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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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auf und sah ein rie­si­ges kat­zen­ar­ti­ges We­sen auf sich zu­schlei­chen. Das We­sen schi­en fünf Bei­ne zu ha­ben. Viel­leicht war der Schwanz um­ge­bil­det.
    Von der Frau zum Ti­ger! Bru­der Paul duck­te sich hin­ter den Thron. Das We­sen schlich hin­ter ihm her. Kat­zen­ar­tig, aber kei­ne Kat­ze; die Bein­be­we­gun­gen wa­ren auf merk­wür­di­ge, aber ein­drucks­vol­le Wei­se fremd­ar­tig. Nicht, weil die Bei­ne sich an den Ge­len­ken nach hin­ten bo­gen; die Beu­gung schi­en ir­gend­wie an­ders zu sein …
    Kei­ne Zeit, das jetzt ge­nau zu stu­die­ren! Das Ding muß­te an die hun­dert­fünf­zig Ki­lo­gramm wie­gen – dop­pelt so­viel wie Bru­der Paul –, und über sei­ne Ab­sicht gab es kei­nen Zwei­fel. Es be­trach­te­te ihn ent­we­der als Feind oder als Beu­te­tier.
    Es hät­te schon ge­hol­fen, wenn man ihn vor­her über die­se Ein­zel­hei­ten der Öko­lo­gie die­ses Pla­ne­ten in­for­miert hät­te. Aber viel­leicht hat­te man es nicht ge­wußt. Er hät­te in der Kap­sel blei­ben sol­len, bis je­mand von den Ko­lo­nis­ten ge­kom­men wä­re; die­se Schwie­rig­keit hat­te er sich nun sel­ber zu­zu­schrei­ben.
    Bru­der Paul duck­te sich wie­der hin­ter den Thron, doch das Ti­ger­we­sen hat­te es vor­aus­ge­se­hen. Es sprang auf der an­de­ren Sei­te her­um, wo­bei es sich mit ge­spens­ti­scher Leich­tig­keit her­um­dreh­te, und stand un­ver­mit­telt mit aus­ge­streck­ten Vor­der­bei­nen vor ihm.
    Bru­der Paul er­leb­te einen je­ner Geis­tes­blit­ze, die ei­ni­ge Men­schen vor dem Tod er­le­ben. Die Ex­tre­mi­tä­ten der Krea­tur wa­ren we­der Klau­en noch Hu­fe, son­dern äh­nel­ten le­der­nen Hand­schu­hen oder Fäust­lin­gen. Sie wa­ren ge­teilt, wo­bei sich der grö­ße­re Teil wie ei­ne halb­ge­schlos­se­ne Hand zu ei­nem Halb­kreis bog, wo­bei al­ler­dings die Fin­ger fehl­ten. Der klei­ne­re Teil war wie ein ent­ge­gen­ge­setz­ter Dau­men. Die Ge­schick­lich­keit die­ser ‚Hand’ kam der mensch­li­chen in kei­ner Wei­se na­he, und die schwie­li­gen Stel­len an den Au­ßen­rän­dern deu­te­ten dar­auf hin, daß sie eher zum Lau­fen als an­de­ren Funk­tio­nen diente. Doch ein Huf oder ei­ne Tat­ze wä­re zum Lau­fen bes­ser ge­eig­net ge­we­sen. Was war das für ein ver­zerr­tes We­sen?
    Der Ti­ger sprang auf ihn zu, die son­der­ba­ren Fü­ße aus­ge­streckt, als wol­le er mit ihm bo­xen, wo­bei al­ler­dings nicht Bru­der Pauls Rumpf das An­griffs­ziel bil­de­te. Bru­der Paul sprang hoch und zur Sei­te, so daß das We­sen ihn ver­fehl­te. Die Vor­der­bei­ne des Tie­res zuck­ten zu­rück, wäh­rend die keu­len­ar­ti­gen Hin­ter­bei­ne nach vorn schos­sen. Es lan­de­te auf den Hin­ter­bei­nen und kipp­te nach hin­ten über.
    Wä­re Bru­der Paul an der glei­chen Stel­le ste­hen­ge­blie­ben, hät­ten sich die­se Vor­der­pfo­ten um sei­ne Knö­chel ge­hakt, wäh­rend ihn die Hin­ter­bei­ne mit sol­cher Ge­walt ge­trof­fen hät­ten, daß sei­ne Bei­ne ge­bro­chen wä­ren. Der­art ver­letzt wä­re er ei­ne leich­te Beu­te ge­we­sen. Das war kei­ne auf der Er­de be­kann­te An­griffs­art, doch ge­wiß eben­so bru­tal und wirk­sam wie Zäh­ne oder Reiß­zäh­ne oder Klau­en.
    Der Ti­ger wir­bel­te her­um und nahm die ur­sprüng­li­che Stel­lung wie­der ein, wo­bei er den viel­sei­ti­gen Schwanz zu Hil­fe nahm, und sprang er­neut nach vorn. Die­ses Mal setz­te er hö­her an, denn er schi­en mit ent­mu­ti­gen­der Schnel­lig­keit zu ler­nen. Doch Bru­der Paul blieb ste­hen. Er wir­bel­te her­um, um aus sei­ner Reich­wei­te zu ge­lan­gen, fiel gleich­zei­tig auf die Knie und um­fing mit der rech­ten Arm­beu­ge die lin­ke Vor­der­pfo­te. Dann roll­te er sich nach vorn und zerr­te an dem Bein. Das war ip­pon seoi na­ge, der ein­ar­mi­ge Schul­ter­wurf – der ers­te Ju­do­griff, den er bei ei­nem Tier aus­pro­bier­te, ob es nun ter­rest­risch oder au­ßer­ir­disch war. Und im­mer­hin mit Er­folg!
    Die Hin­ter­bei­ne des Ti­gers schos­sen mit dem kno­chen­bre­chen­den Re­flex nach vorn. Sie scho­ben sich schmerz­haft über Bru­der Pauls Rücken und rech­te Schul­ter, und ei­ner streif­te sei­nen Kopf.

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