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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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wiederzufinden.
    Einen angebeteten Sohn?
    Der in seiner Jugend entweder durch einen Feind seiner Familie oder durch Zigeuner geraubt wurde.
    Im Alter von fünf Jahren, mein Herr! sagte der Lukkeser mit einem tiefen Seufzer und die Augen zum Himmel aufschlagend.
    Armer Vater! sagte Monte Christo.
    Der Graf las weiter: Ich gebe ihm die Hoffnung, ich gebe ihm das Leben, Herr Graf, indem ich ihm verkündige, daß Sie ihm diesen Sohn, den er seit fünfzehn Jahren umsonst suchte, wiederfinden können.
    Der Lukkeser schaute Monte Christo mit einem Ausdrucke voll unsäglicher Unruhe an.
    Ich kann es, sagte Monte Christo.
    Der Major richtete sich hoch auf und rief: Ah! ah! der Brief ist also bis zum Ende wahr?
    Zweifelten Sie daran, mein lieber Herr Bartolomeo?
    Nein, niemals! Ein ernster, eine religiöse Würde bekleidender Mann, wie der Abbé Busoni, hätte sich nie einen solchen Scherz erlaubt; doch Sie haben nicht alles gelesen, Exzellenz!
    Ah! das ist wahr, es findet sich hier noch eine Nachschrift.
    Ja, erwiderte der Lukkeser, es findet sich ... eine ... Nachschrift.
    Um den Major Cavalcanti nicht in die Verlegenheit zu setzen, Papiere verkaufen zu müssen, schicke ich ihm einen Wechsel von zweitausend Franken für seine Reiseunkosten und akkreditiere ihn bei Ihnen mit der Summe von achtundvierzigtausend Franken, die ich bei Ihnen gut habe.
    Der Major verfolgte in sichtbarer Angst diese Nachschrift mit den Augen.
    Gut! begnügte sich der Graf zu bemerken.
    Er hat gut gesagt, murmelte der Lukkeser. Also die Nachschrift wird von Ihnen ebenso günstig aufgenommen, wie der übrige Brief?
    Der Abbé Busoni und ich stehen miteinander in Abrechnung; ich weiß nicht genau, ob er achtundvierzigtausend Franken bei mir gut hat, aber es kommt zwischen uns auf ein paar Banknoten nicht an. Ah! Sie legten also einen großen Wert auf diese Nachschrift, mein lieber Cavalcanti?
    Ich muß Ihnen gestehen, antwortete der Lukkeser, daß ich mich, voll Zutrauen zu der Unterschrift des Abbé Busoni, nicht mit andern Geldern versehen hatte; wäre mir diese Quelle entgangen, so würde ich mich in Paris in großer Verlegenheit befunden haben.
    Setzen Sie sich doch, sagte Monte Christo; in der Tat, ich weiß nicht, was ich mache ... ich lasse Sie seit einer Viertelstunde stehen.
    Der Major zog einen Stuhl an sich und setzte sich.
    Nun sagen Sie, sagte der Graf, wollen Sie etwas zu sich nehmen? Ein Glas Xeres, Porto, Alicante?
    Alicante, wenn Sie erlauben, das ist mein Lieblingswein.
    Monte Christo läutete; Baptistin erschien. Der Graf ging auf ihn zu und fragte leise: Nun ...?
    Der junge Mensch ist im blauen Salon, antwortete der Kammerdiener.
    Vortrefflich. Bringen Sie Alicantewein und Zwiebacke.
    Baptistin brachte das Verlangte.
    Der Graf befahl Baptistin, die Platte in den Bereich der Hand seines Gastes zu stellen, der zuerst den Alicante mit dem Rande seiner Lippen kostete, sodann eine Miene der Zufriedenheit annahm und endlich den Zwieback zart in das Glas tauchte.
    Sie wohnten also in Lucca? sagte Monte Christo, Sie waren reich, Sie waren vornehmer Abkunft, Sie genossen die allgemeine Achtung, Sie hatten alles, was einen Menschen glücklich machen kann?
    Alles, Exzellenz, erwiderte der Major, seinen Zwieback verschlingend, durchaus alles.
    Und es fehlte nur zu Ihrem Glück, Ihr Kind wiederzufinden? Dies fehlte mir sehr, rief der würdige Major, schlug die Augen zum Himmel auf und suchte zu seufzen.
    Nun reden Sie, mein lieber Herr Cavalcanti, wie verhält es sich mit diesem so sehr beklagten Sohne? Denn man sagte mir, Sie seien Junggeselle geblieben.
    Man glaubte es, mein Herr, und ich selbst ...
    Ja, versetzte Monte Christo, und Sie selbst suchten diesem Gerüchte Glauben zu verschaffen. Eine Jugendsünde, die Sie vor aller Augen verbergen wollten.
    Der Lukkeser richtete sich auf, nahm seine ruhigste und würdigste Haltung an, schlug aber zugleich bescheiden die Augen nieder, sei es, um seine Haltung zu sichern, sei es, um seine Einbildungskraft zu unterstützen, während er von unten herauf den Grafen anschaute, dessen auf seine Lippen festgebanntes Lächeln stets dieselbe wohlwollende Neugierde andeutete. Ja, mein Herr, sagte er, ich wollte diesen Fehler vor der ganzen Welt verbergen.
    Nicht Ihretwegen, versetzte Monte Christo, denn ein Mann steht über dergleichen Dingen!
    Oh! nein, gewiß nicht meinetwegen, erwiderte der Major, lächelnd und die Achseln zuckend.
    Sondern seiner Mutter wegen?
    Seiner Mutter wegen, rief der Lukkeser,

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