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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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und drückte ab. Bellen und Beißen lösten sich in Stücke auf. Die anderen beiden Hunde knurrten und warteten darauf, dass Angus näher kam.
    »Pass auf!«, brüllte Jarhead. Aber es war zu spät.
    Angus drehte sich geradewegs in McGill hinein, der einen Daumen in seiner unverbundenen Wunde versenkte. Angus schlug ihm mit dem Revolverkolben aufs Handgelenk. Zog ihn ihm anschließend durchs Gesicht.
    McGill schüttelte den Kopf. Leckte sich den Schlick von den Lippen. Hob die Fäuste. Angus ignorierte den Schmerz, lachte und steckte sich den Revolver in den Hosenbund. Er wollte McGill bestrafen. Schlug ihm vor die Brustverletzung, sorgte dafür, dass frisches Blut herausblubberte. McGill presste sich die Hände an die Brust. Angus verkrallte sich in sein T-Shirt. Drehte den rechten Fuß, bog den Oberkörper und schleuderte McGill den hinter ihm heranstürzenden Hunden entgegen.
    McGill ging strauchelnd zu Boden. »Zu fressen geben werd ich dir deine beschissenen …«, sagte er noch, dann verteilten die Hunde seine Drohungen im steinigen Ring, der danach aussah wie ölfleckiger Asphalt.
    Angus zog Mannys Revolver wieder aus dem Hosenbund. Aus seiner linken Schulter suppte es heraus, mischte sich mit dem Kuhblut und dem Tierfett, die ihm am Körper klebten. Er sah auf die Gangster hinab, die vor ihm verstreut am Boden lagen wie ausgekippte Dosen Ol’ Roy-Hundefutter. Kniete sich hin und spürte den Schmerz in seiner rechten Wade, die zerkaut war wie Kaugummi. Er nahm einem der sich krümmenden Verletzten die Waffe ab, stand auf und steckte sie sich in den Hosenbund. Wandte sich Purcell und Jarhead zu. Beide Parteien waren voller Misstrauen, durchbohrten einander mit Blicken.
    Außerhalb des Rings waren von McGills Männern unter dem Getrampel der Meute nur noch schlaffe Flatschen Dung übrig. Die Zuschauer schlugen sich weiterhin gegenseitig mit Flaschen und Fäusten blutig. Purcell öffnete den Mund, diesmal, um etwas zu fragen. »Was jetzt?«
    Angus grinste. Ihn verwirrten der alte Mann und Jarhead, ein Kämpfer, der gedroht hatte, ihm die Fresse zu polieren, ihm jetzt aber helfen wollte. »Meine Erfahrung mit Fremden, die Fremden helfen«, wandte er sich an Purcell, »ist, dass sie immer eigene Interesse verfolgen.«
    »Wir haben jetzt keine Zeit für deine altbackenen Philosophien«, antwortete Purcell. »Einige Schwänze sind krumm, andere gerade, aber Ficken kann man mit beiden.«
    Drei Zuschauer stolperten durch das offene Tor in den Ring. »Ihr Wichser werdet dafür bezahlen, was ihr mit McGill gemacht habt!«, brüllte einer von ihnen.
    Angus hob die Waffe und verstreute die Gesichter der Männer in alle Winde wie Keime. Er schwor sich, diesen Ort hier nicht zu verlassen, ohne sich zur Scheune durchgeschlagen und McGills Geld mitgenommen zu haben. Er spielte verschiedene Optionen durch. Drei Männer hatten bessere Chancen, sich zur Scheune durchzukämpfen, als einer allein. Dafür brauchte er die anderen beiden, aber nicht darüber hinaus. Er schlug nach den Fliegen, die seinen Kopf umschwirrten. »McGills Einnahmen vom Brook liegen in der Scheune«, sagte er. Er hielt inne und sah Jarhead angriffslustig an. »Ich weiß, dass du zum Kämpfen hergekommen bist und nicht mit leeren Händen wieder abziehen willst«, fügte er hinzu. »Das wirst du nicht, wenn wir es zur Scheune schaffen.«
    Jarhead traute Angus nicht, durchschaute ihn. Er sah Purcell an, der in jeder Hand einen Revolver hielt. Dann nickte er Angus zu und sagte: »Nach dir.«
    *
    Fu saß da und sah zu, wie das Chaos seinen Lauf nahm. Stupste Whalen an. »Du bleibst im Jeep. Ich werde Angus finden. Unsere Abmachung erfüllen.« Er stieg aus. Bahnte sich einen Weg in das Durcheinander aus Männern und Frauen, die sich gegenseitig mit Fäusten, Flaschen und Steinen verwundeten. Faustschläge und Ohrfeigen austeilend und Knochen brechend kämpfte Fu sich den Weg zum Ring frei. In dem rasenden Strudel schien er niemandem besonders aufzufallen. Angus aber, der dabei war, sich aus dem Ring hinauszukämpfen, fiel er schon von Weitem ins Auge. Fu spürte eine Hand auf seiner Schulter. In einer fließenden Bewegung drehte er sich um, während sein linker Arm über den Unterarmen des Mannes kreiste. Er tauchte darunter durch und zog sie stramm an seinen Brustkorb, so als würde er den Bizeps anspannen. Dann stellte er die Füße schulterbreit auseinander und knickte unterhalb des Körperschwerpunkts des Mannes in der Hüfte ab, während sein linker

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