Der Gotteswahn
Wahnvorstellungen bezeichne.
Einen Eindruck davon, was Einstein’sche Religion ist, können uns ein paar weitere Einstein-Zitate vermitteln:
Ich bin ein tief religiöser Ungläubiger. Das ist eine irgendwie neue Art von Religion.
Ich habe der Natur nie einen Zweck oder ein Ziel unterstellt, oder irgendetwas anderes, das man als anthropomorph bezeichnen könnte. Was ich in der Natur sehe, ist eine großartige Struktur, die wir nur sehr unvollkommen zu erfassen vermögen und die einen denkenden Menschen mit einem Gefühl der Demut erfüllen muss. Dies ist ein echt religiöses Gefühl, das mit Mystizismus nichts zu tun hat.
Der Gedanke an einen persönlichen Gott ist mir völlig fremd und kommt mir sogar naiv vor.
Seit Einsteins Tod versuchen Religionsvertreter verständlicherweise immer öfter, Einstein für sich zu reklamieren. Einige seiner religiösen Zeitgenossen hatten ein ganz anderes Bild von ihm. Im Jahr 1940 schrieb Einstein einen berühmten Aufsatz, in dem er seine Aussage »Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott« rechtfertigte. Diese und ähnliche Formulierungen waren der Anlass für unzählige Zuschriften von religiös-orthodoxen Menschen, die vielfach auf Einsteins jüdische Abstammung anspielten. Die im Folgenden zitierten Passagen stammen aus dem Buch Einstein and Religion (Einstein und die Religion) von Max Jammer (das mir auch als wichtigste Quelle für Zitate von Einstein selbst zu religiösen Themen gedient hat). Der römisch-katholische Bischof von Kansas City sagte: »Es ist traurig, wenn man mit ansehen muss, wie ein Mann, der aus dem Geschlecht des Alten Testaments und seinen Lehren stammt, die große Tradition dieses Geschlechts leugnet.« Andere katholische Geistliche stießen in das gleiche Horn: »Einen anderen als den persönlichen Gott gibt es nicht. […] Einstein weiß nicht, wovon er redet. Er hat völlig unrecht. Manche Leute glauben, wenn sie in einem Fachgebiet ein hohes Maß an Gelehrsamkeit erreicht haben, seien sie qualifiziert, auch in allen anderen ihre Meinung zu äußern.«
Die Vorstellung, Religion sei ein richtiges Fachgebiet , auf dem man Fachkenntnisse besitzen könne, sollte nicht unhinterfragt stehen bleiben. Der zitierte Geistliche hätte die Fachkenntnisse eines anerkannten »Elfenforschers« über Form und Farbe von Elfenflügeln wahrscheinlich nicht anerkannt. Sowohl er als auch der Bischof glaubten jedoch, Einstein habe mangels einer theologischen Ausbildung das Wesen Gottes nicht verstanden. Das Gegenteil ist richtig: Einstein wusste ganz genau, was er leugnete.
Ein amerikanischer römisch-katholischer Anwalt, der für die ökumenische Koalition arbeitete, schrieb an Einstein:
Wir bedauern zutiefst, dass Sie Ihre Äußerung getan haben, in der Sie sich über den Gedanken an einen persönlichen Gott lustig machen. In den vergangenen zehn Jahren war nichts anderes so sehr wie Ihre Aussage geeignet, die Menschen glauben zu machen, dass Hitler seine Gründe dafür hatte, die Juden aus Deutschland zu vertreiben. Ich gestehe Ihnen das Recht auf freie Meinungsäußerung zu, sage aber auch: Mit Ihrer Aussage machen Sie sich zu einer der größten Ursachen für Zwietracht in Amerika.
Ein New Yorker Rabbiner sagte: »Einstein ist zweifellos ein großer Wissenschaftler, aber seine religiösen Ansichten sind denen des Judentums diametral entgegengesetzt.« »Aber«? Warum aber und nicht und ?
Der Präsident einer historischen Gesellschaft in New Jersey legte in seinem Brief die Schwäche des religiösen Geistes so gnadenlos bloß, dass es sich lohnt, ihn zweimal zu lesen:
Wir respektieren Ihre Gelehrsamkeit, Dr. Einstein, aber eines haben Sie offenbar nicht gelernt: dass Gott ein Geist ist, dass man ihn ebenso wenig im Teleskop oder Mikroskop finden kann, wie man Gedanken oder Gefühle eines Menschen findet, wenn man das Gehirn analysiert. Wie jeder weiß, gründet sich Religion nicht auf Wissen, sondern auf Glauben. Vielleicht wird jeder denkende Mensch hin und wieder von religiösen Zweifeln heimgesucht. Mein eigener Glaube ist viele Male ins Wanken geraten. Aber ich habe nie jemandem etwas von diesen spirituellen Anfechtungen erzählt, und zwar aus zwei Gründen: Erstens fürchtete ich, ich könne allein durch meine Andeutungen das Leben und die Hoffnungen eines Mitmenschen gefährden und schädigen, und zweitens bin ich der gleichen Meinung wie der Autor, der sagte: »Es ist ein niederträchtiger Zug in jedem, der den Glauben eines anderen
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