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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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halte auch für meine Person nichts darauf, mein Herr, entgegnete Danglars gleichgültig, man hat mich wegen einiger Dienste, die ich geleistet, zum Baron ernannt und zum Ritter der Ehrenlegion gemacht; daher ...
    Doch Sie entsagten Ihren Titeln und gaben ein schönes Beispiel!
    Nicht ganz; Sie begreifen, für die Bedienten ...
    Ja, ja, für Ihre Leute heißen Sie gnädiger Herr, für die Journalisten Herr und für Ihre Wähler Bürger. Das sind unter einer konstitutionellen Regierung höchst praktische Abstufungen, wie ich vollkommen begreife.
    Danglars kniff sich abermals die Lippen; er sah, daß er auf diesem Gebiete Monte Christo nicht gewachsen war, und suchte auf ein anderes überzugehen, mit dem er besser vertraut war.
    Herr Graf, sagte er sich verbeugend, ich habe eine Mitteilung von dem Hause Thomson und French erhalten.
    Ich bin darüber entzückt, Herr Baron, ich werde nicht nötig haben, mich selbst vorzustellen, was immer ein wenig peinlich ist. Sie haben also bereits eine Mitteilung empfangen? Ja, aber ich gestehe, daß ich den Sinn derselben nicht vollkommen begriff. – Bah!
    Dieser Brief, ich habe ihn, glaube ich, bei mir. Ja, hier ist er. Dieser Brief eröffnet dem Herrn Grafen einen unbegrenzten Kredit auf mein Haus.
    Nun, Herr Baron, was finden Sie hierin Dunkles?
    Nichts, außer dem Worte unbegrenzt.
    Wie, ist der Ausdruck nicht gut? Sie begreifen, der Brief ist von Engländern geschrieben.
    Ah! ganz gewiß, hinsichtlich der Grammatik ist nichts dagegen einzuwenden, anders steht es geschäftlich.
    Scheint Ihnen das Haus Thomson und French nicht vollkommen sicher, Herr Baron? sagte Monte Christo mit der naivsten Miene der Welt. Teufel! das wäre mir ärgerlich, denn ich habe einige Fonds dort angelegt.
    Vollkommen sicher, erwiderte Danglars mit beinahe spöttischem Lächeln; aber der Sinn des Wortes unbegrenzt ist bei finanziellen Dingen so unbestimmt ...
    Daß er unbegrenzt ist, nicht wahr?
    Das ist es gerade, was ich sagen wollte; das Unbestimmte aber ist der Zweifel, und im Zweifel enthalte dich, spricht der Weise.
    Und das bedeutet, daß, wenn das Haus Thomson und French geneigt ist, Tollheiten zu begehen, das Haus Danglars keine Lust hat, dem Beispiel zu folgen.
    Wieso, Herr Graf?
    Ja gewiß, die Herren Thomson und French machen Geschäfte ohne bestimmte Zahlen, aber Herr Danglars hat eine Grenze bei den seinigen; er ist ein weiser Mann, wie er soeben bemerkte.
    Mein Herr, sagte der Bankier stolz, es hat noch niemand an meiner Kasse etwas auszusetzen gefunden.
    Dann werde ich anfangen, wie es scheint, erwiderte Monte Christo.
    Wer sagt Ihnen das?
    Die Erläuterungen, die Sie von mir verlangen, denn sie sind Zögerungen sehr ähnlich.
    Danglars biß sich in die Lippen; zum zweiten Male wurde er von diesem Manne geschlagen, und zwar diesmal auf dem Gebiete, das er als sein eigenstes bezeichnete. Seine spöttische Höflichkeit war nur geheuchelt und berührte jenes Extrem, das der Unverschämtheit so nahe steht. Monte Christo dagegen lächelte aufs anmutigste und besaß, wenn er wollte, ein gewisses naives Wesen, das ihm sehr zum Vorteile gereichte.
    Mein Herr, sagte Danglars nach kurzem Stillschweigen, ich will versuchen, mich dadurch verständlich zu machen, daß ich Sie bitte, selbst die Summe zu bestimmen, die Sie von mir zu erheben gedenken.
    Mein Herr, antwortete Monte Christo, entschlossen, keinen Zoll breit bei dieser Verhandlung zurückzuweichen, wenn ich einen unbegrenzten Kredit auf Sie verlangt habe, so geschah dies, weil ich den Betrag der Summen, deren ich vielleicht bedarf, nicht kannte.
    Der Bankier glaubte, der Augenblick sei gekommen, den Meister zu zeigen, er warf sich in seinen Polsterstuhl zurück und sagte mit stolzem, plumpem Lächeln: Oh! mein Herr, scheuen Sie sich nicht, Ihren Wunsch auszudrücken, Sie werden sich überzeugen, daß die Kasse des Hauses Danglars, so beschränkt sie auch ist, doch den ausgedehntesten Forderungen zu entsprechen vermag, und sollten Sie auch eine Million verlangen ...
    Wie beliebt?
    Ich sage eine Million, wiederholte Danglars mit dem Nachdruck der Gemeinheit.
     

     
    Und was soll ich mit einer Million tun? entgegnete der Graf. Guter Gott! wenn ich nur eine Million gebraucht hätte, ... einer solchen Erbärmlichkeit wegen würde ich mir nicht haben einen Kredit auf Sie eröffnen lassen! Eine Million habe ich stets in meiner Brieftasche. Hierbei zog Monte Christo aus einem kleinen Täschchen, das auch seine Visitenkarten enthielt, zwei

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