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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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Brust. Sah zu, wie Pete auf den Betonboden sackte. Roch seinen stinkenden, blaugeschlagenen Körper. Petes Gesicht war von Tränen geriffelt. Er jaulte auf, als Fu ihm den Sack über den Kopf stülpte. Versuchte, zu treten und sich herauszuwinden. Fu boxte und ohrfeigte Pete, während er ihm den Sack über die Beine zog, wusste, dass er nicht mehr viel Kraft hatte.
    Whalen war der Meinung, Fu verschwende seine Zeit. »Was zum Henker machst du da?«
    Fu verschnürte den Segeltuchsack mit Zaundraht. Ließ den Haken von der Dachsparre herunter, verhakte ihn am Draht und betätigte den Griff des Greifzugs. Hob Pete damit vom Boden und hängte ihn auf, so wie er es mit all den anderen getan hatte. Damit sie über ihre Fehler nachdachten, darüber, was ihn zu ihnen geführt hatte. Gab ihnen eine zweite Chance, aus den Schmerzen etwas zu lernen. Konditionierte sie. Zu Whalen sagte er: »Ich glaube, er hat gute Chancen, vielleicht hol ich ihn mir später.«
    »Was für Chancen?«
    »In meinem Geschäft.«
    Vom Dachsparren hängend war das, was Pete von sich gab, nur verstümmelt zu hören. Fu stand in der offenen Garagentür, half Whalen auf die Beine, führte ihn zum Pick-up zurück und entfernte sich immer weiter von dem Kieselsteinchen-im-Mixer-Geräusch seines potenziellen Eleven.

Teil 3
Pandämonium

20
    Der Donnybrook-Samstag war ein loderndes Inferno geschwollener Hände, blauer Augen und aufgeplatzter Lippen. Die frischen Kämpfer der vierten Alle-gegen-alle-Runde hatten den Ring in Beschlag genommen. Droschen aufeinander ein, bis nur noch ein Mann in fransigen Shorts und schlammverschmierten Stiefeln dastand. Spritzer von Blut und Knochen übersäten die Spinnweben-Tätowierungen, die sich seine beiden Baseballschlägerunterarme emporwanden, sich um Schienennägel auf seinen Schultern rankten und mit ihnen verbanden. Sie waren von einem befreundeten Tätowierer gestochen worden, der genau dasselbe gewollt hatte wie er, rauskommen aus den Hügeln Kentuckys. Es war Jarhead Johnny Earl.
    In der Scheune standen Goat und Walkup bei Angus, während Ned gefesselt dasaß und von Scar fingernagelweise Meth verabreicht bekam. Angus beobachtete, wie McGill Jarhead auf den Rücken klopfte. »Noch zwei Ausscheidungsrunden, dann wirst du um einen Haufen zerknitterter Grüner kämpfen, mein Junge«, sagte er.
    Jarhead hatte nicht all das auf sich genommen, einen Raubüberfall begangen, Benzin geschmuggelt und den Vorhersagen eines Provinzwahrsagers gelauscht, nur um sich wie ein Kind behandeln zu lassen. »Ich bin nicht dein Junge«, ließ er McGill wissen.
    »Johnny Earl«, sagte McGill und presste Jarhead den Kiefer zusammen, »wenn du Sonntag gewinnst, wirst du sein, was auch immer ich will. Jedenfalls mehr Geld ranschaffen, als du blaublütiger Arsch überhaupt zählen kannst.«
    Angus lachte. »Hol dir den Hauptgewinn, Johnny Earl. Soll McGill dich doch aus der Erde reißen wie eine Steckrübe und in der Sonne verdorren lassen.«
    Purcell war dank seiner Visionen längst klar, wer Angus war. Jarhead taxierte ihn, wie er es mit jedem Mann tat, dem er begegnete. Seine Arme waren auf den Rücken gefesselt, Schultern und Brustmuskeln zuckten. Für einen Mann, der mindestens vierzig war, wirkte sein Körper noch ganz schön hart, wie der eines Rennpferds.
    McGill stellte sie einander vor. »Johnny, das hier ist Chainsaw Angus. Einstige Bare-Knuckle-Legende. Ungeschlagen. Der Einzige, der je …«
    »Ali Squires besiegt hat.« Jarhead kannte die Geschichte, kannte all die Männer, die Angus geschlagen hatte. Und es hätte ihn glücklich gemacht, es mit ihm aufzunehmen. Aber man hatte gemunkelt, Angus kämpfe nicht mehr. Immerhin war er froh, dass Purcell nicht log, nicht bloß ein durchgeknallter Spinner war. McGill grinste. »Gut, dann kennst du ja seinen Ruf. Geh jetzt und hol dir was zu essen und zu trinken. Ruh dich aus für morgen. Bereite dich darauf vor, Zeuge zu sein, wenn Angus seinen Ruhestand beendet.«
    Jarheads geschwollene Augen gingen flackernd an wie Neonröhren. »Seinen Ruhestand beendet?«, sagte er.
    »Jep«, sagte McGill mit sarkastischem Unterton, »wieder Räder an den Einspänner packt. Uns auf einen wilden Ritt mitnimmt.«
    »Kann’s kaum erwarten, die Legende in Aktion zu sehen«, sagte Jarhead. Zwinkerte Angus zu und entfernte sich. Gesellte sich zu dem graumelierten, langhaarigen Purcell, der einen Rucksack über der Schulter trug.
    Angus fiel der alte Mann ins Auge. Der ihm zulächelte und

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