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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sei­ner Be­geg­nung mit dem au­ßer­ir­di­schen Geist noch son­der­ba­rer zu sein:
    Er blieb ste­hen. „Ar­kan Drei!“ rief er. Die Frau auf dem Thron im Wei­zen­feld – die­se Kar­te be­zeich­ne­te das drit­te Große Ar­kan im Ta­rot­spiel mit Na­men ‚Herr­sche­rin’.
    Dies war der Pla­net Ta­rot, wo Kar­ten le­ben­dig wur­den. Aber so rasch hat­te er das nicht er­war­tet – und nicht so wört­lich!
    War dies ei­ne wei­te­re geis­ter­haf­te Ma­ni­fes­ta­ti­on? Spiel­te sich al­les nur in sei­nem Kopf ab? Wenn dies der Fall war, dann muß­te er sei­nen Ur­tei­len über die­se Rei­se miß­trau­en. Was wür­de der Auf­zeich­ner ver­ra­ten? Er hät­te ihn sich gern an­ge­se­hen, hat­te aber na­tür­lich kei­nen Pro­jek­tor und be­griff die Wir­kungs­wei­se des Arm­bands oh­ne­hin nicht. Nichts­de­sto­we­ni­ger war ihm die Frau re­al und trotz (oder we­gen?) ih­rer Furcht­sam­keit höchst at­trak­tiv er­schie­nen.
    Ein Pla­net, wo Ta­rot­bil­der zum Le­ben er­wach­ten, Bru­der Paul blieb ste­hen und dach­te dar­über nach, an­ge­regt durch den plötz­li­chen Be­weis für die­se Be­haup­tung. Er hat­te als Teil sei­ner Pflich­ten für den Or­den Tan­nen­holz ge­sägt, und manch­mal wa­ren sei­ne Ge­dan­ken wäh­rend der schwe­ren Ar­beit ab­ge­schweift, und er hat­te ei­ne Par­al­le­le zwi­schen dem Holz und dem Ta­rot her­bei­be­schwo­ren. Das Holz war au­ßen weich und weiß, leicht zu sä­gen und zu ver­ar­bei­ten, leicht zu ver­bren­nen, aber oh­ne all­zu­viel Sub­stanz. Das Herz der Fich­te hin­ge­gen war stein­hart und dicht, ge­sät­tigt mit or­gan­ge­far­be­nem Saft. Es über­dau­er­te De­ka­den oh­ne Zer­fall, und die Ter­mi­ten, de­ren Lieb­lings­holz wei­che Tan­ne war, wag­ten sich nicht an die Herz­stücke. Es brann­te so gut, daß es Me­tall­git­ter und Zie­gel­ka­mi­ne zer­stör­te. Die Kö­ni­gin der Ka­min­höl­zer. Das Ta­rot er­schi­en ihm ähn­lich: es war ober­fläch­lich ge­se­hen in­ter­essant; leicht wa­ren die Bil­der von Ama­teu­ren zu in­ter­pre­tie­ren. Doch wenn man sich tief ge­nug hin­ein­ver­senk­te, stieß man auf das Herz des Ta­rot – und das war tief, dicht und schwie­rig und zwang die Ge­dan­ken durch die vier­te und fünf­te Di­men­si­on von Den­ken und Zeit. Nur we­ni­ge Men­schen konn­ten da­mit um­ge­hen, doch je­ne, die hart­nä­ckig da­beib­lie­ben, er­hiel­ten große und dau­er­haf­te Be­loh­nung da­für. Bru­der Paul sah sich sel­ber am Rand zwi­schen weißem Holz und dem oran­ge­far­be­nen Herz­stück, ein No­vi­ze, der vor dem Por­tal der wah­ren Be­deu­tung zit­tert und kaum weiß, was für Ent­de­ckun­gen vor ihm lie­gen. Wür­de er hier, auf dem Pla­ne­ten Ta­rot, wei­ter­kom­men?
    Nun, der Thron der Herr­sche­rin blieb ste­hen. Das konn­te er rasch über­prü­fen. Er ging dar­auf zu und blick­te sich da­bei um. Es war ei­ne wun­der­schö­ne Ge­gend mit ei­nem au­gen­schein­li­chen Vul­kan di­rekt hin­ter dem Feld und da­ne­ben ei­ner Ket­te aus bun­tem Fels­ge­stein. Die Luft war warm und die Schwer­kraft ähn­lich wie auf der Er­de, so daß er sich wohl­fühl­te. Nie­mals hät­te er die­sen Ort für einen von Geis­tern heim­ge­such­ten Pla­ne­ten ge­hal­ten!
    Doch dar­über gab es kei­nen Zwei­fel. Das war der ech­te Herr­sche­rinn­en­thron aus dem Ta­rot. Oder et­was sehr Ähn­li­ches. Er be­stand aus dich­tem, po­lier­tem Holz und nicht aus Stein; Paul mach­te sich klar, daß es hier viel­leicht nicht den pas­sen­den Stein gab. Auf ei­ner Sei­te war das sechs­e­cki­ge Schild mit dem zwei­köp­fi­gen Ad­ler ein­ge­schnitzt. Ein sol­ches Sym­bol konn­te man wohl kaum für Zu­fall hal­ten, doch er war sich auch nicht völ­lig si­cher, ob es nicht doch ei­ner war. Im­mer noch Zwei­fel al­so. Aber den gab es im­mer.
    Mäch­ti­ge Holz­säu­len stütz­ten einen Bal­da­chin, der den Thron be­schat­te­te. Ei­ne not­wen­di­ge Ein­rich­tung, denn selbst die schöns­te Herr­sche­rin wür­de ver­ge­hen, wenn sie den gan­zen Tag un­ter die­ser Son­ne sit­zen müß­te. Aber …
    Ein ent­set­zen­er­re­gen­des Knur­ren ließ ihn zu­sam­men­zu­cken. Er sprang in Rich­tung des Lau­tes

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