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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Zierde seines Berufsstandes, eine Art irdischer Gott des Advokatentums. Führen Sie ihn nur ins Feld, Mr Spork, ich werde ihn mit einer einzigen strafrechtlich geballten Faust zerschmettern! Und Sie, mein kleines Fräulein«, fügt die beängstigende Person an Polly Cradle gewandt hinzu, »sollten sich ebenfalls was schämen! Eine Frau gehört an den Herd, Mädchen, wo sie die Strümpfe ihrer Familie stopft und die Töpfe und Pfannen schrubbt – und nicht mit Banditen ihr Unwesen treibt! Eine Schande!«
    »Treib’s nicht zu weit«, raunt Polly Cradle, als Titwhistle ihr die Handschellen anlegt. Beunruhigt weicht er vor ihr zurück. »Wildkatze! Hexe! Was erlauben Sie sich? Moment. Wo ist eigentlich dieser schaurige Hund? Sagen Sie mir bitte, dass er verbrannt ist! Nein? Verdammt. Nun, er steht ebenfalls unter Arrest. Und Sie alle, Sie kriminellen Windhunde, können davon ausgehen, dass Sie ausnahmslos unter Anklage der Verschwörung stehen. Zum Glück habe ich einen ganzen Bus dabei, ja, dort drüben, und Sie werden sich noch wünschen, sich mit den vorhandenen Fußfesseln selbst strangulieren zu können …«
    Es dauert einige Minuten, aber bald befindet sich Joes gesamte Mannschaft an Bord des schwarzen Gefängnisbusses mit den getönten Scheiben, und die Männer vom Nachlassamt fahren sie davon.
    »Mercer«, sagt Polly Cradle, als der Bus in einer Garage verschwindet und alle eilig aussteigen, um mit anderen Beförderungsmitteln nach Hause zu fahren, »das war ausgesprochen lächerlich.«
    Mercer Cradle strahlt.
    Am Tag darauf, als die Regierung wieder ihre gewohnten Geschäfte aufgenommen hat – wenn auch angeknackst von dem Spektakel – und die Institutionen von Gesetz und Ordnung wieder ihren oftmals undurchschaubaren Zielen entgegenarbeiten, steht ein Mann in einem altmodischen Fliegeranzug vor einem Lancaster-Bomber. Kurz nach zehn Uhr vormittags hört er ein näher kommendes Motorengeräusch und wendet den Kopf zur Seite. Ein rotbrauner Rolls-Royce, dessen Lackierung allerdings, wie man sieht, unter einem kürzlichen Schusswechsel und einer Explosion gelitten hat, kommt einige Meter von ihm entfernt zum Stehen, und ein Mann und eine Frau steigen aus. Das rundliche Gesicht des Mannes verliert seinen skeptischen Ausdruck, und ein breites Lächeln breitet sich darauf aus.
    »Na so was! Sie haben ja einiges um die Ohren gehabt«, sagt der Vorsitzende des St Andrews Golf Club.
    »Ja«, erwidert Joe Spork, »das haben wir wohl.«
    »Ich habe Ihnen noch ein Ersatzpaar Socken mitgebracht. Und welche für die Dame. Wie sich herausgestellt hat, hatte ich noch einige überschüssige Paare im Schrank. Dachte mir, nach all dem Krawall könnten Sie vielleicht welche gebrauchen.«
    Die hässlichsten kanariengelben Rautenmustersocken der Welt.
    »Danke Ihnen. Das ist … sehr nett.«
    »Und dies ist Ihre Freundin?«
    »Seine Geliebte«, sagt Polly Cradle streng, »mit Betonung auf Liebe . Ich habe mich entschieden.«
    »Oh, na dann«, sagt der Vorsitzende. »Herzlichen Glückwunsch! Und das ist die Fracht?«
    »Ja, das ist alles.«
    »Ich komme nicht um die Feststellung herum, dass Sie einen ausgestopften Boxer bei sich haben.«
    Bastion öffnet ein Auge und knurrt. Der Vorsitzende zuckt hastig zurück. Polly grinst. »Er mag Sie.«
    »Sollte ich mir Sorgen machen?«
    »Unbedingt.«
    »Und dies sind Überreste von … dem Ding …, nehme ich an?«
    »Ja«, sagt Joe. »Wir hielten es nicht für sicher, sie zurückzulassen.«
    »Nein, ganz gewiss nicht. Die verdammten Idioten von der Regierung würden bloß irgendwelche Deppen mit Vergrößerungsgläsern darüber kriechen lassen und versuchen, es alles noch einmal zu machen, bloß besser. Arschlöcher sind das, die meisten wenigstens. Übrigens, ein hübsches Flugzeug haben Sie da gestohlen, wie haben Sie denn dafür die Zeit gefunden?«
    »Wir haben das an einen Subunternehmer ausgelagert.«
    »Sehr gut. Delegieren muss man. Exzellent. Nebenbei bemerkt scheinen Sie noch immer gesucht zu werden. Ich hätte gedacht, das würde sich erledigt haben. Es ist ja nicht so, als hätten wir am Ende nicht die Wahrheit erkannt, oder?« Der Vorsitzende schaudert.
    »Nein. Doch sobald das vorbei war, hat die Schadensbegrenzung eingesetzt. Ich komme denen … ganz gelegen.«
    »Nun, Ihr hochgestochener Freund hat uns eine Registrierung besorgt – verruchter kleiner Halunke. Hat auch eine Schwäche für lange Reden. Ich mochte ihn eigentlich ganz gern.«
    »Mein Bruder«, sagt Polly

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