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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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vereinbart, dass er mich zu seiner Schwester führt und mir mein Geld zurückgibt. Er hätte seine Drogen behalten können. Aber er hat mich aufs Kreuz gelegt. Dich wird er auch aufs Kreuz legen.«
    Whalen schloss die Augen, dachte an die Schuld, die er all die Jahre mit sich herumgeschleppt hatte. Das Geständnis vor Reese. Vielleicht hätte er es anders anstellen sollen. Aber Whalen hatte es satt gehabt zuzuschauen, wie Reese die Kinder aufzog, satt zuzuhören, wenn Reese rumnervte, er könne noch nicht mal einKind zeugen, das nicht boshaft oder beschränkt sei. Wobei er sein erstes Kind überhaupt erst noch hätte zeugen müssen. Am Tag bevor Reese durchdrehte, hatte Whalen ihm bei ein paar Drinks erzählt, dass die Kinder – Tate, Doddy und Gravel – allesamt von ihm stammten. Und dass er sie, die Farm und Azell Reese wegnehmen würde.
    Whalen fühlte sich schwach und nutzlos. Zu abgewrackt, um diesen Angus zur Strecke zu bringen und zu töten. Er öffnete die Augen, sah in Fus lädiertes Gesicht. Begriff, dass dieser Mann, der so viel mehr war, als er zu sein schien, seine Erlösung bedeutete. »Aufs Kreuz legen? Er hat meinen Sohn getötet. Die einzige Aussicht auf Fortbestand meines Geschlechts.«
    »Sohn?«, fragte Fu.
    Whalen atmete tief ein. »Angus und seine Schwester sind in einen Dreifachmord verwickelt. Ich bekam einen Tipp, dass Angus zum Donnybrook unterwegs ist. Aber bevor ich hier runter nach Orange County kam, legte ich bei der verlassenen Farm meiner Familie einen Zwischenstopp ein. Mein Sohn Gravel lebte dort. Ich fand ihn tot in der Küche. Außerdem ein Durcheinander von Zutaten, aus denen man Meth macht. Und im Schlafzimmer Angus’ Brieftasche.«
    Whalen hielt inne, Tränen überströmten sein Gesicht. »Der Hurensohn hat meinen Jungen getötet, sich im Farmhaus eingenistet und sein Crank geköchelt. Ich hatte nicht vor, Angus bloß zu verhaften, aber jetzt bin ich nicht in der Verfassung durchzuziehen, was ich eigentlich vorhatte.«
    Er packte Fu am Handgelenk. Dachte an Doddy, seine schwangere Tochter, die ihm an jenem Tag genommen worden war. Und mit Heuschnupfenaugen und zusammengebissenen Zähnen sagte er: »Ich will, dass du diesen Mörder verschwinden lässt, wie er es mit meinem Nachkommen getan hat.«
    Jetzt verlangsamte Fu vor dem Eingangstor zum Donnybrook. Whalen lag reglos auf dem Beifahrersitz. Aus dem schwarzgrauenWärterhäuschen kamen drei Männer. Fu stellte die Schaltung auf Parken, öffnete die Tür und ging auf den ersten Wächter zu, der um seinen Körper herum nach der Waffe griff und maulte: »Keinen Schritt weiter, du schlitzäugiger Hurens…«

21
    Angus stand in der Mitte des Rings, Rinnsale von Blut überzogen Kopf, Brust und Arme wie zusätzliche Arterien. Er zählte die Sekunden, um den Drei-Minuten-Zeitraum abzumessen, bevor die Hunde kamen. Die Hände an den Schläfen, die Ellbogen angezogen, um die Rippen zu schützen, den linken Fuß ausgestellt, imaginierte er eine Linie, die Neds Körper in zwei Hälften teilte.
    Animalische Fäulnis bedeckte Neds geschundenen Leib. Er stand auf wackeligen Beinen, schirmte seine Schläfe mit der rechten Hand ab. Ging nach vorn und schickte mit seiner linken Führhand eine schwache Gerade Richtung Angus’ Nase.
    Angus las Neds Bewegungen, bevor Ned überhaupt wusste, was er tat. Er kippte den Kopf nach vorn, presste das Kinn auf die Brust. Neds Fingerknöchel krachten gegen seine Schädeldecke, was sich anhörte, als knacke jemand Walnüsse. Angus hob den Kopf wieder, grinste und drehte sich auf dem Ballen des hinteren Fußes. Schnell wie der Tod platzierte er einen rechten Haken auf Neds linkem Unterarm, bevor der ihn zurückziehen konnte, setzte nach und drehte die Faust nach oben. Pumpte Ned einen Aufwärtshaken in den Solar Plexus.
    Ned fiel in sich zusammen. Sank auf die Knie. Würgte, das Gesicht kirschrot.
    Betrunkene Rufe – »Scheiße noch mal!« oder »Mach den Wichser kalt! Mach den Wichser kalt!« – entluden sich im Publikum und wogten hinüber.
    Mittagshitze drückte auf Angus herab. »Dachte, du hättest mehr Sprit im Tank«, schnaubte er. Er hielt Neds feuchten Schädel mit der linken Hand fest und donnerte ihm sein rechtes Knie ins Gesicht.
    Jarhead schaute zu, beugte sich zu Purcell. »Ich bin hierhergekommen, um zu kämpfen und das Geld zu gewinnen, nicht um zuzuschauen, wie Angus einen komplett fertigen Meth-Junkie plattwalzt. Das ist doch kein Wettkampf. Das ist nur noch krank.«
    Purcell ließ den

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