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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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klar zu werden, wer Sie sind und woher Sie stammen?”
    “Nein, Madam”, antwortete Chad gequält und furchte bekümmert die Stirn. “Ich habe jedoch eine Narbe, die vielleicht von einer im Krieg erlittenen Verletzung herrührt. Und manchmal habe ich furchtbare Träume.”
    “Furchtbare Träume?”, wiederholte Elinor und wurde sich im selben Moment bewusst, dass sie sich schon viel zu lange mit ihm, einem einfachen Reitknecht, befasste. Doch ihre Neugier war geweckt, und deshalb erkundigte sie sich wissbegierig: “Wovon träumen Sie denn?”
    “Von Schlachtengetümmel und sterbenden Männern. Es mag tatsächlich sein, dass ich früher beim Militär war. Ich entsinne mich, dass ich reiten kann. Das Pferd war weiß und sehr rassig. Plötzlich ist es unter mir zusammengebrochen.”
    Er schwieg, doch nach einigen Sekunden konnte Elinor nicht widerstehen zu fragen: “Und was träumen Sie noch?”
    “Nichts weiter. Die Kameraden hier berichten mir morgens, ich hätte im Schlaf gesprochen und sei schreiend aufgewacht. Sie konnten jedoch nie verstehen, was ich geäußert habe.”
    “Nun, ich hoffe, mit Zeit erlangen Sie das Gedächtnis zurück”, erwiderte Elinor weich.
    “Vielleicht bin ich dann gar nicht mit dem zufrieden, was mir einfällt”, entgegnete Chad bedrückt, verbeugte sich und führte den Hengst aus der Reithalle.
    “Welchen Familiennamen haben Sie ihm eigentlich für die Buchführung gegeben?”, wandte Elinor sich an den Stallmeister.
    Erstaunt hatte er der Unterhaltung zugehört und sich gewundert, warum Lady Malplaquet so großen Anteil am Schicksal des neuen Reitknechtes nahm. Aber ihr Verhalten war ja stets unberechenbar. “Peel hat vorgeschlagen, Chad den Namen Newcome zu geben, weil er ja ein Neuankömmling in unserer Mitte ist”, antwortete Stuart schmunzelnd. “Damit war Chad einverstanden.”
    Getrieben von einem unerklärlichen Drang, warf Elinor einen letzten Blick auf Newcome, der soeben mit dem Rappen die Halle verließ. “Ich vermute, er war Korporal oder Sergeant, vielleicht sogar Captain”, sagte sie bedächtig. “Ich schließe das aus der Art, wie er spricht, und seiner Selbstsicherheit. Er muss früher Befehle erteilt haben. Außerdem hat er eine gute Erziehung genossen, denn er wusste sich mir gegenüber zu benehmen.”
    “Ja”, stimmte Stuart der Countess zu. Er war ebenfalls bei der Kavallerie gewesen, bis eine Verletzung und das daraus verbliebene Hinken ihn gezwungen hatte, den Dienst zu quittieren. “Ich finde es sonderbar, dass Newcome nicht weiß, wer er ist, es andererseits jedoch hervorragend versteht, ein Pferd zu trainieren. Und das ist nicht das einzige. Hutton wurde heftig von ihm zurechtgewiesen, weil er sorglos mit einem Drilling umgegangen war. Newcome tadelte ihn streng und hielt ihm vor, so ginge man nicht mit einer Schusswaffe um.”
    “Dann ist er gewiss ein uns nützlicher Mann”, befand Elinor und hielt es für angebracht, nunmehr das Thema zu wechseln. Es schickte sich nicht, so viel Aufmerksamkeit für Newcome zu bekunden. Selbst wenn sie allen ihren Domestiken Beachtung schenkte, musste es Aisgill dennoch befremden, dass sie sich derart auffällig für Chad Newcome interessierte.

3. KAPITEL
    C had saß auf der Treppe vor dem Quartier der Stallbediensteten und reparierte Zaumzeug. Seine Gedanken waren ebenso trüb und düster wie der wolkenverhangene Himmel. Dennoch war er eigenartig zufrieden. Mittlerweile waren seine Kräfte voll und ganz zurückgekehrt, und geistesabwesend begann er, ein Lied zu pfeifen. Im nächsten Moment fragte er sich verblüfft, woher er es kannte. Es überraschte ihn, dass er sich dieser Melodie entsann und auch, wie man ein Pferd schulte, ein Gewehr reinigte, lud und benutzte, obwohl er sich an nichts erinnerte, was ihn betraf. Von Tag zu Tag fielen ihm viele andere Kleinigkeiten ein, doch keine Einzelheit über seine früheren persönlichen Lebensumstände.
    Inzwischen war er zu der Erkenntnis gelangt, dass er nicht ungebildet war und einst ein gutbürgerliches Dasein geführt haben musste. Zudem war er ganz sicher, dass er auch Frauen besessen hatte, und nicht nur eine. Woher er die Gewissheit nahm, hätte er indes nicht erklären können. Dachte er an eine Frau, war es stets die Countess of Malplaquet. Vielleicht lag es daran, weil die erste Erinnerung in seinem neuen Leben sie betraf. Er sah sie noch immer auf dem Reitplatz vor sich stehen, hochaufgerichtet und voller Würde, und entsann sich auch, wie sehr es

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