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Der globale Eingriff

Der globale Eingriff

Titel: Der globale Eingriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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öffnete den Seitendeckel des untersten Behälters und legte den Körper des Wächters hinein. Mit ebensowenig Ehrfurcht hob er Ann in den Mittelteil. Der einzige Körperteil, den sie nun bewegen konnte, waren ihre Augen, und sie versuchte verzweifelt, sie offen und an Malcolm geheftet zu halten.
    Als Malcolm in den obersten Behälter gehoben wurde, war er nicht dazu in der Lage, Gegenwehr zu leisten. Sogar seine Lippen und seine Zunge gaben der Lähmung langsam nach. Plötzlich fragte er sich, ob die Droge ein Betäubungsmittel oder eine Hilfe in den letzten Schlaf war. Er hatte schreckliche Angst, daß die Feinde von Johannes keinerlei Interesse an möglichen Johannes-Rekruten haben könnten, aber er mußte versuchen, etwas, irgend etwas, zu sagen, was ihre Überlebenschance steigern würde. Aber es wurde so verdammt schwer nachzudenken …
    „Wer sind …“ hob er an. Er konnte den Mann, der ihn hochhob, nicht mehr länger sehen. „Wo gehen … wir hin …?“
    „In den Himmel“, sagte der Mann sehr ernst. „Sie kommen in den Himmel.“

 
13 Kur
     
     
     
    Es war ein Gefühl wie im Himmel, dachte Malcolm, als er langsam aufwachte. Die Luft, die über sein Gesicht strich, war kühl und rein, die Wolke, auf der er lag, war weich, und er fühlte sich ausgeruht und entspannt. Als er aber seine Augen öffnete, sah seine Umgebung nicht so aus wie das Bild, das man sich gewöhnlich vom Himmel macht, obwohl sich in seinem Blickfeld Gestalten in weißen Gewändern befanden.
    Mehr als fünfzehn Meter über ihm befand sich die Zimmerdecke, die aus Spiegelglas war. In ihr spiegelte sich das große, rechteckige Netzwerk einer Beleuchtungsanlage. Das Licht war hell, blendete aber nicht. Es befand sich ungefähr drei Meter über dem Boden und erleuchtete ein identisches Netzwerk von Fußwegen, die jeweils vier ungefähr sechs mal sechs Meter große Zellen einschlossen. Die meisten Zellen waren weiß und undurchsichtig und die übrigen durchsichtig und leer, wenn sie nicht weißgekleidete Figuren enthielten, die auf engen Lagerstätten ruhten. Auf der Tür zu jeder Zelle war eine fünfstellige Zahl zu sehen, die offensichtlich Erkennungszwecken diente. Die Figuren in den weißen Gewändern, die langsam und gravitätisch auf den Fußwegen einherschritten, hatten ihre Arme übereinandergelegt und schauten herauf zu den Spiegelungen der Zellen.
    Sofern Malcolm dies beurteilen konnte – nur wenige waren für ihn in Sichtweite –, hatten die Figuren auf den Fußwegen alle dieselben Gesichter.
    Sofort wallte in ihm die Erinnerung an die Bombe im Krankenhaus und die seltsame Ähnlichkeit in den Gesichtszügen der Stadtwachtbosse auf, und sein Gefühl des Wohlbefindens löste sich in Luft auf. Automatisch tastete er zur Seite und suchte die beruhigende Gegenwart Anns. Direkt über ihm tastete eine der weißgekleideten Gestalten ebenfalls zur Seite, konnte jedoch nichts finden.
    Eine der gewandeten Figuren hatte seine Bewegung bemerkt und bewegte sich auf seine Zelle zu.
    In der durchsichtigen Wand öffnete sich eine Tür, und die Figur ging hindurch und stellte sich neben das Bett. Sie schlug ihre Kapuze zurück, so daß Malcolm sie besser sehen konnte. Sie war nun als Mann zu erkennen, der gutartig lächelte. „Ich heiße Lukas“, sagte er.
    Es waren die Stimme und das Gesicht des Vaters, den sich jeder wünscht, streng, aber liebevoll; oder er erinnerte an den Führer eines Regiments, dessen Männer bereitwillig durch die Hölle gehen würden, nur um ein anerkennendes Nicken von ihm zu erheischen; oder an einen erfahrenen und grundgütigen Arzt; oder an einen Beichtvater, der bereits alle Sünden dieser Welt gebeichtet bekommen hat, ohne das Mitgefühl für die Sünder zu verlieren. Es war das Gesicht eines Menschen, dem man gern Ehrerbietung gezeigt hätte.
    Ein Bild des verwüsteten Körpers von Sergeant Telford, der in blutdurchtränkte grüne Handtücher gewickelt war, nahm zwischen Malcolm und dem strengen, aber liebevollen Gesicht des anderen Mannes gräßliche Gestalt an. Malcolm gab keine Antwort.
    „Ich bin über Ihren momentanen Ausbildungs- und Trainingsstand nicht im Bilde“, sagte Lukas freundlich. „Würden Sie mich entschuldigen, während ich Ihre Akte studiere?“
    Malcolm nickte und drehte seinen Kopf, um zu sehen, was der andere anschaute. Ein Teil der Zellenwand war undurchsichtig geworden und zeigte eine Reihe von Tabellen und gedruckten Informationen, aber der Code und das System waren Malcolm

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