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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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von Ungerechtigkeit und Hilflosigkeit wie damals, das er in diesem Augenblick empfand. Hatte er diese Art Spott nicht schon lange hinter sich gelassen? Sollte er wirklich noch einmal ganz von vorn anfangen müssen? Wie ein Page? Weitere gehässige Bemerkungen über den jungen König und seine Männer fielen. »Wir haben das Richtige getan!«, knurrte er, als Baudouin ihn ein weiteres Mal zurückhielt.
    »Sicher haben wir das. Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und werden das auch weiterhin tun. Wir haben uns nie etwas zuschulden kommen lassen. Glaub mir, der König weiß das, sonst säßen wir nicht hier. Seine alten Haudegen aber grämt es, dass er uns so rasch verziehen hat. Du warst ihnen schon immer ein Dorn im Auge. Gerade weil sie ob deiner Stärken wissen. Dass der König ausgerechnet die nun wieder fördern will, die sich ihm an der Seite seines Sohnes entgegengestellt haben, das können und wollen sie nicht verstehen. Sie fühlen sich bedroht, besonders von dir, Guillaume. Sie schmähen dich, weil sie fürchten, der König könne dir schon bald mehr gewogen sein als ihnen«, flüsterte Baudouin ihm zu und hatte seinen Kopf so dicht an Guillaumes Ohr, dass seine Lippen es hin und wieder berührten. »Lächle, mein Freund!«, forderte er ihn wispernd auf. »Lächele und lass sie nicht wissen, was du fühlst!«
    Guillaume hatte Mühe zu atmen. Damals in Tancarville war es leichter gewesen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, denn die Schmähungen hatten nur ihm selbst gegolten. Er hatte einfach mitgelacht, wenn die Knappen ihn aufgezogen hatten. Die bösartigen Bemerkungen über den jungen König aber trafen ihn tief. Mit versteinertem Gesicht, die Hände zu Fäusten geballt, fixierte er den König. Wie lange würde der noch warten, bis er seinen Männern Einhalt gebot?
    »Schweigt und wagt nicht länger, das Andenken meines Sohnes zu beschmutzen!«, rief der König nun tatsächlich und schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass die fein verzierten silbernen Weinpokale zu tanzen anfingen. Wut und Trauer in seinem Blick waren ebenso wenig zu übersehen wie seine Enttäuschung. Mitleid packte Guillaume. Weder Vater noch Sohn hatten es verstanden, aufeinander zuzugehen. Nur im Kampf hatten sie sich begegnen und gegenseitig respektieren können. Wenn man es recht überlegte, waren ihre Auseinandersetzungen eine schreckliche Verschwendung von Kraft, Geld und Männern gewesen.Nach dem Gelage an der Tafel des Königs war Guillaume am nächsten Morgen mit pelziger Zunge, schwerem Kopf und einem bitteren Geschmack im Mund erwacht. Der König gedenke schon am folgenden Tag in aller Frühe aufzubrechen, ließ man ihm ausrichten, und nach einem kurzen Gang an der frischen Luft machte sich Guillaume mit seiner neuen Aufgabe als Hauptmann vertraut. Statt eine weitere Nacht mit seinen Kameraden zu feiern, legte er sich früh zu Bett und war am nächsten Morgen noch vor dem ersten Tageslicht ausgeschlafen und reisefertig.
    Nun schickte er einen ungeduldigen Blick nach oben. Die Sonne war längst aufgegangen und auf dem besten Weg, den Zenit zu erreichen. Überall im Hof warteten Soldaten, Knechte, Ritter, Reit- und Packpferde. Nur der König hatte sich noch immer nicht blicken lassen.
    Auf seine Frage, wann dieser denn endlich aufzubrechen gedenke, erntete Guillaume nur mitleidige, hier und da auch spöttische Blicke, bekam jedoch keine Antwort.
    »Ich habe die ersten Male genauso verloren dreingeschaut wie du jetzt!«, hörte er eine freundliche Stimme hinter sich sagen und drehte sich um.
    »Gérard!« Er war erleichtert, ein bekanntes Gesicht zu sehen, denn Baudouin und Robert hatten Lyons bereits am Vortag verlassen, um des Königs Überfahrt nach England vorzubereiten.
    »Wenn es heißt, der König wolle früh aufbrechen, so kann man fast sicher sein, dass es nicht vor dem Mittag losgeht, wenn überhaupt! Heißt es allerdings, der König bleibe drei oder vier Tage am gleichen Ort, so sollte man jederzeit auf einen überstürzten Abzug vorbereitet sein. Wenn ihn plötzlich die Reiselust packt, dann lässt er seine Männer in aller Eile zusammenrufen, um schon im nächsten Moment aufzubrechen.« Gérard Talbots breiter Kiefer machte mahlende Bewegungen, als äße er. »Wir Jungen, wie sie uns nennen, haben es an seinem Hof ganz sicher nicht immer leicht, weil uns die Alten stets kritisch beäugen, doch auch der König hat ein Auge auf uns. Er fordert viel, wird aber auch rasch zum freimütigen

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