Der goldene Thron
verzeihen und über dein Anliegen nachdenken‹, erklärte er und verdonnerte William dazu, seiner Mutter vorläufig auch weiterhin in der Schmiede zur Hand zu gehen.« Baudouin lachte. »Du kannst dir gewiss vorstellen, wie erleichtert ich war, als der König kurz darauf zum Aufbruch rief.« Baudouin sah Guillaume fragend an. »Ich habe doch das Richtige getan?«
»Gewiss, mein Freund! Doch nun sag mir endlich, hast du meinen Sohn untergebracht? Und wo?«
»In Thorne! Er mag ein knurriger Mann sein, dieser Logan, aber er versteht sein Handwerk, hast du einmal gesagt, als wir mit Sir Ralph auf der Jagd waren, erinnerst du dich? Sir Ralph war hocherfreut, dir einen Gefallen erweisen zu können. Er hat mir versprochen, niemals auch nur mit einem Wort zu erwähnen, dass William dein Sohn ist!«
Guillaume hatte seine Rasur inzwischen beendet, wischte sich den letzten Rest Seife aus dem Gesicht und umarmte Baudouin. »Du bist mir stets der liebste und treueste Freund gewesen.« Er lächelte dankbar. »Wie hat Ellen es aufgenommen? Sie wird den Jungen kaum freiwillig herausgegeben haben?«
»Wenn ich mich recht entsinne, erwähnte ich ganz nebenbei,dass der König beschlossen habe, den Jungen …« Baudouin zuckte mit den Schultern und lächelte. »Eine kleine Notlüge, um sie zu überzeugen. Sie hat es mir trotzdem nicht leicht gemacht. William war nicht in St. Edmundsbury, als ich kam, und Ellen schweigsam wie ein Grab. Ihr Mann aber, der einarmige Schmied, hat mir erzählt, dass sie den Jungen nach Orford gebracht hatte, in der Hoffnung, dass William bei einem fremden Schmied bereitwilliger lernen werde. Und dort habe ich ihn dann auch angetroffen. Ich glaube übrigens, dass er just an diesem Tag versucht hat fortzulaufen, denn der Schmied hat ihn im Wald gefunden.«
Guillaume lachte erleichtert. »Ach, Baudouin, du glaubst nicht, wie viel lieber ich William statt mit einem Hammer in der Hand mit einem Falken auf der Faust sehe, auch wenn Ellen sicher enttäuscht ist. Eines Tages wird sie trotzdem stolz auf ihn sein, denn dem Jungen steht eine großartige Zukunft bevor, dessen bin ich gewiss. Gleich morgen lasse ich eine Nachricht an Sir Ralph aufsetzen, um mich nach William zu erkundigen.«
»Ich hörte letzten Herbst, dass er sich hervorragend macht!« Baudouin lächelte aufmunternd, stand auf und vertrat sich die Beine. »Bist du fertig?«
»Sieht man das nicht?« Guillaume setzte sein strahlendstes Lächeln auf.
»Dann lass uns hinuntergehen, der herzhafte Duft, der mir in die Nase steigt, lässt mich hoffen, dass schon bald aufgetragen wird!« Baudouin leckte sich genüsslich über die Lippen und öffnete die Tür.
Als Guillaume den dritten Becher Wein leerte, wurden seine Beine schwer, und ihm schwindelte. Eine wohlige Wärme breitete sich in seinen Gliedern aus, durchflutete seinen Magen und seinen Unterleib. Das Essen war vorzüglich. Fleischig zarte Enten, herzhafte Schwäne mit pfeffrigen Beeren, würziger Wildschweinbraten und Hirsch mit scharfer Mandelsauce wurden gereicht. Baudouin saß zu seiner Rechten, Peter FitzGuy zu seinerLinken. Gérard Talbot und Robert de Tresgoz, die nun ebenfalls dem Vater ihres früheren Herrn dienten, hatten gegenüber Platz genommen. Fröhlich schwatzten sie auf Guillaume ein, hoben immer wieder ihre Becher, um auf sein Wohl zu trinken, stießen auf das Heilige Land und die baldige Vertreibung der Sarazenen an und feierten seine Rückkehr so voller Freude, als wäre es ihre eigene. Sie alle waren dem jungen König bis zum Schluss treu ergeben gewesen, und Guillaume genoss es, sie wiederzusehen, doch zugleich schmerzte es ihn, so ausgelassen mit ihnen zu feiern, obwohl in ihrer Mitte jemand Bedeutendes fehlte. Ein fröhlicher, stets zu Scherzen aufgelegter, manchmal etwas leichtsinniger junger Mann. Guillaume schloss für einen Moment die Augen und hielt den Atem an.
Die Zeiten hatten sich geändert!
Er öffnete die Lider wieder. Ich muss der Wahrheit ins Gesicht sehen, sagte er sich. Der junge König ist tot. Ich aber lebe und muss nach vorn blicken. Henry II., der starke, starrsinnige, unangefochtene König von England und Herzog der Normandie, ist nun mein Herr, und ich bin ihm ebenso zu Treue verpflichtet wie zuvor seinem Sohn. Nur wenige Männer bekamen eine solche zweite Chance, darum musste er sie ergreifen, wenn er sein Ziel, einmal bedeutend zu sein, doch noch erreichen wollte. Guillaume ließ sich einen weiteren Becher Wein einschenken und wandte sich
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