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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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Odem aushauchen sah.
    Fotis, vom Tumulte erwacht, öffnete eben die Tür, als das Gefecht zu Ende war. Keuchend und triefend von Schweiß, schleppte ich mich hinein, und ermüdet von dem Siege über die vermeinten Banditen, als ob ich den dreifachen Geryon bekämpft hätte, übergab ich mich alsbald dem Bette und der Ruhe.
    * * *

Drittes Buch
    Eben fuhr Aurora, ihren Rosenarm über das purpurne Gespann geschwungen, den Himmel herauf, als mich, der sorgenlosen Ruhe entrissen, die Nacht dem Tage wiedergab.
    Erinnerung der gestrigen Tat überströmte mein Gemüt mit Angst und Sorge.
    Mit übereinandergeschlagenen Füßen, die gefalteten Hände auf die Knie gestemmt, saß ich ganz krumm zusammen auf meinem Bett und weinte bitterlich. Ich stand schon im Geiste vor dem hochnotpeinlichen Halsgerichte, sah jede herzerschütternde Formalität, sah den Henker immer im Hintergrunde.
    »Wo ist der gelinde, der gnädige Richter, der Dich von einem dreifachen Morde, von dem Blute so vieler Bürger, womit Du befleckt bist, lossprechen könnte? Ach, war dies der Ruhm, welchen der Wahrsager Diophanes Dir so zuverlässig auf Deiner Reise verhieß?«
    Also sprach ich mehrmals zu mir selber, aus Herzensgrund über mein trauriges Geschick heulend.
    Unterdessen ließ sich ein wiederholtes Geklopfe an der Haustür hören und lautes Geschrei und Getümmel in der Gasse. Es währte nicht lange, so brach man zum Hause herein, und alles war mit Magistratspersonen und Gerichtsdienern nebst einem zahlreichen Gefolge von allerlei Leuten angefüllt.
    Auf obrigkeitlichen Befehl bemächtigten sich meiner alsofort zwei Schergen und schleppten mich, ohne daß ich im geringsten widerstrebte, davon.
    Sie waren mit mir noch nicht das Viertel der Straße hinunter, so war schon die ganze Stadt in Auflauf und zog in dickem Schwarme hinter uns her.
    Den Kopf zur Erde gesenkt oder, wenn ich so sagen darf, zur Hölle hinabgebeugt, ging ich tiefbetrübt vor mich hin. Als ich jedoch einmal von der Seite blickte, ward ich die sonderbarste Sache von der Welt gewahr. Wenn doch unter so vielen tausend Menschen, welche sich um mich herumdrängten, auch nur ein einziger gewesen, der nicht vor Lachen hätte bersten mögen!
    Endlich, nachdem wir lange genug von Gasse zu Gasse gezogen und ich, wie ein Sühnopfer , durch alle Winkel der Stadt in Prozession geführt worden, so wurde ich auf dem Markte vor den Richterstuhl gestellt.
    Schon saß der ganze Magistrat auf seinem erhabenen Gerüst, schon gebot der Stadtherold Stillschweigen, als mit einmal alle Anwesenden einstimmig riefen: »Die Versammlung ist zu groß, das Gedränge gefährlich, dies so wichtige Gericht muß auf dem Theater gehalten werden!«
    Unverzüglich schwärmte der ganze Haufen des Volks dahin.
    Sitze, Gänge, Dach sogar ward in weniger als einem Augenblick bis zum Ersticken angefüllt.
    An den Säulen empor kletterte man, man saß auf Statuen, lag ganz oben aus den Kaplöchern und Fenstern bis übern halben Leib heraus. Vor Begierde zu sehen blind, achtete niemand der Lebensgefahr.
    Die Gerichtsdiener führten mich über die Bühne hinweg und stellten mich mitten in das Orchester.
    Abermals gebot der Herold mit brüllender Stimme Stillschweigen und lud den Ankläger vor.
    Ein alter Mann stand auf.
    Man füllte die Wasseruhr, um ihm die Zeit zu bestimmen, welche er zu reden, und er sprach also zum Volke:
    »Ich habe Euch, meine Mitbürger, eine höchst wichtige Sache vorzustellen. Eine Sache, welche die Ruhe der ganzen Stadt betrifft und die uns allen zu einer ernsten Warnung gereichen muß. Um so mehr ziemt es sich, daß Ihr insgesamt dem öffentlichen Ansehen gemäß dahin trachtet, daß dieser verruchte Mörder für das Blut so vieler Bürger mit eben der Strenge gestraft werde, als mit Grausamkeit er es vergossen hat. Glaubt indessen nicht, daß ich, nur von Privathaß angetrieben, meiner eignen Feindschaft durch diese eifrige Anklage Genüge zu leisten suche! Ich bin der Hauptmann der Schaarwache, ich tue nur meine Pflicht, die ich jederzeit mit der pünktlichsten Treue erfüllt habe. Hier ist die Sache, wie sie sich in vergangener Nacht zugetragen hat, ganz unverfälscht! Ich mache um Mitternacht mit möglichster Aufmerksamkeit meine Runde durch die Stadt; da sehe ich diesen schändlichen Burschen mit blankem Degen wie wütend um sich herumhauen, und drei Leute an der Zahl stürzen zu seinen Füßen, wälzen sich zappelnd in ihrem Blute und geben den Geist auf. Diese erschreckliche Tat

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