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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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war nie groß im Gespräch. Er lechzte nach Anerkennung«, wie es einer seiner Freunde formulierte.
    Einige seiner Bekannten brachten es auf den Punkt: Er hatte ein Imageproblem. Er galt zwar als versierter Bergsteiger, Ausbilder, Bergführer und Fotograf, aber auch als ein prahlerischer, waghalsiger Bursche, der immer auf Spaß aus war. Diese Charakterisierung hatte ihm einen gewissen Ruf eingetragen, doch war es nicht das Image, das finanziell potente Kunden angezogen oder ihm großzügige Sponsoren verschafft hätte, denen er zu »riskant« erscheinen mochte. Eine erfolgreiche Everest-Expedition aber, zumal eine, die viel Aufsehen erregte, konnte »den Erfolg ins Rollen bringen«.
    Dickinson, Fischer und ihre Mitarbeiter machten sich daran, von ihrem Büro in West Seattle aus telefonisch die Kundenliste durchzuarbeiten, und rührten die Werbetrommel. Hunderte Broschüren wurden per Post verschickt, zweifarbige Machwerke, die graphisch so ansprechend wie eine Gebrauchsanweisung für einen Rasenmäher waren. Diese Prospekte, die es an glänzender Aufmachung nicht mit Rob Halls Werbematerial aufnehmen konnten, warben mit der Ankündigung: »Den Mitgliedern des Teams 1996 steht die Chance auf den höchsten Berg der Welt offen. Wir bauen eine Pyramide aus mehreren Lagern auf, von denen jedes vom nächstunteren aus versorgt wird. Führer und Hochträger bringen Fixseile an, errichten und versorgen die Lager und leiten jeden Gipfelversuch. Die Teilnehmer selbst tragen nur leichte Lasten und sparen ihre Kraft für den Gipfel.«
    Für Fischers Konkurrenten auf dem Everest-Sektor war die Nachricht, daß er auf den Markt drängte, keine gute. Sein lässiger Stil und seine Erfolge mit Expeditionen zu den entlegensten Zielen in Afrika, Südamerika und Asien hatten viele Kunden aus aller Welt angelockt. Falls er auch am Everest so gute Arbeit leistete, würde dies für Rob Hall, der sehr viel Interessenten aus den Staaten hatte, besonders problematisch werden.
     
    Um die Presse auf Mountain Madness und sich selbst aufmerksam zu machen, umwarben Fischer und sein Team die Medien genauso aggressiv wie die zahlenden Teilnehmer. Dabei machten sie gleich zu Anfang einen Fang – einen, der eine echte Chance bot.
    Outside, die führende Freizeit- und Sportzeitschrift in den Vereinigten Staaten, beabsichtigte, den Bergsteiger und Autor Jon Krakauer zu sponsern. Der journalistisch tätige Erfolgsautor aus Seattle sollte über den Boom kommerzieller Everest-Expeditionen schreiben. Die Zeitschrift, die darauf aus war, Krakauer einen Platz in Fischers Team zu sichern, wollte jedoch besondere Bedingungen aushandeln.
    Begeistert von den Möglichkeiten, die sich durch einen versierten Journalisten als Teilnehmer bieten konnten, ging man bei Mountain Madness daran, die Leute von Outside zu bearbeiten. Sämtliche Möglichkeiten wurden durchgespielt, um für alle Beteiligten das Optimale herauszuholen, während das Feuer weiter geschürt wurde. Ein Geschäftsfreund von Fischer erinnert sich: »Karen (Dickinson) zündete unter Outside einfach zwei Feuer an und rief: Yeah!«
    Die Verhandlungen liefen gut, und Fischer war hellauf begeistert von der sich anbahnenden Beziehung. Als Gegenleistung für den Nachlaß, der Outside gewährt wurde, verlangte Mountain Madness Anzeigenraum und einen groß aufgemachten Artikel samt Farbfotos, der für sie eine kostenlose Werbung darstellen würde. Auch Krakauer war begeistert und sagte zu einem von Fischers Partnern, daß er mit Scotts Team klettern wolle, weil es die besseren Bergsteiger hätte und weil Scott auch aus Seattle und ein interessanter Typ sei.
    Es war genau das Presseecho, das Fischer suchte: Berichterstattung in einem großen, marktbeherrschenden Magazin, dessen Zielgruppe »Betuchte« und Rucksack-Typen waren, die sich saftige Gipfelpreise leisten konnten. Dickinson erinnerte sich: »Wir dachten die längste Zeit, Jon würde bei uns einsteigen. Wir hielten ihm einen Platz offen und handelten mit Outside schon die Zahlungsbedingungen aus – eine Kombination aus Werbung und Scheck.«
    Ein Mountain-Madness-Partner aber erklärte: »Man zeigte sich ihr (Dickinson) gegenüber sehr kleinkariert. Ich glaube, man wollte im Grund erreichen, daß Mountain Madness praktisch für alles aufkäme, und er (Krakauer) nicht einmal seine Unkosten selbst bezahlen sollte. Mountain Madness hätte also aus eigener Tasche zusetzen müssen, um ihn dabeizuhaben. Man kennt das ja. An einem gewissen Punkt wandte

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