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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ist Ihre letzte Stunde gekommen.‹
    Und ehe er sich von seiner Überraschung erholt hatte, öff nete ich die Tür und entfl oh.«
    »Ha, ha!« sagte Monte Christo. »Sie mit Ihrem ehrlichen Gesicht machen solche Sachen, Herr Bertuccio, und noch dazu mit einem Staatsanwalt! Pfui! Wußte er denn wenigstens, was das Wort Vendetta bedeutet?«
    »Er wußte es so gut, daß er von diesem Augenblick an nicht mehr allein ausging, sich in seinem Haus einschloß und mich überall suchen ließ. Zum Glück war ich so gut versteckt, daß er mich nicht gefunden hat. Da ergriff ihn die Furcht; er zitterte davor, noch länger in Nîmes zu bleiben, bat um Versetzung, und da er in der Tat ein einfl ußreicher Mann war, wurde er nach Versailles versetzt; aber Sie wissen, für einen Korsen, der geschworen hat, sich an seinem Feind zu rächen, gibt es keine Entfernung, und so gut sein Wagen auch geführt wurde, war er mir nie um mehr als einen halben Tag voraus, obgleich ich ihm zu Fuß folgte.
    Die Hauptsache war nicht, ihn zu töten, dazu hätte sich hundertmal Gelegenheit geboten, sondern ihn zu töten, ohne entdeckt und vor allem, ohne festgenommen zu werden; denn von nun an gehörte ich mir nicht mehr allein, sondern ich hatte meine Schwägerin zu schützen und zu ernähren. Drei Monate lang beobachtete ich Herrn von Villefort; er tat keinen Schritt aus dem Haus, ohne daß ich ihm folgte. Endlich fand ich heraus, daß er insgeheim nach Auteuil ging; ich folgte ihm und sah ihn hier in dieses Haus eintreten, nur ließ er Pferd und Wagen im Gasthaus und trat nicht wie jedermann durch die Haustür von der Straße aus ein, sondern durch die kleine Pforte, die Sie dort sehen.«
    Monte Christo bekundete durch eine Kopfbewegung, daß er trotz der Dunkelheit den bezeichneten Eingang bemerkt habe.
    »Ich blieb nun in Auteuil und zog Erkundigungen ein; hier muß-
    te ich augenscheinlich meine Falle stellen.
    Das Haus gehörte, wie Ihnen der Hausmeister gesagt hat, Herrn von Saint-Méran, dem Schwiegervater Villeforts. Herr von Saint-Méran wohnte in Marseille, folglich war ihm das Haus unnütz; man sagte auch, daß er es kürzlich an eine junge Witwe vermietet habe, die man nur unter dem Namen der Baronin kannte.
    In der Tat sah ich eines Abends, als ich über die Mauer spähte, eine junge Frau allein im Garten spazierengehen, wo sie von keinem fremden Haus aus beobachtet werden konnte; sie blickte oft nach der kleinen Pforte, und ich verstand, daß sie an diesem Abend Herrn von Villefort erwartete. Als sie so nahe bei mir war, daß ich trotz der Dunkelheit ihre Züge unterscheiden konnte, sah ich eine schöne junge Frau von achtzehn bis neunzehn Jahren, groß und blond. Da sie im einfachen Hauskleid war, nahm ich wahr, daß sie schwanger war und daß ihre Schwangerschaft schon ziemlich weit fortgeschritten war.
    Einige Augenblicke darauf wurde die kleine Pforte geöff net, ein Mann trat ein; die junge Frau eilte auf ihn zu; sie umarmten sich, küßten sich zärtlich und begaben sich zusammen ins Haus.
    Dieser Mann war Herr von Villefort. Ich überlegte, daß, wenn er fortginge, besonders wenn er in der Nacht ginge, er allein den Garten durchqueren müßte.«
    »Und haben Sie den Namen dieser Frau erfahren?« fragte der Graf.
    »Nein, Exzellenz«, antwortete Bertuccio; »Sie werden sehen, daß ich keine Zeit dazu hatte.«
    »Fahren Sie fort!«
    »An diesem Abend«, erzählte Bertuccio weiter, »hätte ich vielleicht den Staatsanwalt töten können, aber ich kannte den Garten noch nicht genügend in allen seinen Einzelheiten. Ich fürchtete, Villefort nicht auf der Stelle zu töten, und daß, wenn jemand auf sein Rufen herbeieilte, ich nicht fl iehen könnte. Ich verschob die Tat auf das nächste Stelldichein und mietete mir, damit mir nichts entginge, ein kleines Zimmer, das nach der Straße ging, die an der Mauer entlanglief.
    Drei Tage darauf sah ich gegen sieben Uhr abends einen berittenen Diener das Haus verlassen und im Galopp nach Sèvres zu davonja-gen; ich vermutete, daß er sich nach Versailles begab. Ich täuschte mich nicht; nach drei Stunden kehrte der Mann, ganz mit Staub bedeckt, zurück.
    Zehn Minuten später kam ein andrer Mann, der in einen Mantel gehüllt war, und öff nete die Pforte, die sich hinter ihm schloß.
    Ich ging schnell nach unten. Obgleich ich das Gesicht Villeforts nicht gesehen hatte, erkannte ich ihn dennoch an dem Klopfen meines Herzens; ich stieg auf einen Prellstein an der Ecke der Mauer, von wo ich das

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