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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Amon
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Verbrennung produziert verdammt viel CO 2 .“
    Ein paar Minuten saßen wir schweigend vor unseren Getränken. Himmel schlürfte Campari-Orange, ich nippte ausgiebig an einer Flöte voll des wunderbaren Sydre Argelette von Monsieur Bordelet, dem besten Cidre-Produzenten der Welt.
    „Bleibst du dran an der Sache?“, unterbrach Himmel unvermittelt das Schweigen.
    „Weiß nicht. Kommt darauf an. Andererseits: Der Mann ist mir fast auf die Schnürsenkel geplumpst. Würde mich schon interessieren, wem ich diesen Glückstag zu verdanken habe. Und du?“
    „Weiß auch nicht. Hab da ein ganz großes Ding laufen. Es geht um viele Millionen. Da sind Schlagzeilen für ein paar Wochen und Haftstrafen für ein paar Jahrzehnte drin.“
    Ich wusste nicht, was Himmel wirklich von mir wollte. Wie gesagt, wir kannten uns schon lang. Er wusste einiges über mich und ich einiges über ihn. Er kannte meine Leidenschaft für Kriminalfälle, und er wusste, dass ich – obwohl eigentlich längst Privatier – immer noch Nachforschungen betrieb. Welcher Art die waren? Nennen wir es Nachforschungen für ausländische Institutionen. Ausländische Institutionen der öffentlichen Hand, könnte man sagen. Nicht öffentlich tätige ausländische Institutionen der öffentlichen Hand, ganz genau genommen. Die Leute denken bei Geheimdienstenimmer gleich an James Bond. So ein Quatsch. Nein, ich sammle Informationen, bewerte sie, erstelle Lageberichte und politische Analysen. Wer steigt auf in der politischen Nomenklatura unseres Landes, wer steigt ab? Das hat nichts mit Spionage zu tun. Man verrät dabei auch nicht sein Land. Man hilft bloß mit, die Dinge berechenbarer zu machen. Und manchmal hat man das Gefühl, am großen Rad mitdrehen zu können. Ja, es macht Spaß, ich gebe es zu, wenn man einen besonders unsympathischen Politiker auf die Liste der Absteiger setzen kann und ihm damit vielleicht den letzten Rest gibt, weil er vor der nächsten Wahl nicht ins Weiße Haus eingeladen wird. Damit kann er von dort keine Händeschüttel-Bilder mitbringen, was ihn vielleicht das entscheidende Prozent Wählerstimmen kosten wird. Aber in Wahrheit ist das natürlich nur eine schöne Illusion. Ich bewirke nichts. Wahrscheinlich werden meine Berichte nicht einmal gelesen. Aber das Honorar kommt pünktlich, obwohl ich in der so angenehmen wie beruhigenden Lage bin, es nicht zu brauchen. Sonst würde ich diesen Job gar nicht machen. In diesem Gewerbe muss man unabhängig sein, damit man Aufträge auch ablehnen kann.
    Auf jeden Fall stoße ich bei meinen Nachforschungen und Erhebungen mitunter auf Fakten, die mit meiner Tätigkeit nichts zu tun haben, aber woanders hineinpassen wie der fehlende Stein in ein fast fertiges Mosaik. Auf diese Weise konnte ich in den letzten Jahren mehrmals mein Scherflein zur Aufklärung von Kapitalverbrechen beitragen. Dank meiner Hinweise konnten auch schon einige Mörder überführt werden. Bei meiner Tätigkeit stoße ich zwangsläufig recht oft auf Himmel, weil wir beide in ähnlichen Gefilden wildern. Ohne jeden Konkurrenzneid! Denn ich arbeite geheim, er hingegen öffentlich. Eine in jeder Hinsicht vorteilhafteArbeitsteilung, die außerdem unseren Temperamenten und unseren unterschiedlichen Charakteren sehr gut entspricht. Selbst wenn es für Außenstehende vielleicht nicht so aussah: Sollten sich unter all den Freunderln und Cliquen hier im Giacomos zwei wirkliche Freunde befinden, dann waren das Himmel und ich. Auch wenn wir uns öffentlich nie als Freunde bezeichnen würden.
    Das Giacomos war unser Stammlokal, zentral in der Wiener Innenstadt gelegen, gleich ums Eck vom Graben. Hier trafen sich die Reichen und Schönen, weil man so wunderbar in der Auslage sitzen und gesehen werden konnte. Die Beobachter wie Himmel und ich kamen hierher, weil man so wunderbar beobachten konnte. Auch der eine oder andere Freundeskreis traf sich hier regelmäßig. Man aß gut und italienisch. An den hinteren Tischen sitzend wurde man kaum wahrgenommen, weil die Reichen und Schönen vorn die Blicke auf sich zogen. Der zweifelhafte Glanz dieser Leute blendete die Augen und das Gehirn. Der Glanz der Welt ist ein eigener.
    Spät in der Nacht, eigentlich schon früh am Morgen, wenn die Reichen und Schönen längst gegangen waren, sangen wir, die Leute der hinteren Tische, immer das alte Partisanenlied:
    Eines Morgens in aller Frühe,
    bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao.
    Eines Morgens in aller Frühe
    trafen wir auf unsern

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