Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der glücklose Therapeut - Roman

Der glücklose Therapeut - Roman

Titel: Der glücklose Therapeut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
Vom Netzwerk:
Essen haben wir uns in der Küche unterhalten. Ich habe ihm erzählt, dass ich früher in dieser Klinik gearbeitet habe. Er fragte, warum ich Larc verlassen hätte. «
    » Und? «
    » Larc. Das ist ein Spitzname für Larsen P. Clark. «
    » Ja … «
    » Eine inoffizielle Bezeichnung. Patientensprache. «
    » Das ist der Beweis? «
    Ich nickte.
    » Nun, vielleicht hat er Freunde dort. Vielleicht hat er es von jemandem gehört. Vielleicht kursiert der Name im Internet. «
    » Vielleicht. Vielleicht auch nicht. «
    » Wie dem auch sei, worin besteht das Dilemma? Den meisten Patienten geht es nach einem Krankenhausaufenthalt besser. Eine psychische Krankheit ist nicht lebenslänglich, sie ist kein Verbrechen. Das muss ich dir nicht sagen. Und es gibt keine Korrelation zwischen dem Erfolg einer Ehe und geistiger Gesundheit, wenn ich das hinzufügen darf. Wenn eine optimale Gesundheit die Voraussetzung wäre für eine gute Ehe, nun, du weißt, dass wir dann mutterseelenallein daständen. « Plötzlich hielt er inne und sah mich an. » Wie dem auch sei, wie lautet eigentlich deine Frage? Was willst du deswegen unternehmen? «
    » Ich möchte Einsicht in die dortigen Akten, um herauszufinden, ob er eine hat. «
    » Natürlich möchtest du das, aber das geht nicht. «
    » Tatsächlich geht es doch. «
    » Tatsächlich geht es nicht. «
    » Ich habe einen Freund dort, meinen damaligen Mentor, Dr. Helprin. Ich habe die Beziehung wieder aufgefrischt. «
    » Und? «
    » Er hat Zugang zu den Akten. Er gehört zum Personal. «
    » Er kann keine vertraulichen Informationen über einen Patienten weitergeben. Das weißt du. «
    » Tatsächlich kann er es doch. «
    » Technisch gesehen ja, ethisch gesehen allerdings nicht. «
    Ich nahm ein Bild von Johns Sohn von seinem Schreibtisch und zeigte mit dem Finger darauf. » Liebst du Nevin? «
    Er funkelte mich wütend an.
    » Wenn jemand ihm Böses wollte, ihn verletzen wollte, würdest du dann untätig daneben stehen? Würdest du dich an die Regeln der Ethik halten? «
    » Sam ist kein Kind « , sagte er. » Sie ist eine erwachsene Frau, David. Und niemand wird ihr etwas antun, außer du, mit diesen verrückten Ideen. «
    » Sam ist mein Kind « , sagte ich. » Ich werde nicht zulassen, dass er ihr wehtut. Du weißt, wer im Larsen P. Clark aufgenommen wird. Machen wir uns nichts vor, John. Wer dort landet, hat eine schwere Last zu tragen. Es ist nicht einfach, dort aufgenommen zu werden. Es ist kein Zufall, keine Lotterie. «
    » Wenn man dich erwischt, bist du deine Zulassung los « , sagte er.
    » Man wird mich nicht erwischen. «
    » Jeder wird erwischt, David. Du weißt, wie es ist « , sagte er, und ich wusste es tatsächlich.
    » Ich möchte nur schnell einen Blick in die Akten werfen, mehr nicht. Dann mache ich Sam gegenüber eine Andeutung. Sie ist ein kluges Mädchen … eine kluge Frau. Eine Andeutung wird genügen. Zumindest hätte sie dann alle relevanten Informationen, bevor sie ihre Entscheidung fällt. Sie im Dunkeln tappen zu lassen – ist das fair? «
    » Wir tappen alle im Dunkeln, das weißt du, David. «
    » Aber an dieser Stelle kann ich … ich habe die Möglichkeit, Licht ins Dunkel zu bringen. Sollte ich sie ungenutzt lassen? «
    » Wenn du ihre Beziehung zu ihm zerbrichst, wird sie dich hassen und nicht ihn, auch wenn es zu ihrem Besten sein sollte. Sie wird wahrscheinlich nur noch mehr an ihm hängen. «
    » Sie ist ohnehin schon fast so weit « , sagte ich. » Wie die Dinge stehen, ist sie nicht gerade auf meiner Seite. Sie hängt bereits an ihm. «
    » Du wirst Dr. Helprin in diesen Unsinn mit hineinziehen. Er ist dein Freund. Möchtest du ihn einer Abmahnung oder Schlimmerem aussetzen? «
    » Helprin ist ein großer Junge. Außerdem, glaubst du, dass er in den fünfzig Jahren dort noch nie die Regeln missachtet hat? Nie eine Abkürzung genommen hat? Komm schon. Nicht jeder ist wie du, John. Und ich manipuliere ihn nicht. Ich werde ihm alles erklären. Dann kann er selbst entscheiden. Schlimmstenfalls sagt er nein. «
    » Und was dann? «
    » Dann sehen wir weiter. Das lasse ich auf mich zukommen. «
    » Für eine derartige Sache fällt mir keinerlei ethische Begründung ein « , sagte John. » Als Kollege empfehle ich dir, die Idee fallenzulassen. Das ist ein Wespennest. «
    » Und was empfiehlst du mir als Freund? «
    » Lass dich durch deinen Schmerz und deine innere Unruhe nicht vom geraden Weg abbringen. Das sage ich dir als Freund. Du könntest aus dem

Weitere Kostenlose Bücher