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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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nicht tun! Du bist nicht mehr unser Vater.“
    Ihre Schritte tappten durch die Vorhalle, dann den Garten, und es wurde still. Neaira zuckte zusammen.
    Dieses Opfer war zu groß – selbst sie vermochte nicht, solches einzufordern. Sie fiel vor Stephanos auf die Knie.
    „Hol sie zurück, bei der Liebe Aphrodites ... du darfst nicht so weit gehen, mit deinen Söhnen zu brechen!“
    Doch Stephanos beachtete ihr Flehen nicht und verschwand stattdessen wie so oft in seinen Räumen. Ein Hund war er immer gewesen, manchmal bissig, manchmal geduckt ... aber auf eine seltsame Art und Weise seinen Prinzipien treu. Er war ein pflichtbewusster Mann, und sie war seine Pflicht!
    Am nächsten Tag verließ Stephanos das Haus als wäre nichts gewesen. Als er am Abend zurückkehrte, war er schweigsam und wirkte müde. Der Verlust seiner Söhne nagte an ihm, auch wenn er es gegenüber Neaira nicht zugab. Sie spürte seinen Kummer und seinen Schmerz und versuche ihn durch Heiterkeit abzulenken. Als dies jedoch nicht half, wagte sie leise zu fragen: „Was hat Apollodoros über mich gesagt?“
    „Alles, was er sagt, ist gemein und boshaft“, gab er ihr eine ausweichende Antwort und blieb Neaira weitergehende Erklärungen schuldig.
    Die Anhörung der Zeugen, die Apollodoros in großer Zahl vorzubringen wusste, zog sich über Tage, an denen Neaira ängstlich und unruhig ihre Räume oder das Andron durchmaß, nur darauf wartend, dass Stephanos zurückkehrte und sie in seinem Gesicht lesen konnte.
    Manchmal erteilte er ihr vage Auskünfte, etwa welche Zeugen Apollodoros aufgerufen hatte und welches seine weiteren Schritte sein würden. Es wunderte Neaira nicht, dass sogar Xenokleides, mittlerweile ein Greis und dem Tod näher als dem Leben, den Weg nach Athen nicht gescheut hatte, um gegen sie auszusagen. Eines Abends hielt sie Stephanos Ausflüchte nicht mehr aus und schrie ihn an. „So sag mir doch endlich, was sie über mich reden!“
    Obwohl sie sich gleich darauf für ihren Zornesausbruch entschuldigte, starrte Stephanos sie wütend an. „Du willst es wirklich wissen?“
    Beim Anblick seiner funkelnden Augen wollte Neaira es nicht mehr wissen. „Verzeih, ich hätte dich nicht anschreien dürfen. Aphrodite möge mir das vergeben.“
    „Er kennt dein gesamtes Leben ... Apollodoros weiß von Nikaretes Haus, von Xenokleides und Timanoridas, er weiß alles über dich und Phrynion ... auch das, was damals im Haus des Chabrias geschehen ist, hat er geschickt ausgeschmückt wiedergegeben. Damit will er die Richter überzeugen, dass du eine Fremde in Athen bist. Er hat auch sehr genau über Phanos Ehen und ihre Unzucht mit Epainetos berichtet. Phanos Unzucht, so behauptet er, wäre von uns beiden gewollt und geplant gewesen, um Epainetos Geldbeutel zu erleichtern und ihn zu erpressen.
    Er hält mir vor, sowohl bei Phrastor als auch Epainetos den Weg vor Gericht gescheut zu haben, was einem Eingeständnis gleichkommt, dass Phano deine Tochter ist.“
    Neaira hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Du wusstest, wer ich bin“, meinte sie sich vor ihm verteidigen zu müssen.
    Stephanos schüttelte den Kopf. „Habe ich dir jemals Vorwürfe gemacht?“
    „Tust du es jetzt?“, fragte sie rasch, wagte jedoch nicht ihn anzusehen. Ihr Herz schlug laut gegen die Rippen. Wie zerbrechlich mein Leben doch ist , dachte Neaira von Zweifeln und Ängsten geplagt.
    Doch Stephanos seufzte vernehmbar auf. „Apollodoros hat die Sklavenfolter gefordert, damit ich meine Unschuld beweise.“
    Neaira glaubte, immer tiefer in den Schlund des Tartaros gezogen zu werden. Sie kannte die Gesetze der Sklavenfolter, nach denen es Anklägern gestattet war, die Sklaven ihres Gegners zur Folter zu fordern. Wenn diese trotz der Folter bei der Aussage ihres Herrn blieben, galt dieser als unschuldig. Sprachen sie sich jedoch gegen ihn aus, galt die Schuld ihres Herrn als bewiesen. „Ich werde Thratta und Kokkaline dem nicht aussetzen, noch irgendeinen unserer anderen Sklaven. Was für ein barbarisches Gesetz! Jeder Sklave würde gegen seinen Herrn aussagen, wenn man ihn nur lange genug quält.“
    „Ich habe auch nicht vor, dem stattzugeben“, antwortete Stephanos müde. Dann erhob er sich und fuhr sich durch das ergraute Haar. Sofort empfand Neaira wieder Reue und nahm seine Hand. „Lass uns ein paar Schritte im Garten gehen. Der Abend ist mild, und die Luft wird deinem aufgebrachten Gemüt gut tun.“
    Zu ihrer Überraschung willigte Stephanos ein. Als sie

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