen Gesetze – ist von uns als theoretische Vereinfachung vorausgesetzt; in Wirklichkeit aber ist sie tatsächliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, obgleich mehr oder minder gehemmt durch praktische Friktionen, die mehr oder minder bedeutende lokale Differenzen hervorbringen, wie z.B. die Heimatsgesetzgebung (settlement laws) für die Ackerbautaglöhner in England. Aber in der Theorie wird vorausgesetzt, daß die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise sich rein entwickeln. In der Wirklichkeit besteht immer nur Annäherung; aber diese Annäherung ist um so größer, je mehr die kapitalistische Produktionsweise entwickelt und je mehr ihre Verunreinigung und Verquickung mit Resten früherer ökonomischer Zustände beseitigt ist.
Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, daß die Waren nicht einfach als Waren ausgetauscht werden, sondern als Produkt von Kapitalen, die im Verhältnis zu ihrer Größe, oder bei gleicher Größe, gleiche Teilnahme an der Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen. Und der Gesamtpreis der von einem gegebnen Kapital in einer gegebnen Zeitfrist produzierten Waren soll diese Forderung befriedigen. Der Gesamtpreis dieser Waren ist aber bloß die Summe der Preise der einzelnen Waren, die das Produkt des Kapitals bilden.
Das punctum saliens wird zumeist heraustreten, wenn wir die Sache so fassen: Unterstelle, die Arbeiter selbst seien im Besitz ihrer respektiven Produktionsmittel und tauschten ihre Waren miteinander aus. Diese Waren wären dann nicht Produkte des Kapitals. Je nach der technischen Natur ihrer Arbeiten wäre der Wert der in den verschiednen Arbeitszweigen angewandten Arbeitsmittel und Arbeitsstoffe verschieden; ebenso wäre, abgesehn von dem ungleichen Wert der angewandten Produktionsmittel, verschiedne Masse derselben erheischt für gegebne Arbeitsmasse, je nachdem eine bestimmte Ware in einer Stunde fertiggemacht werden kann, eine andre erst in einem Tag etc.
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