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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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und ohne das kann ich nichts anfangen.«
    »Eine Feder, Tinte und Papier!« rief nun seinerseits Ferdinand.
    »Dort auf dem Tisch fi nden Sie das Gewünschte«, sagte der Kellner.
    »Dann geben Sie’s uns.«
    Der Kellner stellte Feder, Tinte und Papier auf den Tisch in der Laube.
    »Wenn man bedenkt«, sagte Caderousse, indem er seine Hand auf das Papier fallen ließ, »daß man damit einen Menschen sicherer töten kann, als wenn man ihm im Walde versteckt aufl auert!
    Ich habe stets vor einer Feder, einer Flasche Tinte und einem Blatt Papier größere Angst gehabt als vor Säbel und Pistole.«
    »Der Kerl ist noch nicht so betrunken, wie er aussieht«, bemerkte Danglars. »Schenken Sie ihm doch ein, Ferdinand.«
    Ferdinand schenkte das Glas Caderousses voll, und dieser nahm die Hand vom Papier und griff nach seinem Glase.
    Der Katalonier beobachtete diese Bewegung, bis Caderousse, dem das Glas fast den Rest gab, dasselbe wieder auf den Tisch stellte oder vielmehr fallen ließ.
    »Nun denn?« fragte der Katalonier.
    »Nun, ich meinte also«, sagte Danglars, »daß, wenn jemand nach einer Reise, wie sie Dantès gemacht hat und auf welcher er Neapel und die Insel Elba berührt hat, wenn jemand, sage ich, ihn dem Staatsanwalt als bonapartistischen Agenten anzeigte …«
    »Ich werde ihn anzeigen«, sagte der junge Mann lebhaft.
    »Ja; aber dann läßt man Sie Ihre Erklärung unterschreiben, man stellt Sie dem gegenüber, den Sie angezeigt haben; ich liefere Ihnen freilich das Material, um Ihre Anklage zu begründen, aber Dantès kann nicht ewig im Gefängnis bleiben; eines Tages, über kurz oder lang, wird er herauskommen, und dann wehe dem, der ihn hinein-gebracht hat!«
    »Oh, ich wünschte weiter nichts, als daß er mit mir Streit suchte!« rief Ferdinand.
    »Ja, und Mercedes? Mercedes, die Sie hassen wird, wenn Sie das Unglück hätten, ihrem vielgeliebten Edmund nur die Haut zu ritzen!«
    »Ja, das ist freilich wahr«, bemerkte Ferdinand.
    »Nein«, fuhr Danglars fort, »wenn man sich so etwas vornähme, sehen Sie, so wär’s viel besser, man nähme einfach diese Feder, wie ich es jetzt tue, tauchte sie ein und schriebe mit der linken Hand, damit die Handschrift nicht erkannt würde, eine folgendermaßen abgefaßte kleine Anzeige …«
    Und Danglars schrieb mit der linken Hand in einer Schrift, die mit seiner gewöhnlichen nicht die geringste Ähnlichkeit hatte, folgende Zeilen, die er Ferdinand übergab und die dieser halblaut überlas:
    »Der Herr Königliche Staatsanwalt wird von einem Freunde des Th rones und der Religion darauf aufmerksam gemacht, daß ein gewisser Edmund Dantès, Erster Offi zier des Schiff es ›Pharao‹, welches, von Smyrna kommend, nach Berührung von Neapel und Porto Ferrajo heute morgen hier eingelaufen ist, von Murat einen Brief an den Usurpator und von dem Usurpator einen Brief an das bonapartistische Komitee in Paris erhalten hat. Der Beweis seines Verbrechens wird sich bei seiner Verhaftung ergeben, denn man wird besagten Brief entweder bei ihm, in der Wohnung seines Vaters oder in seiner Kajüte an Bord des ›Pharao‹ fi nden.«
    »Da sehen Sie«, fuhr Danglars fort, »so würde Ihre Rache Sinn und Verstand haben, denn sie könnte in keiner Weise auf Sie zurückfallen, und die Sache würde sich von selbst machen; man braucht jetzt nur noch diesen Brief zu falten und darauf zu schreiben: An den Königlichen Staatsanwalt. Das wäre die ganze Geschichte.«
    Und Danglars schrieb wie zum Scherz die Adresse.
    »Ja, das wäre die ganze Geschichte«, rief Caderousse, welcher, seinen letzten Rest von Vernunft anstrengend, der Vorlesung gefolgt war und instinktmäßig begriff , welches Unheil eine derartige Anzeige anrichten konnte; »ja, das wäre die ganze Geschichte, aber es wäre eine Niederträchtigkeit.« Und er streckte den Arm nach dem Brief aus.
    »Das Ganze ist ja auch nur ein Scherz«, sagte Danglars, wobei er den Brief aus der Reichweite des Trunkenen schob, »und ich wäre der erste, der es bedauerte, wenn Dantès, diesem braven Dantès, etwas zustieße. Da sieh …«
    Er nahm den Brief, zerknitterte ihn und warf ihn in einen Winkel der Laube.
    »Ja, Dantès ist mein Freund, und ich will nicht, daß ihm ein Leid geschieht!« rief Caderousse.
    »Ei, wer zum Kuckuck denkt denn daran, ihm ein Leid zuzufü-
    gen!« entgegnete Danglars, indem er aufstand, den jungen Mann, der sitzen geblieben war, ansah und fortwährend Seitenblicke nach dem fortgeschleuderten Papier

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