Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
Medizinischen Hochschule um Aufmerksamkeit und Ruhe, denn die Zeremonie sollte beginnen. Nach einer feierlichen Ansprache erhielten die Absolventen ihre Urkunden. Jeder einzelne Name wurde aufgerufen, und Lyle und Elena warteten ungeduldig auf den Namen ihres Sohnes. Als er endlich aufgerufen wurde, griff Lyle nach Elenas Hand. Sie waren beide so stolz und glücklich. Selbst Lyle hatte vor Rührung Tränen in den Augen. Es war ein ganz besonderer Tag, und sie durften ihn miteinander verbringen. Nachdem Marcus sein Zeugnis erhalten hatte, applaudierten sie, bis ihnen die Hände wehtaten.
Nach der Zeremonie kam Marcus aufgeregt auf seine Eltern zu. Elena umarmte ihn und küsste ihn, und sein Vater schüttelte ihm die Hand und umarmte ihn dann ebenfalls voller Zärtlichkeit.
»Wir sind ja so stolz auf dich, Marcus«, sagte Elena enthusiastisch.
»Danke, Mamma.« Er musterte sie. »Mann, du siehst absolut klasse aus«, sagte er bewundernd. »Ich denke, keiner meiner Kommilitonen wird mir glauben, dass du alt genug bist, um meine Mutter zu sein.«
Elena wischte das Lob mit einer Handbewegung beiseite, aber sie fühlte sich so gut dabei.
»Sie sieht wirklich hinreißend aus«, fügte Lyle hinzu und strahlte Elena an.
Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie abgemagert und so angespannt gewesen, aber inzwischen hatte sie ein bisschen zugenommen, und die Verhärmtheit war aus ihrem Gesicht gewichen. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass es vielleicht einen neuen Mann in ihrem Leben gab.
»Danke, dass du den weiten Weg nach Brisbane gekommen bist, Dad«, sagte Marcus glücklich. »Brisbane ist ein ganzes Stück weg von Weipa, ich weiß das also wirklich zu schätzen.«
»Und wenn ich am anderen Ende der Welt gewesen wäre, ich wäre trotzdem gekommen, Marcus. Nie war ich so stolz auf dich wie heute, und ich weiß, auch dein Großvater wäre stolz.« Lyle wünschte, sein Vater hätte diesen Tag mit ihnen teilen können. Er hoffte, er schaute von oben auf sie herab.
»Danke, Dad. Ohne deine Hilfe hätte ich das nicht geschafft, und ohne deine Hilfe auch nicht, Mamma. Ich hätte nicht einmal zu träumen gewagt, dass ich Medizin studieren könnte. Aber ihr habt beide an mich geglaubt, und das gab mir den Mut, das anzugehen.«
»Du hattest immer schon die Fähigkeit in dir, einmal etwas Großes zu vollbringen«, sagte Elena.
»Und ich habe weiter nichts getan, als dich in die richtige Richtung zu lenken«, sagte Lyle. »Ich möchte dich und deine Mutter gern zu einem Festessen einladen.«
»Äh …« Marcus geriet ins Stottern, dann warf er einen Blick zurück zu seinen Freunden. Ein sehr hübsches Mädchen winkte ihm zu. »Ein paar von uns wollten was trinken in der Bar der Hochschule, aber das kann ich ja auch später machen, wenn ihr essen gehen wollt …«
»Ach, ist schon gut«, meinte Lyle. »Geh du nur mit deinen Freunden.«
»Meinst du wirklich?« Wieder schaute er zurück, und dieses Mal lächelte das hübsche Mädchen ihn an. »Ich kann das sonst auch verschieben …«
»Nein, geh nur, Marcus. Ich führe deine Mutter zum Essen aus«, sagte Lyle. Schnell warf er Elena einen Blick zu, ihm wurde bewusst, dass er sich ein bisschen zu weit vorgewagt hatte. »Tut mir leid, das war anmaßend von mir«, sagte er. »Vielleicht hast du ja auch schon etwas anderes vor.«
Elena war die Enttäuschung darüber, dass sie den Nachmittag nicht mit Marcus verbringen konnten, anzusehen, aber sie hatte Verständnis dafür, dass er mit seinen Studienkollegen feiern wollte. »Ich war noch nie in Brisbane, und ich kenne hier keine Menschenseele, also … also ein Essen wäre schön«, sagte sie.
Marcus sah erst seine Mutter, dann seinen Vater an, dann lächelte er. »Wunderbar, dann habt ihr zwei Gelegenheit, endlich mal wieder miteinander zu reden«, sagte er. Er grinste, als wüsste er etwas, das sie nicht wussten. »Ich treffe euch dann um drei Uhr im Café an der Medizinischen Hochschule. Und später können wir zusammen zu Abend essen. Wenn es euch recht ist, würde ich gern eine ganz besondere Freundin dazu mitbringen, die ihr kennenlernen solltet, ja?«
»Natürlich«, antworteten Lyle und Elena.
Sie schauten sich an und dann Marcus. Aber der war schon auf dem Weg zu seiner hübschen Freundin, einer sehr attraktiven jungen Chinesin.
»Dies ist ein Tag voller Überraschungen«, sagte Lyle.
»Vor zwanzig Jahren durfte ich mich nicht mal mit einem Mann treffen, der nicht Italiener war, und jetzt sieh dir
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