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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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seiner armen Mutter wegen!
    Trinken Sie doch, lieber Herr Cavalcanti, sagte Monte Christo, dem Lukkeser ein zweites Glas Alcante einschenkend; die Erinnerung überwältigt Sie.
    Seiner armen Mutter wegen, murmelte der Lukkeser, indem er einen Versuch machte, ob nicht die Kraft des Willens den Winkel seines Auges mit einer falschen Zähre zu befeuchten vermöchte.
    Welche, glaube ich, einer der ersten Familien Italiens angehörte?
    Eine Patrizierin von Fiesole.
    Namens?
    Marchesa Oliva Corsinari!
    Und Sie heirateten sie am Ende, trotz des Widerstrebens der Familie?
    Mein Gott! ja, das tat ich am Ende.
    Und Ihre Papiere, die Sie mitbringen, sind ganz in Ordnung?
    Was für Papiere? fragte der Lukkeser.
    Nun, Ihr Trauschein mit Oliva Corsinari und der Taufschein von Andrea Cavalcanti, Ihrem Sohne; heißt er nicht Andrea?
    Ganz richtig, Herr Graf, doch mit Bedauern muß ich Ihnen bemerken, nicht darauf aufmerksam gemacht, daß ich mich mit diesen Papieren versehen sollte, versäumte ich, sie mitzunehmen.
    Ah! Teufel! rief Monte Christo.
    Sind Sie denn durchaus nötig?
    Unerläßlich, rief Monte Christo; wenn man hier irgend einen Zweifel über die Gültigkeit Ihrer Ehe und die Rechtmäßigkeit Ihres Kindes erhöbe!
    Es ist richtig, man könnte Zweifel erheben.
    Das wäre sehr unangenehm.
    Es könnte ihm dadurch eine glänzende Heirat entgehen.
    O peccato!
    Sie begreifen, in Frankreich ist man streng. Es genügt nicht, wie in Italien, einen Priester aufzusuchen und ihm zu sagen: Wir lieben einander, verbinden Sie uns! In Frankreich gibt es eine bürgerliche Ehe, und um sich bürgerlich zu verheiraten, braucht man Papiere, durch welche die Identität nachgewiesen wird.
    Das ist ein Unglück, ich habe diese Papiere nicht.
    Zum Glücke habe ich sie.
    Ah! mein Herr, rief der Lukkeser, der, als er das Ziel seiner Reise durch den Mangel seiner Papiere verfehlt sah, befürchtete, dieses Vergessen könnte einige Schwierigkeiten in Beziehung auf die achtundvierzigtausend Franken zur Folge haben, ah! mein Herr, das ist ein Glück. Ja, wiederholte er, das ist ein Glück, denn ich hätte nicht daran gedacht.
    Bei Gott! ich glaube wohl, man denkt nicht an alles. Glücklicherweise dachte der Abbé Busoni für Sie daran.
    Ein bewunderungswürdiger Mann; und er schickte Ihnen die Papiere?
    Hier sind sie.
    Der Lukkeser legte die Hände als Zeichen der Bewunderung zusammen. Sie heirateten Oliva Corsinari in der St. Paulskirche in Monte Cattini, hier ist der Trauschein des Priesters.
    Ja, meiner Treu, sagte der Major, den Schein mit Erstaunen anschauend.
    Und hier der Taufschein von Andrea Cavalcanti, ausgefertigt von dem Pfarrer von Saravezza.
    Alles ist in Ordnung, sagte der Major.
    So nehmen Sie diese Papiere, mit denen ich nichts zu tun habe, geben Sie sie Ihrem Sohne, der sie sorgfältig aufbewahren wird.
    Ich glaube wohl! ... Wenn er sie verlieren würde! ...
    Was nun die Mutter des jungen Mannes betrifft ...
    Mein Gott, sagte der Lukkeser, unter dessen Füßen die Schwierigkeiten immer neu emporzuwachsen schienen, sollte man ihrer bedürfen?
    Nein, mein Herr, versetzte Monte Christo, hat sie übrigens nicht ...
    Doch, doch! rief der Major, sie hat ...
    Der Natur ihren Tribut bezahlt ...
    Ach, ja! sagte rasch der Lukkeser.
    Ich habe das erfahren, sagte Monte Christo, sie ist vor zehn Jahren gestorben.
    Und ich beweine noch ihren Tod, mein Herr, versetzte der Major, ein Taschentuch aus seiner Tasche ziehend.
    Was wollen Sie, sagte Monte Christo, wir sind alle sterblich. Sie begreifen, lieber Herr Cavaleanti, man braucht in Frankreich nicht zu wissen, daß Sie seit fünfzehn Jahren von Ihrem Sohne getrennt sind. Alle diese Geschichten von kinderstehlenden Zigeunern finden bei uns keinen Anklang mehr. Sie haben ihn zur Erziehung in ein Kolleg in der Provinz geschickt, und er soll nun nach Ihrem Willen diese Erziehung in der Pariser Welt vollenden. Deshalb verließen Sie Via Reggio, wo Sie seit dem Tode Ihrer Frau wohnen. Das wird genügen.
    Sie glauben?
    Gewiß.
    Gut also.
    Wenn man etwas von dieser Trennung erführe ...
    Ah! ja. Was würde ich sagen?
    Ein ungetreuer Lehrer, von den Feinden Ihrer Familie erkauft, habe dieses Kind geraubt, damit Ihr Name erlösche.
    Ganz richtig, da es der einzige Sohn ist ...
    Nun da alles festgestellt ist, da Ihre Erinnerungen, wieder aufgefrischt, Sie nicht verraten werden, müssen Sie wohl geahnt haben, daß Ihnen eine Überraschung bevorsteht.
    Eine angenehme? fragte der Lukkeser.
    Ah! ich sehe wohl,

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