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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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Rucksack von der Schulter gleiten. Öffnete den Reißverschluss. Griff nach dem Revolver, der ganz unten lag. »McGill tickt eben so«, sagte er. »Der Mann ist immer scharf drauf, andere leiden zu sehen. Bringt ihm Spaß und Geld.«
    Angus ließ Neds feuchte Locken los, machte einen Ausfallschritt nach rechts, fuhr dann auf ihn nieder und schlitzte mit dem linken Ellbogen Neds rechte Schläfe auf. Fügte Neds ramponiertem Gesicht eine weitere Blessur hinzu.
    Ned schlug auf dem steinigen Boden auf. Angus spuckte ihn an. »Wo hast du deine Eier, die du dir in der Nacht angetrunken hast, als du mir eine Kugel verpasst und dir mein Crank gekrallt hast?«
    Ned kaute auf hochgewürgten Bestandteilen seiner selbst herum und schluckte genug Lebenssaft, um den korrodierten Tank, den das Meth komplett trockengelegt hatte, wieder aufzufüllen. Er spreizte die Hände auf dem Kies, drückte sich hoch auf die Knie und stürmte mit gesenktem Kopf auf Angus los, wobei Schotter zu allen Seiten wegspritzte. Grunzend und geifernd rammte er ihm die rechte Schulter in den Unterleib.
    Angus steckte den Aufprall weg, ließ mit einem »Ahh!« Luft entweichen. Durch den Schwung krümmte er sich über Neds Rücken. Schlang die Arme um dessen Körpermitte, hievte ihn hoch und donnerte ihn gleich wieder zu Boden. »Scheiiiiiiiiße!«, brüllte Ned, als Nacken und Schultern krachend nachgaben.
    Die Zuschauer stampften mit den Füßen und johlten: »Mehr! Mehr! Mehr!«
    Ned lag zitternd da. Angus kniete sich neben ihn. »Das wäre alles nicht passiert, wärst du mir nicht in die Quere gekommen. Ich werde dich nicht töten. Werde dafür sorgen, dass du dir wünschst, ich würde deinem Leben ein Ende bereiten.« Er wiesmit dem Daumen auf McGill, der glubschäugig und geifernd in einem Klappstuhl saß und brüllte: »Kill den Hurensohn! Zertritt ihm das scheiß Gesicht!«
    »Wenn ich mit dir fertig bin«, sagte Angus zu Ned, »werde ich das Gleiche mit dem Gierschlund McGill machen. Und ihm all sein Geld nehmen.«
    Ein hoffnungsloses, wahnsinniges Glimmen in den Augen, spie Ned zwischen den aufgeschlagenen Lippen hervor: »Ich hoffe, du versuchst es, du elender Hurensohn. McGill und seine Leute werden dich vierteilen, Chainsaw …« Blubbernd brach er in ein blutiges, irres Lachen aus.
    Angus hatte hundertachtzig Sekunden gezählt. »Lass gut sein, deine Zeit ist eh abgelaufen«, sagte er zu Ned, griff mit beiden Händen nach seinen Armen. Zog ihn auf die Beine. Sorgte dafür, dass er stand. Ned gab einen schmerzerfüllten Schrei von sich, als sich in der Ecke hinter Angus die Sperrholztür öffnete.
    Draußen vor dem Ring ließen Wut und Testosteron Jarheads Eingeweide oxidieren. Er konnte nicht glauben, was er gleich zu Gesicht bekommen würde. Er sagte zu Purcell: »Ich kämpfe Mann gegen Mann. Mann gegen Hund – ohne mich.«
    Purcell kicherte, sah Jarhead in die Augen. »Jeder, der für McGill kämpfen will, muss tun, was er sagt, oder er wird schlimmer enden als diese beiden hier.«
    Jarhead ließ die Worte im Kopf nachhallen. Zu kämpfen, um zu beweisen, wer der bessere Gladiator war, war eine Sache. Aber er würde nicht für einen Perversling den Schlächter geben.
    Pfoten liefen über den steinigen Boden des Rings, erzeugten ein klickendes Geräusch. Angus hielt Ned aufrecht, drehte sich ächzend um und zog ihn an sich, benutzte ihn als Schutzschild.
    Kohlschwarze Flecken punktierten das graue Fell des Hundes. Knurrend schoss er auf sie zu. Die karamellfarbenen Ohren hüpften auf und ab, bis er Ned erreichte. Der versuchte, seine blutigen Hände zu heben. Aber in seinen Armen war keine Kraft. Er warfertig. Die Zähne des wütenden Hundes waren scharf wie Rasierklingen und überzogen Neds Gesicht mit tiefem Granatrot. Öffneten Wunden, die Schorf zu bilden versuchten. Setzten frische daneben.
    Da er nicht der Nächste sein wollte, machte Angus einen Satz über den Rücken des Hundes hinweg. Setze sich auf ihn, wie auf ein Pferd. Klammerte die Beine fest um den Rumpf der Bestie, presste ihm die Flanken zusammen, zerdrückte ihm die Eingeweide. Der Hund kläffte und knurrte. Angus schlang die Arme um die Hundekehle, drückte zu und zog sie an seine Brust, stützte das Kinn auf dem Kopf des Hundes ab. Ließ zwischen seinem und dem Körper des Hundes keinen Leerraum. Er hatte das Gefühl, eins mit dem Hund zu sein, dessen Herz im gleichen Rhythmus pochte wie sein eigenes, ihm klappernd gegen den Brustkorb schlug. Angus schloss die Augen,

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