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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anweisungen auf die Staatsbank, je über 500 000 Franken.
    Einen Menschen wie Danglars mußte man mit einem Keulenschlage niederstrecken, leichte Stiche taten ihm nichts. Der Bankier wankte betäubt und schaute Monte Christo mit verdutzten Augen an, deren Stern sich furchtbar erweiterte. Gestehen Sie mir, daß Sie dem Hause Thomson und French mißtrauen? sagte Monte Christo. Mein Gott, das ist ganz einfach, ich habe diesen Fall vorgesehen. Hier sind noch zwei Briefe, dem ähnlich, den Sie erhalten haben, der eine ist von Arnstein in Wien an den Herrn Baron Rothschild, der andere von Baring in London an Herrn Laffitte. Sagen Sie ein Wort, und ich überhebe Sie jeder Unruhe, indem ich mich an eins von den beiden Häusern wende.
    Das wirkte, Danglars war besiegt. Er öffnete sichtbar zitternd die beiden Briefe von Wien und London, die ihm der Graf mit den Fingerspitzen reichte, und untersuchte die Echtheit der Unterschriften mit einer ängstlichen Aufmerksamkeit, die für Monte Christo beleidigend gewesen wäre, wenn er sie nicht der Verwirrung des Bankiers zu gut gehalten hätte.
    Oh! mein Herr, diese drei Unterschriften sind Millionen wert, sagte Danglars, indem er sich erhob, als wollte er in dem Manne, der vor ihm stand, die personifizierte Macht des Geldes begrüßen. Drei unbegrenzte Kredite auf unsere größten Häuser! Verzeihen Sie, Herr Graf, aber wenn man auch aufhört, mißtrauisch zu sein, so kann man doch noch erstaunt bleiben.
    Oh! ein Haus wie das Ihrige dürfte wohl nicht staunen, erwiderte Monte Christo mit aller ihm zu Gebote stehenden Höflichkeit. Sie können mir also einiges Geld schicken?
    Befehlen Sie, Herr Graf, ich bin zu Ihren Diensten.
    Nun, da wir uns verstehen ... nicht wahr, wir verstehen uns?
    Danglars machte ein bejahendes Zeichen mit dem Kopfe.
    Und Sie haben kein Mißtrauen mehr? fuhr Monte Christo fort.
    Oh! Herr Graf, rief der Bankier, ich hatte es nie.
    Nun also, da wir uns verstehen, wollen wir eine runde Summe für das erste Jahr feststellen, sechs Millionen etwa.
    Sechs Millionen, gut! versetzte der Bankier ganz betäubt.
    Brauche ich mehr, fuhr Monte Christo gleichgültig fort, so setzen wir mehr. Doch ich gedenke nur ein Jahr in Frankreich zu bleiben, und während dieses Jahres überschreite ich diese Summe wohl nicht ... übrigens werden wir sehen ... Schicken Sie mir morgen zunächst 500 000 Franken, ich werde bis zur Mittagsstunde zu Hause sein; und wäre dies auch nicht der Fall, so fände sich ein Empfangsschein bei meinem Intendanten.
    Das Geld wird morgen vormittag um zehn Uhr bei Ihnen sein, Herr Graf, erwiderte Danglars.
    Der Graf stand auf.
    Ich muß Ihnen gestehen, Herr Graf, sagte Danglars, ich glaubte von allen großen Vermögen in Europa Kenntnis zu haben, aber das Ihre, das doch beträchtlich zu sein scheint, war mir völlig unbekannt; ist es neu?
    Nein, mein Herr, es ist von sehr altem Datum; es war eine Art Familienschatz, den man nicht berühren durfte, der Zuschlag der Zinsen hat das Kapital verdreifacht. Die vom Erblasser festgesetzte Frist ist erst vor ein paar Jahr en abgelaufen, und erst seitdem bin ich im Genuß; somit ist es ganz natürlich, daß Ihnen von diesem Kapital nichts bekannt ist. Übrigens werden Sie den Stand der Dinge in einiger Zeit genauer kennen lernen.
    Der Graf begleitete diese Worte mit jenem bleichen Lächeln, das Franz d'Epinay so bange gemacht hatte.
    Mit Ihrem Geschmack und Ihrer Gesinnung, mein Herr Graf, fuhr Danglars fort, werden Sie in der Hauptstadt einen Luxus entwickeln, der uns arme kleine Millionäre insgesamt in den Staub treten muß. Doch dürfte ich um die Ehre bitten, Sie der Frau Baronin von Danglars vorstellen zu dürfen? Entschuldigen Sie meinen Eifer, Herr Graf, doch ein Kunde, wie Sie, gehört beinahe zur Familie.
    Monte Christo verbeugte sich. Danglars läutete, und es erschien ein Lakai in auffallender Livree, den sein Herr fragte: Ist die Frau Baronin zu Hause?
    Ja, Herr Baron. Die Frau Baronin hat Gesellschaft. Und wer ist bei der Frau Baronin? Herr Debray? fragte Danglars mit einer Gelassenheit, die Monte Christo, der bereits von den durchsichtigen Geheimnissen im Hause des Finanzmannes unterrichtet war, innerlich lächeln ließ.
    Ja, Herr Baron, Herr Debray, antwortete der Lakai.
    Danglars machte ein Zeichen mit dem Kopfe. Dann, sich gegen Monte Christo wendend, sagte er: Herr Lucien Debray, ein alter Freund von uns, ist geheimer Sekretär beim Minister des Innern. Was meine Frau betrifft, so muß ich

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