Der glücklose Therapeut - Roman

Titel: Der glücklose Therapeut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer

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sich hin.
    » Solche Dienste kann ich von Judy nicht verlangen « , murmelte er und wies mit der Hand auf das innere Büro.
    » Dabei sollten Sie es auch besser belassen « , sagte ich. » Warum die jungen Leute noch mehr durcheinanderbringen? «
    » Meine Brille « , sagte er. » Sie liegt hier irgendwo herum … « Er zog seinen Fuß zurück und beugte sich vor, um nach ihr zu suchen. » Nicht dass es überhaupt noch allzu viel zu sehen gäbe. «
    Ich lächelte. » Ich brauche Ihren Rat, Help. «
    » Mein Rat lautet heute noch genauso wie vor fünfzehn Jahren: Hören Sie auf, Ihre Zeit mit aufgeregten Wohlstandsbürgern zu verplempern, und kehren Sie zur echten Arbeit zurück, in die Forschung, hierher. «
    » Ich brauche einen Rat zur Behandlung von Schizophrenie « , sagte ich.
    » Was haben Sie denn mit der Behandlung von Schizophrenie zu tun? « , sagte er. » Wenn ich mich richtig erinnere, sind Sie von hier weggelaufen, als ginge es um Ihr Leben. Sie haben mein Stipendienangebot abgelehnt. Sie sagten, ich zitiere … «
    » Ich behandle keine Schizophrenen « , sagte ich. » Das ist nicht mein Fachgebiet, und nur ein Verrückter würde es mit einem Problem aufnehmen wollen, für das es keine Lösung gibt, nicht wahr? Sagen wir einfach, ich habe einem Freund einen Gefallen versprochen. Er braucht Informationen über die Krankheit, und ich habe ihm gesagt, ich hätte Zugang zur besten Quelle … «
    » Einen Gefallen … « , brummte Helprin und nickte. » Muss ein guter Freund sein, wenn Sie für ihn den ganzen Weg hierher auf sich genommen haben. «
    » Fleisch meines Fleisches « , lächelte ich.
    » Was wollen Sie also wissen? «
    » Bringen Sie mich auf den neuesten Stand, informieren Sie mich, was auf diesem Gebiet gerade vor sich geht. Ich möchte wieder in das Thema hineinkommen. «
    » Haben Sie nicht den Google? Meinen jungen Studenten zufolge ist das ganze Wissen dort gespeichert; die Zukunft hat begonnen, und sie heißt Google, sagt man mir. «
    » Ich dachte, wenn ich zu Ihnen käme, könnte ich den ganzen Quatsch überspringen, die Klavier spielenden Katzen, die Hunde auf Skateboards … ich dachte, ich könnte die Jagd abkürzen. Außerdem war mir nostalgisch zumute. «
    » Ein weichherziger Junge « , murmelte er. » Wer hätte das gedacht? «
    » Nicht nostalgisch Ihretwegen, Help, sondern wegen der Kekse Ihrer Frau. « Ich blickte mich etwas theatralisch um. » Sie bäckt sie doch immer noch freitags, nicht wahr? «
    » Meine Frau ist vor drei Jahren gestorben « , sagte er. » Keine Kekse mehr. «
    Ich sah ihn an: » Das tut mir leid, Help. «
    » Nicht Ihr Fehler « , sagte er.
    » Was ist passiert? «
    » Was passiert ist? Ha! Das Alter, Jingele, das Alter. Möchten Sie, dass ich es Ihnen erkläre? Selbst wenn ich es Ihnen erkläre, werden Sie es nicht verstehen. «
    Ich sagte nichts.
    Er betrachtete mich durch seine Brillengläser und kratzte sich an seinem kahlen Kopf, der von der Sonne gerötet war und sich schälte. Ich schloss daraus, dass er immer noch mit dem Fahrrad zur Arbeit kam und sich weigerte, eine Mütze oder einen Helm zu tragen, genau wie früher. Er bleckte die Zähne zu einer schiefen Grimasse, von der seine Assistenten wussten, dass es sich dabei um seine einzigartige Interpretation eines »Lächelns« handelte, und rief: » Judy! Kommen Sie und lernen Sie einen Geist aus der Vergangenheit kennen. Allerdings real, in Fleisch und Blut! «
    Eine sichtlich verängstigte junge Frau mit geröteten Augen und strähnigem Haar tauchte aus den Tiefen der Büroräume auf, wo ich vor so vielen Jahren als vielversprechender Assistent, der nicht hielt, was er versprach, meine Tage verbracht hatte.
    » Das hier ist Doktor David Winter « , sagte Helprin.
    Sie schüttelte mir die Hand.
    » Hallo « , sagte ich. » Die Kratzer an der Wand über dem Computer, um die Tage zu zählen – die sind von mir. «
    Sie lächelte. » Ich glaube, seit damals wurde neu gestrichen « , sagte sie entschuldigend.
    » David war ein Junge mit Potential, aber dann bekam er es mit der Angst zu tun « , rief Helprin von seinem Schreibtisch aus. » Er hat sich für das leichte Leben entschieden; nun behandelt er sorgengebeutelte Hausfrauen mit ihren mysteriösen Beschwerden, ihrem Kummer, ob man sich in der neuen Küche für einen Bambus- oder doch lieber für einen Eichenfußboden entscheiden sollte … Ach, und der gute Doktor nickt und streicht sich seinen bedeutenden Bart, während das Placebo seine