Der Goldschatz der vom Himmel fiel
doch nicht!, schoss es
Tim durch den Kopf. Das stecke ich nicht ein. Nein! Ich lege Willi hinters
Rettungsboot und Schwitzke kriegt eine gepuncht, dass im die Zähne wackeln.
In dieser Sekunde nahte Hilfe.
Aber nicht durch Gaby und Karl, die sich von rechts heranscharten. Sondern
durch einen Passagier von links.
„Heh, Sie!“, herrschte er
Schwitzke-Nöhl an. „Lassen Sie das! Sehen Sie nicht, dass der Junge seekrank
ist und sein Freund ihm hilft.“
„Betrunkene Bälger sind das!“
Der Spendensammler ließ die Hand sinken, die er zur zweiten Ohrfeige erhoben
hatte. Nicht ahnend, welche Katastrophe ihm das beschert hätte.
„So sehen sie nicht aus“,
erwiderte der Passagier. „Im Gegenteil! Das sind Jugendliche, wie man sie sich
wünscht.“
Schwitzke-Nöhl knurrte und
wandte sich ab. Klößchen würgte. Tim hielt ihn fest an Schulter und Kragen.
Auch Gaby und Karl griffen jetzt zu.
„Danke!“, sagte Tim zu seinem
Helfer. „Wenn der’s noch mal versucht hätte, wäre jetzt der Schiffsarzt im
Einsatz.“
„Das habe ich befürchtet“,
lächelte der Mann. „Aber eine Schlägerei gleich zu Beginn der Reise — das
wollen wir doch nicht.“
Er war groß, schlank, etwa
Mitte Dreißig, wirkte gestählt, hatte semmelblondes Haar unter der Wollmütze
und übte sicherlich eine Tätigkeit aus, die nicht am Schreibtisch stattfindet.
Golf- oder Tennis-Profi, dachte Tim. Vielleicht auch Kicker, Söldner, Animateur
in ‘nem Freizeit-Club, verdeckter Ermittler oder Tester für Motorboote.
Ziemlich sympathisch und beherzt.
Klößchen stöhnte. „Es geht
wieder. Danke! Ihr könnt euren Würgegriff von mir abnehmen. Ich glaube, ich
habe meine ganze Schokolade ins Meer gespuckt.“
„Da gehört sie auch hin“,
meinte Karl herzlos.
Klößchen taumelte binnenbords.
Tim streckte dem Semmelblonden
die Hand hin.
„Ich bin Peter Carsten, werde
Tim genannt. Meine Freundin heißt Gaby. Das sind Karl und Klößchen. Wir sind
Schüler. Fahren nach Dschellala zum Sunshine-Club zur dringenden Erholung.“
Der Mann lächelte wieder,
zeigte dabei eine Goldkrone und erwiderte Tims Händedruck.
„Lars Loddersteg. Holländer.
Dasselbe Ziel. Dann sehen wir uns ja noch. Tschüs!“
Sie sahen ihm nach.
„Wieso ist mir so schlecht“,
stöhnte Klößchen. „Und euch gar nicht?“
„Weil wir zurückhaltender sind
bei der Nahrungsaufnahme“, erklärte Gaby. „Deshalb.“
5. Belauscht
Dämmerung sank aufs Meer. Die
See war aufgewühlt, das europäische Festland nur noch ein Strich am Horizont.
TKKG saßen in ihrer Kabine.
Klößchen ging’s besser. Er war fest entschlossen, am Abendessen teilzunehmen.
In einer halben Stunde war es so weit.
Karl las vor aus einem klugen
Zeitungsartikel. Er handelte davon, dass die Richter am Haager Tribunal
Maßstäbe setzen für eine Weltstrafjustiz, bei der es ja vor allem um
Kriegsverbrechen geht.
„Slobodan Slibowitz gehört
dorthin“, sagte Tim. „Und natürlich auch sein Mittäter Uwe Kinkel. Völkermörder
wie die müssen bestraft werden. Sonst wird Gerechtigkeit zum Hohn.
Lebenslänglich für Slibowitz und Kinkel! Am besten bei Wasser und Brot. Oder
wie seht ihr das?“
„Wasser und Brot wäre zu hart,
nämlich vergleichbar mit der Todesstrafe“, schränkte Gaby ein. „Todesstrafe auf
Raten. Denn von dieser Diät kann der Mensch nicht lange leben. Er braucht
Vitamine und…“
„...ausreichend Schokolade!“
Klößchen grinste.
Gaby sah Tim prüfend an. „Du
machst mir Sorgen, Häuptling. Ich merke nämlich schon seit gestern, wie du
grübelst, was zu tun wäre. Damit Slibowitz und Kinkel aus ihrem Schlaraffenland
herausgerissen und hinter Gitter gebracht werden. Aber das ist eine Nummer zu
groß für uns, Tim. Daran beißen sich internationale Strafverfolger die Zähne
aus. Und erreichen leider gar nichts, wenn ich Karl richtig verstanden habe.“
Karl nickte. „Du hast mich
richtig verstanden, Gaby. In Dschellala fühlen sich diese Kriegsverbrecher
sicher wie im... im Befehlsbunker einer Militärdiktatur.“
„Und wir“, sagte Klößchen,
„sind als Vergnügungsreisende unterwegs. Aber ich ahne schon, daraus wird
nichts. Tim plant tierische action.“
Alle sahen Tim an. Doch statt
einer Erwiderung legte er den Zeigefinger über die Lippen. Mit der anderen Hand
deutete er zur Tür.
„Wir werden belauscht“,
flüsterte er.
Lautlos federte er hoch von
seinem Parterre-Bett. Vorbei an Gabys Beinen, die von oben herabbaumelten. Zur
Tür!
Er riss
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