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Das Ende der Galaxis

Das Ende der Galaxis

Titel: Das Ende der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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Der Wanderstern
     
    Die Bahndaten des Wandersterns waren seit mindestens zweihundert Jahren in astronomischen Handbüchern aufgeführt, aber der Stern schien nicht weiter wichtig zu sein – jedenfalls nicht für die Erde. Da er nie weniger als drei Lichtjahre von ihr entfernt sein würde, interessierten sich eigentlich nur Fachleute für ihn. Niemand hätte ahnen können, daß die menschliche Zivilisation von ihm abhing – nicht nur auf der Erde, sondern auch auf den zahlreichen Planeten, die jetzt den Bevölkerungsüberschuß des Mutterplaneten aufnahmen. Die Existenz der menschlichen Kultur hing tatsächlich von diesem Wanderstern ab, und niemand hätte sich auch nur vorstellen können, wie ihre Entwicklung verlaufen wäre, wenn es den Wanderstern nicht gegeben hätte.
    Trotzdem bestand kein sichtbarer Anlaß, besorgt oder erleichtert zu sein, als gemeldet wurde, daß der Wanderstern sich genau an die vorausberechnete Bahn hielt. Seine Masse würde die Gesamtheit des Sonnensystems nicht meßbar beeinflussen, obwohl sie beträchtlich war. Der Wanderstern leuchtete nicht, so daß er am sternenübersäten Nachthimmel der Erde nicht zu erkennen war. Er war überhaupt völlig schwarz und lichtlos und bestenfalls aus einigen Millionen Kilometer Entfernung sichtbar. Auch dann erschien er nur als schwarze Scheibe, hinter der andere Sterne verschwanden. Aber es war schon schwierig genug, einen Punkt zu erreichen, von dem aus der Wanderstern zu sehen war.
    Das hatte einen einfachen Grund: Der Wanderstern bestand aus Anti-Materie; die Kerne seiner Atome waren also nicht Protonen, sondern Anti-Protonen, um die Anti-Elektronen kreisten, die Elektronen hätten sein sollen. Folglich wirkte seine Schwerkraft sich im Vergleich zur Erde und den übrigen Planeten des Sonnensystems genau entgegengesetzt aus. Der Wanderstern zog andere Körper also nicht an, sondern stieß sie ab. Er wurde auch nicht von den flammenden Sonnen angezogen, deren Planeten die Menschheit jetzt erforschte und besiedelte. Statt dessen prallte er von ihren Schwerefeldern ab und irrte weiter ziellos durch eine Galaxis, in die er nicht gehörte.
    Sein Ursprung war rätselhaft. Sein Auftauchen in einer Sternenwolke, deren Materie aus Positronen und Elektronen bestand, war ebenso unerklärlich. Wäre es je zu einem Zusammenstoß zwischen Materie und Anti-Materie gekommen, hätte es eine Explosion gegeben, vor der jede Kernverschmelzung verblaßt wäre. Aber dazu konnte es nie kommen, denn selbst die Kalziumwolken im All teilten sich, um den Wanderstern durchzulassen. Er war in jeder Beziehung ungewöhnlich; schon vor hundert Jahren war festgestellt worden, daß selbst die Zeit auf dem Wanderstern in entgegengesetzter Richtung verlief. Er kam aus der Zukunft, als er in unserer Galaxis erschien, und er bewegte sich in die Vergangenheit.
    Aber er würde nie weniger als drei Lichtjahre von der Erde entfernt sein – und ein Schiff, das zu ihm unterwegs gewesen wäre, hätte gewaltige Energiemengen verbraucht. Deshalb schien kein Zusammenhang zwischen den Tatsachen zu bestehen, daß der Trampfrachter Cytheria auf dem Raumhafen Kennedy startete, als der Wanderstern seinen erdnächsten Punkt schon fast erreicht hatte. In entsprechender Entfernung von der Erde orientierte sich das Schiff, schaltete auf Hyperantrieb um und verschwand im Nichts. Die Cytheria war ein altes Schiff, das nur noch Fracht beförderte, weil es längst bessere und schnellere Schiffe für den Passagierdienst gab. Es war durchaus nicht ungewöhnlich, daß sie jetzt mit einer Ladung Germanium und einigen Samenproben an Bord gestartet war. Es war auch keineswegs ungewöhnlich, daß die Erde hinter ihr verschwand, als sie mit Hyperantrieb weiterflog. Alles schien in bester Ordnung zu sein.
    Aber etwa vierzig Minuten nach dem Start der Cytheria waren auf den Bildschirmen der Raumhafenüberwachung menschliche Gestalten am Startplatz zu erkennen. Einer der Streifenwagen, die den weitläufigen Raumhafen ständig kontrollierten, wurde alarmiert. Die Streife fuhr zum Startplatz.
    Dort fand sie die Mannschaft der Cytheria vor; die Besatzung kam erst jetzt allmählich wieder zu sich. Der Kapitän, die Offiziere und alle anderen Besatzungsmitglieder waren bis auf einen zurückgelassen worden. Sie hatten die letzten Überprüfungen vor dem Start durchgeführt, als sie plötzlich bewußtlos wurden. Der Erste Offizier hatte noch Schritte hinter sich gehört, bevor er das Bewußtsein verlor. Einer der

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