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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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Humor.
    Patrick Süskind hat 1993 im Vorwort zu einem Loriot-Katalog Ähnliches geäußert: »Man bedenke, dass Loriot einer Generation angehört, die sich von der Schulbank weg – in seinem Falle einer humanistischen Schulbank, auf der man ihn die Ideale des Guten, Schönen und Wahren gelehrt hatte – von einem Regime, das die Inkarnation des Schlechten, des Hässlichen und der Lüge war, mehr oder weniger freiwillig und frohgemut in einen Krieg hat schicken lassen, der ihr vier Jahre lang die Brutalität, Monstrosität und Absurdität menschlicher Existenz vor Augen führte! Wer solches erlebt und wohl nuraufgrund der Willkür des Zufalls überlebt hat, der kann in gewissem Sinne die Welt nicht mehr ernst nehmen.«
    Und Christoph Stölzl, in seinem Essay »Wir sind Loriot« aus dem Jahr 2006: »Kein Neubeginn ohne tiefsten Kulturbruch; Vicco von Bülow hat oft erzählt, dass nur der Krieg und das Ende Preußens ihn zum Künstler gemacht haben, hinausgeworfen in eine Existenz ohne die festen sozialen Koordinaten, nach denen die Bülows über Jahrhunderte gelebt haben.«
    Schließlich würdigte Bundestagspräsident Norbert Lammert in einem Nachruf Loriots Haltung zum Krieg und zitierte ihn mit einer Antwort auf die Frage, ob er ein guter Soldat gewesen sei: »Nicht gut genug, sonst hätte ich am 20. Juli 1944 zum Widerstand gehört. Aber für den schauerlichen deutschen Beitrag zur Weltgeschichte werde ich mich schämen bis an mein Lebensende.«
    Vicco hatte, wie er sagte, »Schwein gehabt«. Er entkam auf dem Rückzug der russischen Gefangenschaft, weil er sich mit einigen seiner Kameraden vor den heranrückenden Russen in Österreich über eine Brücke der Enns retten konnte, deren anderes Ufer von den Amerikanern besetzt war. Bei Beckmann erzählte er, wie die Russen hinter ihnen erschienen und auf die letzten deutschen Soldaten schossen, die hinüber zu den Amerikanern wollten, »und da eröffneten die Amerikaner das Feuer auf die Russen – ein seltsamer Moment, der einen doch sehr nachdenklich stimmte über das, was Krieg bedeutet«.
    Als er aus dem Krieg zurückkehrte, war er nach eigener Aussage antriebslos. Er arbeitete als Holzfäller, um Lebensmittelmarken zu bekommen. Erst als sein Vater ihm sagte: »Du zeichnest doch so hübsch, willst du nicht auf die Kunstakademie gehen?«, bekam sein Leben wieder eine Richtung. Als Student der Landeskunstschule Hamburg lernte er dann auch Romi kennen, mit der er sechzig Jahre lang verheiratet war.
    Loriots öffentliche Auftritte in seinen letzten Lebensjahren, die ich miterleben durfte, waren allesamt sehr anrührend und bewegend.
    Der Filmpreis wurde oben schon erwähnt. 2005 erklärte er sich bereit, zur Feier der 500. Kolumne im »SZ-Magazin« des von ihm hochverehrten Axel Hacke zwei von dessen Prosastücken vorzutragen. Als »Generalprobe« gab Vicco die kurzen Erzählungen »Ich kotz gleich« (in der es um einen renitenten Jungen geht, der seine Eltern terrorisiert, um einen Anti-Übelkeits-Kaugummi zu bekommen) und »Tallin« (die sich der Frage widmet, wie das ADAC-Länderlexikon ernsthaft behaupten könne, in Estland lebten auf jedem Quadratmeter 66 Hühner), bei uns zum Besten. Wir konnten nicht mehr vor Lachen.

☞ GEGENSCHUSS AXEL HACKE ☜
    An den Moment, in dem Loriot im November 2005 die Bühne des Residenztheaters betrat, erinnere ich mich exakt: Drei Schauspieler hatten zwölf meiner damals 500 wöchentlichen Kolumnen im Magazin der »Süddeutschen Zeitung« gelesen. Als ich dann selbst auf die Bühne springen wollte, öffnete sich der Vorhang einen Spalt, heraus trat: Loriot.
    Das Publikum machte ein Geräusch, ich weiß nicht – so einen Ton fassungsloser Freude und vollständiger Überraschung, eine Art geächztes Jauchzen. Loriot sagte, er habe sich gefreut, nach den zwölf bereits vorgelesenen Texten nun die anderen 488 Kolumnen zu Gehör zu bringen, wolle sich jedoch angesichts der vorgeschrittenen Zeit auf zwei beschränken. Und las, wie nur er so etwas konnte, mit jenem präzisen, millisekundengenauen Gefühl für Timing, für den Raum, den eine Pointe braucht, vorher, nachher.
    Danach trug ich selbst noch eine Geschichte vor, mit rauer, gelegentlich versagender Stimme. Am Schluss standen wir nebeneinander auf der Bühne, und mir kamen die Tränen. Wissen Sie was ? Glücklicher, als ich es an jenem Tag war, kann ein Mensch in seinem Beruf nicht werden.
    ✍
    2006 bat das Berliner Renaissance-Theater ihn, an einer Benefiz-Matinee zur

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