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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Guillaume freundlich, tätschelte dem Knaben die Schulter und sah ihm mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach, als er davonstob. Der Junge war ein entfernter Vetter von Geoffrey FitzPeter, mit dem Guillaume seit dem vergangenen Jahr eine Freundschaft verband, die weniger auf Vertrautheit als auf gegenseitiger Anerkennung beruhte. Obwohl FitzPeter um einiges jünger war als er, hatte Guillaume ihn als besonnenen, tüchtigen Mann kennen- und schätzen gelernt, und da auch der König ihn estimierte und ihn schon mehrfach großzügig für seine Dienste belohnt hatte, stand dem jungen Mann gewiss eine glänzende Zukunft bevor. FitzPeter war Guillaume in seinen Ansichten nicht unähnlich, wusste ebenso wie er den Wert von Verbündeten bei Hof zu schätzen, hatte ähnlich ehrgeizige Ziele, besaß Weitblick, Klugheit und Loyalität. Anstatt sinnlos miteinander um die Gunst des Königs zu buhlen, wie es so viele andere taten, hatten sie darum schon früh beschlossen, ihre Kräfte lieber zu vereinen und einander zu unterstützen.
    Wenn FitzPeter seinen Pagen geschickt hatte, musste es dringend sein, darum sputete sich Guillaume.
    Die vergangenen Monate waren überaus bewegt gewesen. Geoffrey, Henrys abtrünniger Sohn, war im August des vergangenen Jahres – noch während seines Aufenthaltes am französischen Hof – bei einem Turnier vom Pferd gestürzt und kurz darauf verstorben. Wie nicht anders zu erwarten, hatte der französische König seinen Tod nicht ungenutzt gelassen. Ohne zuzögern, hatte er Geoffreys unmündige Tochter in seine Obhut genommen und die Verwaltung der Bretagne an sich gerissen. Im darauf folgenden April, viele Monate nach Geoffreys Verscheiden, war Prinz Arthur geboren, sein einziger Sohn und legitimer Erbe. Philippe hatte sogleich neue Forderungen gestellt und gedroht, in Aquitanien einzumarschieren, so er nicht zum Vormund des Jungen erklärt würde. Als er in dieser Angelegenheit keine Einigung mit Henry II. hatte erzielen können, war Philippe im Berry eingefallen, hatte Issoudun und Frétéval eingenommen und war weiter nach Châteauroux gezogen.
    Richard und John waren umgehend nach Châteauroux geeilt, um es gegen Philippe zu halten, bis ihr Vater mit seiner Armee eingetroffen war. Doch als sich schließlich die imposanten Heere beider Herrscher vor der Burg gegenübergestanden hatten, hatte sich gezeigt, dass weder Henry II. noch dem Franzosen an einer Feldschlacht gelegen war. Eine Burg, darin waren sie sich einig, musste durch Belagerung und Verwüstung der umgebenden Ländereien in die Knie zu zwingen sein, nicht durch unnützes Blutvergießen. Richard war es gewesen, der einen Waffenstillstand zu erwirken vermocht hatte, der besagte, dass Châteauroux weiterhin Henry zustand, während die eroberten Festungen von Issoudun und Frétéval bei Philippe verbleiben sollten.
    Bei dem Gedanken, dass Richard den Franzosen nach den Verhandlungen nach Paris begleitet hatte, schüttelte Guillaume unwillkürlich den Kopf. Henry II. war ein sturer Mensch mit eigenen Vorstellungen davon, wie sich seine Söhne zu verhalten hatten. Er forderte bedingungslose Unterwerfung von den Prinzen, die sie zu leisten jedoch nicht bereit waren. So kam es, dass – nach dem jungen Henry und seinem Bruder Geoffrey – Richard nun bereits der dritte Sohn des Königs war, der sich auf ein Ränkespiel mit den französischen Königen eingelassen hatte. Richard mochte geglaubt haben, seinen Vater unter Druck setzen zu können, indem er seine Freundschaft zu Philippe zur Schau stellte, doch seine Rechnung war nicht aufgegangen. Henry II. war unbeugsam geblieben. Je mehr ihn Richard zu drängen versuchte,desto sturer weigerte sich der König, ihn als Nachfolger auf dem englischen Thron zu bestimmen.
    Guillaume seufzte. Die Lage war verfahren, und er war froh, dass ihn der König niemals aufgefordert hatte, in dieser Angelegenheit seine Meinung zu sagen. Zum Glück hatte Richards Aufenthalt am französischen Hof nur wenige Wochen gedauert, dann war der Prinz nach Aquitanien zurückgekehrt.
    Als Guillaume den Wohnturm erreichte, nickte er den beiden Bewaffneten zu, die an der Tür zur Halle standen. Die Wächter begrüßten ihn beflissen, stießen die Tür auf und ließen ihn eintreten.
    »Mylord!« Guillaume verneigte sich kurz und ging mit langen Schritten auf den König zu, der, wie immer umringt von Lords, Knappen und Pagen, in der Mitte der Halle dicht am Feuer weilte.
    »Maréchal, da seid Ihr ja endlich!«, rief Henry II.

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