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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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entgegnete die Baronin, Sie hätten, meine ich, die Frauen voransetzen können!
    Sie sehen, Frau Baronin, daß ich recht hatte, wenn ich mir soeben einen Führer wünschte, der mir in den französischen Sitten Anleitung zu geben vermöchte.
    In diesem Augenblick trat die Lieblingskammerfrau der Baronin Danglars ein, näherte sich ihrer Gebieterin und flüsterte ihr ein paar Worte ins Ohr. Frau Danglars entgegnete erbleichend: Es ist unmöglich!
    Nein, es ist die genaue Wahrheit, sagte die Kammerfrau.
    Frau Danglars fragte, sich an ihren Gatten wendend: Ist es wahr, mein Herr?
    Was, Frau Baronin? erwiderte er, sichtbar beunruhigt.
    Man sagt mir, mein Kutscher habe, als er anspannen wollte, meine Pferde nicht mehr im Stalle gefunden. Ich frage Sie, was soll das bedeuten?
    Frau Baronin, hören Sie mich!
    Oh! ich höre schon, denn ich bin neugierig, zu erfahren, was Sie mir sagen werden; ich mache diese Herren zu Richtern zwischen uns und will Ihnen zunächst mitteilen, wie sich die Sache verhält. Der Baron hat zehn Pferde im Stall; unter diesen zehn Pferden gehören mir zwei, reizende Tiere, die schönsten Pferde von Paris; Sie kennen sie, Herr Debray, meine Apfelschimmel. Nun, jetzt eben, als Frau von Villefort meinen Wagen von mir entlehnt, als ich ihr ihn für morgen zu einer Spazierfahrt zusage, finden sich meine zwei Pferde nicht mehr vor. Herr Danglars hat wahrscheinlich ein paar tausend Franken dabei verdient. Wie verhaßt ist mir doch dieser gemeine Krämergeist!
    Frau Baronin, erwiderte Danglars, die Pferde waren zu lebhaft und kaum vier Jahre alt, ich werde ähnliche, sogar schönere für Sie finden, wenn es welche gibt, aber sanfte, ruhige Pferde, die mir keine solche Angst einflößen.
    Die Baronin zuckte die Achseln mit der Miene tiefer Verachtung.
    Danglars schien diese mehr als deutliche Gebärde nicht zu bemerken und sagte, sich an Monte Christo wendend: In der Tat, ich bedaure, Sie nicht früher gekannt zu haben, Herr Graf; Sie richten Ihr Haus ein?
    Ja wohl. Ich hätte Ihnen diese Tiere angetragen; denken Sie, ich habe sie um ein Nichts weggegeben; aber wie gesagt, ich wollte sie los sein, es waren zu feurige Tiere.
    Mein Herr, sagte der Graf, ich danke Ihnen, ich habe heute morgen ziemlich gute und nicht zu teuer gekauft. Doch sehen Sie, Herr Debray! Sie sind, glaube ich, Kenner?
    Während Debray ans Fenster trat, näherte sich Danglars seiner Frau und sagte ganz leise zu ihr: Stellen Sie sich vor, man kam und bot mir einen ungeheuren Preis für die Pferde. Ich weiß nicht, welcher Narr, der sich mit Gewalt zu Grunde richten will, heute seinen Intendanten zu mir schickte; nur so viel ist gewiß, daß ich sechzehntausend Franken bei dem Handel gewinne. Schmollen Sie nicht, und ich gebe Ihnen viertausend davon und Eugenie ebenfalls viertausend.
    Frau Danglars ließ einen niederschmetternden Blick auf ihren Gatten fallen.
    Wenn ich mich nicht täusche, sind Ihre Pferde, Ihre eigenen Pferde, an den Wagen des Grafen gespannt, rief Debray.
    Meine Apfelschimmel! rief Frau Danglars und eilte ans Fenster. Danglars war ganz verblüfft.
    Ist es möglich? rief Monte Christo, den Erstaunten spielend.
    Es ist unglaublich, murmelte der Bankier.
    Die Baronin sagte Debray ein paar Worte ins Ohr, und dieser näherte sich Monte Christo.
    Die Baronin läßt Sie fragen, um welchen Preis ihr Gatte sein Gespann an Sie verkauft hat?
    Ich weiß es nicht genau; es ist eine Überraschung, die mir mein Intendant, ich glaube um dreißigtausend Franken, bereitet hat.
    Debray überbrachte der Baronin die Antwort.
    Danglars erwiderte nichts, er sah eine unheilvolle Szene voraus; bereits war die Stirn der Baronin gefaltet und weissagte Sturm. Debray fühlte dies, schützte ein Geschäft vor und entfernte sich, Monte Christo, der mit Genugtuung die Lage der Dinge bemerkte, verbeugte sich vor Frau Danglars, ging ebenfalls weg und überließ den Baron dem Grimme seiner Gemahlin.
    Gut, dachte Monte Christo, während er sich zurückzog; ich habe mein Ziel so ziemlich erreicht; ich halte den Frieden dieser Ehe in meinen Händen und kann mit einem Schlage das Herz des Mannes und das der Frau gewinnen; welches Glück! Aber ich bin Fräulein Eugenie Danglars nicht vorgestellt worden, während ich sie doch so gern hätte kennen lernen. Doch wir sind in Paris und haben Zeit vor uns. Es wird noch geschehen!
    Zwei Stunden später erhielt Frau Danglars einen bestrickend liebenswürdigen Brief vom Grafen, worin er ihr schrieb, da er sein

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