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Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Titel: Der Goldschatz der vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Düfte — von schwülen Parfüms und Gewürzen. Der Strom
der Einheimischen und Touristen. Stimmen- und Sprachgewirr. Staunend gingen die
Kids durch den Basar.
    „Allahu akbar (Gott ist
groß) “, sagte Karl. Und damit war seine Kenntnis der arabischen Sprache
erschöpft.
    Teppichhändler waren zahlreich
vertreten. Schön gepunzte Messing- und Kupferteller wurden angeboten. An den
Textilständen konnte man bunte Tücher erstehen, einen tollen Burnus oder den
ortsüblichen Kaschafia, einen Kapuzenmantel aus festem Stoff.

    Tim hielt seine Freundin an der
Hand. Gaby fiel auf mit ihrem goldblonden Haar. Sicherlich — dachte Tim — hält
man sie für eine nordische Prinzessin. Und das ist sie ja auch. Für mich
jedenfalls.
    „Ich sehe nirgendwo
Preisschilder“, stellte Klößchen fest.
    „Ist nicht üblich“, wusste Karl,
„sonst würde ja das Wichtigste bei einem Kauf wegfallen, das Feilschen. Das
gehört hier zur Pflicht, eine Tradition seit Urzeiten. Den Arabern macht es
Spaß — auch wenn es stundenlang dauert, was unsereins eher nervt. Außerdem
steckt ein Gedanke dahinter. Nahezu alles, was wir hier sehen, wird von
Kleinhandwerkern hergestellt. Die erproben beim Feilschen immer wieder den
Marktwert ihres Produktes. Stellen fest, was sie verlangen
können/dürfen/müssen. Natürlich mit Schwankungen. Denn jedes Feilschen geht
anders aus.“
    „Wenn der Händler bedürftig
aussieht“, meinte Gaby, „würde ich schnell weich werden.“
    Karl, der ein paar Schritte
voraus war, drehte sich um und wollte antworten. Aber sein Blick ging an Gaby
vorbei.
    „Heh! Da ist ja... oder...
nein.“
    „Wen meinst du?“ Auch Tim hatte
sich umgedreht und sah in die Menge hinter ihnen.
    „Ich dachte, ich hätte
Schwitzke gesehen. Aber er war’s wohl nicht.“
    „Einerseits“, sagte Tim, „kann
man den kaum verwechseln. Andererseits hat er das Recht, hier rumzuschlurfen.“
    „Vielleicht verfolgt er uns.“
Klößchen grinste.
    „Weshalb sollte er?“
    Tims Blick suchte die Menge
nach dem bekannten Gesicht ab. Aber ohne Erfolg. Dann wurde ihm, Tim, bewusst,
dass seine rechte Hand leer war. Gaby war nicht mehr neben ihm.
    „Wo ist Pfote?“
    „Dort an dem Stand für
Silberschmuck.“ Klößchen wies etwas ungenau nach schräg links.
    Tim äugte. Der Silberschmied —
ein fetter Araber mit rotem Fes auf dem Rundschädel — betrieb eine Art
Eckladen. Denn dicht daneben verlief eine sehr schmale, sehr dunkle Gasse. Tim
erschien sie für einen Moment wie ein Abwasserkanal, für dessen Verlauf sich
niemand interessiert: im Gegensatz zur schönen blauen Donau, Vater Rhein, Nil
oder Mississippi.
    War Gaby in diese Gasse
gegangen? Vor dem Silberschmuck-Stand sah er sie jedenfalls nicht.
    „Nanu!“, meinte Klößchen. „Eben
war sie noch dort.“
    Tim startete schon. Doch in
diesem Moment drängte eine japanische Reisegruppe in geschlossener Formation
heran — dicht bei dicht wie das Gemenge in einer Schüssel Reis. Voran der Führer
mit Hütchen und einer Wimpelfahne, die die Gruppe als Nipponesen ( Japaner )
auswies. Jeder war mit Kamera ausgerüstet. Die Blitzlichter zuckten wie die zu
erwartenden Silvester-Feuerwerke.
    „Excuse me!“
    Englisch verstanden sie
sicherlich. Tim drängte sich durch. Aber das ging zäh.
    Endlich hatte er die Gasse
erreicht. Ein dunkler Schlauch. Vorn waren noch einige Stände. Hinten verlor
sich der Durchgang in Dunkelheit.
    Von Gaby keine Spur.
    „Gaaaaaaby! Pfoooooote!“
    Tim spürte, wie sich sein Magen
zusammenzog. Im Nacken kribbelte die Haut. Er lief ein Stück in die Gasse
hinein. Er stolperte über irgendwas Weiches, ein Bündel Stoff oder ein totes
Tier. Hier waren keine Lampen mehr, nur feuchte Mauern rechts und links. Seine
Augen gewöhnten sich. Er gewahrte Hauseingänge. Verschlossen. Er rief. Aber
seine Freundin antwortete nicht.
    Zurück! Bestimmt habe ich sie
nur übersehen, redete er sich ein. Sie ist längst bei Karl und Klößchen.
    Aber dort war sie nicht. Seine
Freunde warteten vor den Silberschmuck-Auslagen und wirkten alarmiert.
    „Ich habe ihn gefragt“, stieß
Karl hervor — und wies auf den Dicken. „Der Mann spricht Englisch und sogar
etwas Deutsch. Er hat Gaby gesehen. Dann sei ihr Vater gekommen, hätte sie an
der Hand genommen und in die Gasse gezogen. Dabei hat er ihr den Mund
zugehalten und gesagt: Still, Gaby! Ich will deine Frechheiten gar nicht hören.
Wenn du nicht den Mund hältst, halte ich ihn dir zu.“
    „Jaaaaaah!“ Der

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