Der globale Eingriff
Malcolm erspart, eine Antwort zu geben, da ein Bote mit der Ükass von Telford ankam.
Reynolds erzählte, die Eltern Telfords seien vor Jahren in einem Nahrungsmittelkampf ums Leben gekommen und er habe zu sehr auf seine Karriere geachtet, um zu heiraten – und sei ein viel zu guter Polizist gewesen, um irgend etwas zu sagen, was nicht direkt mit dem vorliegenden Fall verbunden sei. Aber es war eine seltsame und uncharakteristische wimmernde Note in der Stimme des Sergeants, ein ängstlicher, kleinlicher Unterton, bei dem sich Malcolm vom bloßen Zuhören unwohl fühlte.
„Diese Ükass ist für Doktor und Schwester Malcolm“, hatte Telford gesagt. „Sie wohnen in Zimmer Grün-4151 im Stadtkrankenhauskomplex…“
„Warum spricht er so seltsam?“ fragte Ann.
Reynolds hielt die Ükass an und sagte: „Um Sie beide zu schützen, würde ich sagen. Kein Mensch, und wenn er noch so grausam neugierig wäre, würde sich die letzten Worte einer solchen Stimme anhören wollen.“
„… Ich bin in großen Schwierigkeiten, Freunde“, fuhr die Stimme in ihrer unangenehmen Art fort. „Es ist ein dicker Minuspunkt, daß ich die Männer einfach weggelassen habe. Mein Chef ist plötzlich in Zivilklamotten aufgetaucht und hat sich unsagbar darüber aufgeregt, daß die Männer in der Kantine sind. Er sagte, in den nächsten fünf Jahren könne ich nicht mit einer Beförderung rechnen, genausowenig wie die anderen. Er meinte, die Leichen in dem Wagen hätten schon viel früher gemeldet werden müssen, und ich würde keinen Moment an die Gefühle der nächsten Verwandten denken, die ein Recht hätten zu wissen, was geschehen ist. Ich soll hier warten, bis er sich die Leichen angeschaut hat und bis er die Mannschaft zusammengestaucht hat. Ich glaube nicht, daß er ihnen etwas tut, und da der Inspektor heute dienstfrei hat, ist alles meine Schuld. Er ist streng, aber gerecht und hat diesen hohen moralischen Standard, der mich völlig fertigmacht.
Ich weiß, daß ihr ihn nicht kennt“, sagte die wimmernde Stimme weiterhin, „aber wenn ihr zu ihm gehen würdet, könntet ihr euren Einfluß geltend machen, sagen, ich sei krank oder verwirrt oder irgend etwas. Einem Arzt würde er das vielleicht abkaufen. Ich will keine Anweisung mit seinen Initialen bekommen, die mir sagt, daß ich… Aber vielleicht ist es auch zwecklos. Der alte Depp färbt sein Haar, und solche Typen sind unberechenbar.“
An dieser Stelle hatte Telford aufgehört zu reden und die Ükass abgestellt, aber bevor der Inspektor etwas sagen konnte, war die Stimme des Sergeant schon wieder zu hören. Dieses Mal hatte der wimmernde, betont freundliche Ton einen anderen Beiklang, so als würde dieses Mal nicht gespielte, sondern wirkliche Angst ihn antreiben.
„Der Depp hat seine Brieftasche im Klo vergessen“, fuhr die Stimme fort. „Ich haue besser rasch ab und versuche, ihn zu finden, es könnte ja etwas Wichtiges darin sein, und er könnte mich weniger hart behandeln, wenn ich…“ Sie hörten gedämpft Bewegungsgeräusche und das öffnen der Fahrzeugtür, bevor die Ükass wieder abgeschaltet wurde.
Der Sergeant, dachte Malcolm, leistete gründliche Arbeit, seinen Charakter in einem möglichst schlechten Licht zu zeigen. Als man die Stimme wieder hören konnte, war es immer noch die des gehässigen, engstirnigen Mannes, der Sergeant Telford nicht war.
„Verdammt, ich kann ihn nicht finden, und ich hab’ die Fahrzeugtür offengelassen. Die ganze Zeit laufen da Krankenhausleute vorbei, und wenn einer von denen reingeht und die Brieftasche abgreift, während ich weg bin, dann gibt’s wirklichen Ärger. Ich kehre besser zurück und versuche zu…“
Ein schriller Mißton war zu hören, als ein lautes Geräusch das Mikrofon überlastete. Die Stimme kam nicht wieder, und einige Minuten lang horchten sie auf das Rascheln des unbespielten Bandes, dann schaltete der Inspektor die Ükass ab.
„Sehr schön“, sagte er leise. „Oberflächlich gesehen ist das, was der Sergeant gesagt hat, unwichtig und kleinlich. Aber denken Sie daran, daß seine Nachrichten mich schnell erreichen mußten, deshalb mußte er den Weg über Sie wählen. Der Sergeant hält von Ihnen beiden ziemlich viel, und er hat die Form der Botschaft so gewählt, daß keiner von Ihrer Verwicklung in die Sache etwas ahnen kann. Er hat sogar versucht, mich zu schützen. Er wußte, daß wir der Mannschaft vertrauen können. Die würden nichts über meine inoffiziellen Nachforschungen verraten.
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