Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
äußerst freien Verbeugung begleitete.
    Sie müssen ein Beglaubigungsschreiben für mich haben?
    Ja, unterzeichnet seltsamerweise von Simbad dem Seefahrer. Da ich aber diesen Simbad nur aus Tausendundeiner Nacht kannte, so ...
    Wohl, es ist ein Abkömmling von ihm, ein sehr reicher Freund von mir, ein mehr als origineller, fast närrischer Engländer, der mit seinem wahren Namen Lord Wilmore heißt.
    Ah! das erklärt mir die Sache, versetzte Andrea. Dann geht es vortrefflich. Es ist derselbe Engländer, den ich kennen gelernt habe ... in ... ja, sehr gut! ... Mein Herr Graf, ich bin Ihr Diener.
    Wenn das, was Sie mir zu sagen die Güte haben, wahr ist, sagte lächelnd der Graf, so hoffe ich, daß Sie so gefällig sein werden, mir etwas Näheres über Sie und Ihre Familie mitzuteilen.
    Sehr gern, Herr Graf, antwortete der junge Mann mit einer Zungenfertigkeit, die bewies, daß er ein gutes Gedächtnis besaß. Ich bin, wie Sie sagten, der Graf Andrea Cavalcanti, Sohn des Majors Bartolomeo Cavalcanti, Abkömmling der in das goldene Buch von Florenz eingetragenen Cavalcanti. Obgleich noch sehr reich, denn mein Vater besitzt ein Zinseneinkommen von einer halben Million, hat unsere Familie doch viel Unglück erfahren, und ich selbst, mein Herr, bin in einem Alter von fünf Jahren durch einen ungetreuen Hofmeister geraubt worden und habe deshalb seit fünfzehn Jahren den Urheber meiner Tage nicht gesehen. Seitdem ich das Alter der Vernunft erreicht und Herr meiner selbst bin, suche ich ihn vergebens. Endlich meldet mir dieser Brief Ihres Freundes Simbad, daß er sich in Paris befindet, und erteilt mir Vollmacht, mich an Sie zu wenden, um weitere Auskunft zu erhalten.
    In der Tat, mein Herr, alles, was Sie mir da erzählen, ist sehr interessant, sagte der Graf, der mit ingrimmiger Zufriedenheit die dreiste Miene des Sprechers betrachtete, und Sie werden wohl daran tun, wenn Sie in allen Stücken der Aufforderung meines Freundes Simbad entsprechen, denn Ihr Vater ist in der Tat hier und sucht Sie.
    Der Graf hatte seit seinem Eintritt in den Salon den jungen Mann nicht aus dem Gesichte verloren; er bewunderte die Festigkeit seines Blickes und die Sicherheit seiner Stimme. Doch bei den Worten: Ihr Vater ist in der Tat hier und sucht Sie, machte der junge Andrea einen Sprung und rief entsetzt: Mein Vater? Mein Vater hier?
    Allerdings, erwiderte Monte Christo, Ihr Vater, der Major Bartolomeo Cavalcanti.
    Der Ausdruck des Schreckens, der sich über die Züge des jungen Mannes verbreitet hatte, verschwand fast in demselben Augenblick wieder.
    Ah! ja, es ist wahr, rief er, der Major Cavalcanti. Und Sie sagen, dieser liebe Vater sei hier?
    Ja, mein Herr. Ich sage noch mehr. Soeben habe ich ihn verlassen; die Geschichte, die er mir von seinem geliebten, einst verlorenen Sohn erzählte, ergriff mich ungemein; seine Schmerzen, seine Befürchtungen, seine Hoffnungen wegen dieses Sohnes klingen wie ein rührendes Gedicht. Endlich hört er eines Tags, die Räuber seines Sohnes seien bereit, den Geraubten gegen eine sehr bedeutende Summe zurückzugeben oder ihm mitzuteilen, wo er sei. Nichts hielt den guten Vater zurück. Die Summe wurde an die Grenze von Piemont geschickt ... Sie befanden sich, glaube ich, im Süden Frankreichs? Ja, mein Herr, antwortete Andrea mit einer ziemlich verlegenen Miene; ja, ich befand mich im Süden Frankreichs.
    Ein Wagen sollte Sie in Nizza erwarten?
    So ist es, er führte mich von Nizza nach Genua und über Turin nach Paris.
    Vortrefflich; er hoffte immer, Ihnen unterwegs zu begegnen, denn dies war die Straße, die er selbst verfolgte.
    Aber wenn er mir begegnet wäre, dieser liebe Vater, sagte Andrea, ich zweifle, ob er mich erkannt haben würde; es ist eine ziemliche Veränderung mit mir vorgegangen, seitdem er mich aus dem Gesichte verloren hat.
    Ah! die Stimme des Blutes, sagte Monte Christo.
    Ah! ja, das ist wahr, erwiderte der junge Mann, ich dachte nicht an die Stimme des Blutes.
    Nun beunruhigt nur ein Gedanke den Marquis Cavalcanti, versetzte Monte Christo; was Sie wohl getan haben, während Sie von ihm entfernt waren; wie Sie von Ihren Verfolgern behandelt worden sind; ob man Ihrer Abkunft die schuldige Rücksicht hat zu teil werden lassen, ob nicht die Fähigkeiten, mit denen Sie die Natur so reich begabte, in jener Umgebung vernachlässigt worden sind, und ob Sie selbst meinen, den Ihnen gebührenden Rang wieder einnehmen und würdig behaupten zu können.
    Mein Herr, stammelte der junge Mann

Weitere Kostenlose Bücher