Der goldene Thron
Franzosen vorbereitete.
Die Zeit war nicht spurlos an Guillaume vorübergezogen. Auch wenn sein graues Haar noch immer voll war, so schmerzte sein Rücken nun nicht mehr nur nach langen Ritten, sondern fast ständig. Viele seiner Freunde waren vor ihm den Weg aller Wege gegangen. Henry le Norrois’ Lieder waren längst verstummt und die meisten Ritter, die er einst besungen hatte, bereits zum Herrn gegangen. Junge Männer waren ihnen gefolgt, hatten ihre Ämter übernommen, ihre Töchter geheiratet und ihre Ländereien geerbt. Für Guillaume konnte es leicht die letzte Möglichkeit sein, dem König noch einmal zu dienen und für seine Treue belohnt zu werden. Er musste an die Zukunft seiner Söhne und Töchter denken.
Aber auch das Schicksal seiner Gefolgsleute lag ihm am Herzen. All die ehrbaren Männer, die ihm in den vergangenen Jahren so mutig die Treue gehalten hatten, verdienten, dass die Gunst, die ihm nun erneut von seinem König zuteilwurde, auch ihnen zugutekam. Von ihm und der Unterstützung, die er John angedeihen ließ, hing es ab, ob der Stern seiner Freunde und Getreuen weiterhin stieg oder erneut – und diesmal vielleicht für immer – ins Bodenlose fiel.
Während es Guillaume durch seinen unermüdlichen Einsatzgelungen war, in Leinster für ein gewisses Maß an Ruhe und Ordnung zu sorgen, war die Unzufriedenheit unter den Baronen Englands gewachsen. Die Höhe der Steuern, die John von einem Sohn erheben konnte, dessen Vater gestorben war, stand nirgendwo festgeschrieben, und der König, der mit jedem Jahr seiner Regentschaft gieriger geworden war, hatte immer höhere Summen von den jungen Lords gefordert. Er hatte die jungen Erben dazu gebracht, sich viel zu hoch zu verschulden, und sie gezwungen, stattliche Summen bei jüdischen Geldverleihern aufzunehmen, für die sie beachtliche Zinsen zahlen mussten.
John glaubte, neben einer lohnenden Einkunftsquelle so auch einen Weg gefunden zu haben, die jungen Männer ruhigzustellen und sich untertan zu machen. Seine Gier aber war dabei so grenzenlos, dass er sich sogar zum Erben aller Juden erklärt hatte. Nicht nur dass dies die Familie in Armut stürzte, sobald ein Vater starb, es bedeutete ebenfalls, dass neben den Zinsen und Guthaben auch alle Schuldbriefe der jüdischen Geldverleiher an den König fielen. Die jungen Erben der Lords aber wurden so ein zweites Mal seine Schuldner, was sie mit ungeheurem Zorn erfüllte.
Die vielen überhöhten Steuern und Abgaben, die John von den Lords forderte, die Schmiergelder, die er sich zahlen ließ, um Prozesse in die eine oder andere Richtung zu entscheiden, und die Tatsache, dass er sich viel zu häufig nicht an Versprechungen und Zusagen hielt, brachten ihm großen Unmut ein. Dass er die Eheschließungen aller jungen Erbinnen kontrollierte, deren Vermählung er nur dann zustimmte, wenn entsprechende Gelder geflossen waren, forderte Erbitterung und Wut heraus. Viele seiner Barone fühlten sich ungerecht behandelt, übergangen, betrogen, übervorteilt und ausgenommen.
John entging der wachsende Groll gegen ihn nicht, doch statt sein Verhalten zu ändern, forderte er Geiseln von seinen Männern und ließ sich ihre Söhne und jüngeren Brüder übergeben. Machtbesessene Männer, die er aus Frankreich mitgebracht hatte und zu denen auch Pierre des Roches, der Bischof von Winchester,gehörte, erledigten die schmutzigsten Arbeiten für ihn und waren bei den englischen Baronen schon bald abgrundtief verhasst.
Waren Guillaumes Söhne nun endlich in Sicherheit, weil der König sie, wie versprochen, Jean d’Erlée und Thomas de Samford übergeben hatte, so schien das Königreich jeden Tag mehr in Gefahr zu sein. Jenseits des Meeres lauerte Philippe begierig darauf, seine Macht bis nach England auszudehnen, und im Land selbst grollte dumpfer Widerstand einem Gewitter gleich, das sich bedrohlich näherte. Dunkle Wolken von Aufstand und Verrat zogen am Horizont auf.
Eine Weile schon hatte Guillaume darauf gedrängt, dass der König endlich nachgeben und sich mit dem Papst einigen solle, doch bisher vergeblich. Nun aber ließ John endlich verkünden, dass es zu einer Vereinbarung mit Innozenz gekommen sei. Sicher hatte die Drohung Roms, John abzusetzen, und die päpstliche Einladung an Philippe, den Thron von England zu übernehmen, zur königlichen Vernunftfindung beigetragen, dennoch war Guillaume überrascht, als er vernahm, dass John England und Irland unter päpstliche Lehnsherrschaft gestellt und den
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