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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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Deckel auf der Kiste und trugen sie hinauf zum Lieferwagen. Trotz des vielen Eisens wog die Kiste nicht einmal hundert Kilogramm . D as Ganze war keine große Anstrengung für die beiden kräftigen Männer. Als die Kiste auf der Ladefläche verstaut war, gingen sie wieder nach unten zu Madame de Man. »Alles klar«, sagte Nicolas. »Wir können fahren.« Madame de Man war gerade dabei, das Bett abzuziehen und zu säubern. Sie drehte sich zu den Männern um und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Gut«, schnaufte sie. »Ich kümmere mich hier um den Rest und erwarte euch in spätestens drei Stunden zurück. Seid mir bloß vorsichtig. Gesoffen habt ihr ja wohl hoffentlich nicht.« Die Männer schüttelten den Kopf. »Machen Sie sich keine Gedanken, Madame, wir passen schon auf.«
     
    Die beiden Männer gingen zurück zum Wagen und starteten den Motor. In langsamer Fahrt verließen sie das Anwesen und steuerten in Richtung Meer. Madame de Man reinigte währenddessen gründlich das Zimmer von allen eventuellen Spuren. Nach ungefähr einer Stunde war alles wie immer. Das Bett war frisch bezogen, die Spielecke aufgeräumt, die Alkoholreste entsorgt und alles blitzsauber geputzt- ein wirklich schönes Kinderzimmer . Schweißgebadet ging sie bis zur Tür und warf noch einmal einen prüfenden Blick zurück. Sie war zufrieden und schloss ab. Nichts erinnerte noch an das grauenvolle Ereignis, das vor wenigen Stunden stattgefunden hatte.
     
    Im noch dichten Nebel über der Nordsee, in der Nähe von De Haan, hörte man das leise Blubbern des Dieselmotors. Schwach erkannte man in den Nebelschwaden die Umrisse des kleinen Fischkutters, der sich seinen Weg durch die sanfte Dünung bahnte. Die sonst so raue See war ruhig, fast glatt an diesem frühen Morgen. Nachdem sie glaubten weit genug vom Ufer entfernt zu sein, stellten sie den Motor ab und ließen sich treiben. D ie Holzkiste stand in vor dem Ruderhaus. Mit einem Stemmeisen öffnete Lars den Deckel und nahm ihn herunter. Nicolas spuckte zur Seite. »Also los.« Während er das tote Mädchen aus der Kiste hob, nahm Lars den Amboss. Sie traten dicht an die Reling heran tauschten einen kurzen Blick aus und nahmen Schwung. Wortlos warfen sie die Leiche und den Amboss über Bord, ins Meer. Ein lautes Plumpsen, ein kurzes Gluckern, … nichts mehr. Einen Moment lang schwiegen die beiden Männer. Sie blickten auf das Wasser, auf dem nur noch ein paar kleine, kreisförmige Wellen verrieten, wo Asha ihr Grab gefunden hatte. Eine bleierne Stille lag über dem Kutter. Schnell sank das Mädchen durch das Gewicht des Ambosses tiefer und tiefer im grauen Wasser der Nordsee. Sie würde niemals mehr auftauchen. Nie mehr würde ihr Lachen erschallen. Die See hatte sie für immer verschlungen. Der Schiffsdiesel sprang an. Der Kutter machte eine Kehrtwende und fuhr zurück durch den Nebel in Richtung Küste.
     
    Madame de Man hatte ausgiebig geduscht und stand in der Küche. Was sie jetzt brauchte, war ein starker Kaffee. Um ihren Körper hatte sie ein großes Badetuch gewickelt. Marquart erschien auf einmal im Türrahmen und sah ihr gleichgültig zu. Obwohl sie ein echtes Vollweib war, konnte er nichts mit ihr anfangen. Er bekam bei solchen Frauen keinen hoch. Deshalb war auch der frisch aufsteigende Duft des Kaffees für ihn sehr viel verführerischer. Madame de Man hatte ihn bemerkt und drehte sich zu ihm um. »Guten Morgen, Herr Braun. Schon ausgeschlafen?« Marquart fühlte seinen Kopf. »Haben Sie eine Kopfschmerztablette für mich? Für einen Kaffee wäre ich ebenfalls dankbar.« Er drehte sich um und schlurfte Richtung Empfangsraum zu seinem Stammplatz im Erker. Nach wenigen Minuten kam Madame de Man mit einem Tablett zum Tisch. Sie schenkte Marquart Kaffee ein und gab ihm ein Glas Wasser mit einer Tablette. Aufmunternd lachte sie ihn an. Marquart nahm die Tablette und schlürfte einen Schluck von dem heißen Kaffee hinterher. »Haben Sie schon alles erledigt?«, fragte er dann. »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr Braun. Ich weiß nur von einer kleinen Gefälligkeit, die ich Ihnen erwiesen habe und für die Sie mir jetzt fünf zehn tausend Euro schulden. Frühstück natürlich inbegriffen.« Marquart hatte verstanden. Es war also alles in Ordnung. Er machte eine Handbewegung zum Zeichen des Komplimentes und, dass er mit der Regelung einverstanden war. Dann griff er in seine Hosentasche und zog ein Bündel mit Geldscheinen heraus. 
     
     
    Draußen wurde es

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