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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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eigentlichen Höhepunkt von »Cartoon« zu machen – abgesehen von seinen eigenen Trickfilmen, die am Ende einer jeden Sendung liefen.
    Ich war also durch kindliche Vorstudien von Loriots Zeichnungen und das regelmäßige Sehen seiner frühen Fernsehwerke bestens auf das vorbereitet, was mich 1975 eher zufällig ereilte.
    Mein Studium der Germanistik, Musikwissenschaft und Publizistik an der Freien Universität Berlin hatte ich aufgegeben, um an der dffb (Deutsche Film- und FernsehakademieBerlin) zu studieren. Unser Regiedozent Roland Gall drehte für Radio Bremen das Anarchistendrama »Lenau«. Für den Dreh des Fernsehfilms nahm Gall zwei seiner Studenten als Regieassistenten mit nach Bremen, einer davon war ich. Ich glaube, als professioneller Regieassistent war ich eine ziemliche Katastrophe. An der Filmakademie hatte man uns beigebracht, selbständige und freie »Filmemacher« zu werden, von den arbeitsteiligen Prozessen einer professionellen Produktion hatten wir keinen Schimmer.
    Dennoch habe ich offenbar einen ganz anständigen Eindruck bei Jürgen Breest, dem Fernsehspielchef des Senders, hinterlassen. Zum Abschied bat ich ihn, sich doch bei mir zu melden, wenn er mal wieder einen Job hätte. Zwar war mein Studium noch nicht beendet – mein Abschlussfilm stand noch aus –, aber einen Job und Geld konnte ich immer gebrauchen. Vielsagend lächelnd antwortete Breest mir, dass ich möglicherweise schon bald von ihm hören würde.
    Am 16. Januar 1975 erfuhr ich von Jürgen Breest, dass Loriot in Zukunft seine »Cartoon«-Sendungen in Bremen statt in Stuttgart produzieren werde. Der ehemalige Stuttgarter Programmdirektor Dieter Ertel hatte den Sender gewechselt, und Loriot folgte ihm – und er suchte einen neuen Assistenten. Anfang März war es dann so weit. Ich flog nach Bremen und lernte Loriot im Redaktionsbüro von Breest kennen.
    Unsere Begegnung fand in bewegten Zeiten statt. Ich war, als Student der dffb, ein Linker, das gehörte dort gewissermaßen zum guten Ton. Zwar war ich nicht politisch organisiert, aber an der Berliner Filmakademie war man links, die einen mehr, die anderen, zu denen ich zählte, weniger. Der jenseits von politischen Einstellungen bewunderte Film der Saison war »Chinatown« von Roman Polanski. Ein Jahr zuvor war Bölls Erzählung »Die verlorene Ehre der Katharina Blum«, eine scharfe Abrechnung mit dem Sensationsjournalismus der »Bild«-Zeitung, herausgekommen. Bölls bissige Verfassungsschutzsatire »Berichte zur Gesinnungslage der Nation«, in der sich mehrere Verfassungsschützer gegenseitig bespitzeln, erschien im Jahr der ersten Bremer Loriot-Sendung.
    Kurz vor meinem Flug nach Bremen war Peter Lorenz, der damalige Vorsitzende der Berliner CDU, von der »Bewegung 2. Juni« entführt worden. Als langhaariger Student mit speckiger Lederjacke wurde ich schon beim Betreten der Passkontrolle am Flughafen Berlin-Tempelhof schräg angeschaut. Lorenz wurde am 4. März wieder freigelassen, am 3. März gab der Langhaarige mit der Lederjacke dem konservativ gekleideten Loriot zum ersten Mal in Bremen die Hand.
    Unser Treffen war von gegenseitiger Sympathie geprägt. Dass Loriot meinen Vater flüchtig kannte, spielte keine Rolle. In meinem Tagebuch notierte ich: »Bremen sehr gut alles in allem. Loriot ist wunderbar. Viele tolle Ideen, dabei offen und gutherzig. Ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit, vor allem, da ich viel selber werde machen können.«
    Wir stiegen, kaum dass wir uns kannten, in die inhaltliche Vorbereitung der ersten Sendung ein. Kein unnötiger Smalltalk, schnörkellos medias in res. Auf der anschließenden gemeinsamen Bahnfahrt von Bremen nach Hamburg – Loriot flog von dort nach München, ich besuchte Freunde – führten wir auch gleich das erste politische Gespräch. Ich vertrat die These, dass alle Humoristen links seien. Auch wenn er vermutlich nicht ganz meiner Meinung war, ließ er das doch unwidersprochen stehen. Das eben war das Besondere an ihm. Da, wo wir uns empörten, stand er souverän lächelnd daneben, beobachtete die kränkelnde Gesellschaft mit unbestechlicher Genauigkeit und stellte sie durch Lachen bloß. Er lehnte die bestehende Ordnung nicht ab, sondern liebte sie geradezu, weil er es reizvoll fand, sie zu unterlaufen, und weil er fand, dass es nichts Komischeres gibt, als Anarchist zu sein, ohne im Grunde einer zu sein. Die Satire nannte er eine Waffe, die sich grundsätzlich gegen die Macht richtet, »es gibt keine

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